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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0475
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9. Erklärung der evangelischen Ratsmitglieder 1603

9. Erklärung der evangelischen Ratsmitgliedera
11. / 21. April 16031
Erclärung, erinnerung und gegenprotestation der Augspurgischen Confession verwandten schöffen und
vier und zwäntziger2 uff die den
4. | 14. diß [monats] in pleno senatu abgelesne schrifft
anstatt eines verglichnen voti und protestation

Wir haben vonn wegen unser und gemeiner unser
mitglieder der evangelischen burgerschaft, so sich zu
der Augsp[urgischen] Confession bekennen, nicht
ohne sonderliche beschwerdten und bekümmernus
angehört, was für ein protestation anstatt eines
mundtlichen und verglichenen einhelligen voti Mon-
tags, den 4. / 14. diß [monats], jüngsthin in pleno
senatu wider unß und unsere mitreligions genossen
ist fürgangen und abgeleesen worden3, in welcher
wir vermeintlich4 beschuldigt worden, alß hetten
wir weiland herrn Michel Bocken, seeligen5, unsers
geweßnen helffers unnd kirchendieners zun Barfüe-
sern, vacierende stell wider die röm[isch] keiß[erli-
che] mayestat, unseren allergnedigsten herrn, und
eines ersamen ratts wohlheerbrachte freyheiten
heimlich, unbefüegter und praejudicierlicher weiß
ersetzt unnd, das hell6 und unlaugbar were, das wir
dardurch zuviel und unrecht gethon hetten, unnd
das man unß solche aigenthetliche7 bestellung einig

a Textvorlage (Handschrift): AM Hagenau GG 54, Nr. 5
(ohne Blattzählung).

1 Die beiden Angaben richten sich nach dem alten Ju-
lianischen Kalender (11. April) und dem neuen Grego-
rianischen Kalender (21. April). Zum Nebeneinander der
beiden Kalender und zur Berechnung der Daten vgl.
Grotefend, Taschenbuch, S. 24-26. In den städti-
schen Dokumenten erscheint üblicherweise die Angabe
nach dem Gregorianischen Kalender (s. die beiden Man-
date Nr. 9 aus dem Jahr 1610 und Nr. 11 aus dem Jahr
1617).
2 Zu den Schöffen und den Vierundzwanzigern vgl. die
Einleitung S. 403f.
3 Vgl. die Einleitung S. 417f.
4 Hier wohl: fälschlich.

und allein wolte zuverantwortten heimgewiesen8 ha-
ben, alles innhaltts ermelter protestation oder voti.
Hierauf künden wir unser wol (Gott lob und ohne
ruhm zu melden) heerbrachten ehren nach nit un-
derlassen, unnß folgender gestaltt zuerkleeren, zu-
berichten, zuerinnern und zum cräftigsten zubezeu-
gen:
Erstlich, das unß inn unsere sinn und gedancken nie
kommen, ichtwas9, welches wider die röm[ische]
keiß[erliche] mayestat, unsern allergnedigsten herrn,
alß dero mayestat wir für unsern unnd dießer statt
unnd unsers geliebten vatterlandts einichen ober-
herrn inn aller underthenigstem gehorsam halten |
unnd erkennen, fürgenommen oder aber wider eines
ersamen ratts freiheit (welche unsers erachtens ge-
meiner diser statt vonn allerhochlöblichsten
röm[ischen] keisern und königen im h. reich gegeben

5 Michael Bock (Tragus), * aus Waiblingen, studierte seit
dem Januar 1565 an der Universität Tübingen, wo er im
September 1566 zum Bacc. art. und im August 1568 zum
Mag. art. promoviert wurde. Das Amt des Diakons in
Hagenau, das er ab 1569 innehatte, war anscheinend sei-
ne erste Anstellung. In Hagenau unterschrieb er die
Konkordienformel. Im Mai 1601 kam es aufgrund der
Polemik Bocks gegen die katholischen Priester, die er
wegen der Vorenthaltung des Kelchs als „Seelenmörder“
bezeichnet hatte, zu Unruhen in der Stadt. Er starb im
August 1602 in Hagenau. Vgl. Bopp, Geistliche,
Nr. 454; Adam, Kirchengeschichte Elsaß, S. 447.
6 Klar, deutlich, s. Grimm, DWb 10, Sp. 966 und DRW
5, Sp. 703.
7 Eigenmächtige, s. DRW 2, Sp. 1345.
8 Zugewiesen, s. DRW 5, Sp. 649.
9 Irgendetwas, s. FWb 8, Sp. 13.

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