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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0476
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Hagenau

und von der jetz regierenden kay[serlichen] maye-
stat10 allergnedigst confirmirt worden, unnd der all-
gemeinen burgerschafft zugehörig und gegönt sein)
zuhandlen oder aber jemandt andern einiche landts-
fürstliche ober- oder gerechttigkeit inn geistlichen
oder inn weltlichen sachen einzuraumen oder zuzu-
aignen, wie wir dann vielmer neben euch, unsern
deß raths mitgliedern und andern unsern gemeinen
sambtlichen burgern, unsere wolheerbrachte frei-
heitten zuhaltten, darwider nichts zuthun noch für-
zunemmen zugestatten und bey derselben jederzeit
gut unnd blut11 uff- und darzusetzen12 gewiltt sein.
Daß unß nun so übel außgelegt unnd gedeütet wer-
den will, das wir ann des durchleüchtigen, hochge-
bornen fürsten unnd herrn, herrn Friderichen, hert-
zogen zu Württemberg unnd Tegckh, graffen zu
Mümppelgardt13, unsern gnedigen herrn, geschrie-
ben und ihr f[urstlich] g[naden] underthenig ersucht,
das sie unß ein qualificirte person zu dem h. predig-
ampt an obgedachts herrn Michel Bocken, seeligen,
statt wölle gnedig verfolgen14 lassen, inn solchem
haben wir nichts newes, nichts ohnrechts noch un-
verantwortliches, vielweniger der röm[ischen]
kay[serlichen] mayestat oder unsern unnd gemeiner
statt privilegien nochtheilig fürgenommen.
Dann, wann man sich erinnern will, wie man billich
soll, und man inn dem abgelesenen voto selber be-

b Korr. aus: vermittelbar.
10 Rudolf II., * 18. Juli 1552 in Wien als ältester Sohn von
Kaiser Maximilian II., † 20. Januar 1612 in Prag, 1572
Krönung zum König von Ungarn, 1575 zum König von
Böhmen, im gleichen Jahr Wahl zum römischen König,
hatte die Kaiserwürde von 1576 bis 1612 inne. In seiner
Regierungszeit kam es zu einer Verschärfung der konfes-
sionellen Konflikte im Reich (Kölner Bistumsstreit,
Straßburger Kapitelstreit). Vgl. NDB 22, S. 169-171;
LThK3 8, Sp. 1345.
11 Zur formel gut und blut s. FWb 6, Sp. 706.
12 Einzusetzen und zu opfern, s. FWb 2, Sp. 703f. und FWb
5, Sp. 218f.
13 Herzog Friedrich I. von Württemberg, * 19. August 1557
als Sohn des Grafen Georg I. von Württemberg-Möm-
pelgard in Mömpelgard, † 29. Januar 1608 in Stuttgart,
wurde am Hof Herzog Christophs I. in Stuttgart erzo-

kandtlich sein muß, das man umb die ersetzung15
der vacierenden16 stell vielmals und embsig ange-
sucht, darüber man niemahl kein | willferige andt-
wortt17 erlangen mögen, unnd man aber den 17. Ja-
nuarii, jüngst verflossen, sich entlich dahien erklert,
das wann wir möht mit 2 personen (wie inn andern
pfarren beschicht) benügig sein künden und man
noch einen ohn eines raths unnd meniglichs costen
und schaden annemmen und die von der Augsp[ur-
gischen] Religion denselben auß ihren secklen zu-
underhaltten unnd, da dessen verwieß18 kommen
soltte, zuverantwortten getraüeten, so ließ mans ge-
schehen, das man noch zwo oder 10 annehme; doch
weltte man sie es verantwortten lassen unnd sich
dessen protestiert haben.
So wirdt man ja nicht sagen oder schließen können,
das unnß unnd unsern religions verwandten dar-
durch ein abschlegige andtwortt were gegeben wor-
den, wie man dann auch zu derselben weder fueg
noch ursach, inn erwegung, das nicht allein inn die-
ßer statt, sondern im h. reich offenbar, das unsre
liebe vorelttern unnd vorfahren, christseeliger ge-
dechtnus, auß wolbefuegten unnd inn des reichs con-
stitutionibus unnd sunderlich dem heilsamen und
hochwerdten religionsfriden gegründten ursachen
unnd motiven, die Augsb[urgische] Confession alß
ein unmittelbarb glied, statth und stand des h. reichs
vor 38 jaren haben eingefüert19, dieselbe auch mit

gen. 1577 unterzeichnete er die Konkordienformel. 1581
trat er die Regentschaft in Mömpelgard an, das nach
dem Tod Georgs I. bis dahin von Württemberg aus re-
giert worden war. Als 1593 Herzog Ludwig I. von Würt-
temberg ohne Nachkommen starb, kam Friedrich in den
Besitz der Herzogswürde. Die Grafschaft Mömpelgard
ging damit im Herzogtum Württemberg auf. Friedrich I.
erreichte 1599 von Österreich die Rückverwandlung
Württembergs in ein Reichslehen. Vgl. Raff, Hie gut
Wirtemberg 2, S. 4-55; Lorenz, Haus Württemberg.
Lexikon, S. 138-142; Sehling, EKO XVI, S. 72f.
14 Im Sinne von: verabfolgen, zuweisen, s. Grimm, DWb
25, Sp. 350.
15 Wiederbesetzung, s. DRW 3, Sp. 274f.
16 Vakanten.
17 Zusage.
18 Hier wohl: Zuweisung, s. Grimm, DWb 25, Sp. 2181.
19 Vgl. Nr. 1.

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