Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0233
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5. Kirchenordnung [1581]

lenn in solchen leuthen gleicheit mit reichen und ar-
men gehaltenn werdenn.
Darnach, wenn die leich begrabenn ist, soll der
kirchendiener in der kirchenn und nit auf oder bey
dem grab dem volckh ein ort auß der heiligenn
schrifft, daß zu dem gegenwertigenn handel dienet,
mit folgender praefation furlesen:
Lieben freundt, wir haben jetzt, wie wir trostlicher
zuversicht seindt, ein mitgliedt unnsers herrn Jesu
Christi auß christlicher liebe zur begrebnus beleitet.
Damit wir nun nicht ohn unnderricht unnd trost
abtretten, wollen wir hören die wort deß heiligenn
apostels Pauli oder deß heiligen evangelisten N.,
lautendt.
Darauff soll er eine kurtze predigh oder vermah-
nungh thun unnd sich darinnen deß ubrigen lebens
der abgestorbenen enthaltenn, damit die leichpre-
digh nit in einen mißbrauch geratheno. Wo aber der
herr ahn dem abgestorbenen etwan besunders gna-
denn ihn ihrem leben und sterben bewiesen unnd
uns in denselben deß glaubens unnd lebens exempel
furgestelt, da mögen die diener solche gnadt mit
massen gottesfürchtiger erzehlungh zum preiß Got-
tes und besserungh der gemein rhumen. Man magh
auch vor der leichpredigenn in der kirchen Mitten
wir im leben etc.217 oder ein ander geistlich liedt sin-
gen, wie auch nach der predigh, wen daß gebett ge-
than ist, unnder welchem lezten gesangh die almu-
sen sollen gesamlet werden, unnd |40r| darnach soll
der diener den segen218 sprechenn und also die ge-
mein in friedenn gehenn lassen:
pAlmechtiger, ewiger, barmhertziger Gott und vat-
ter, wir danckhenn dir, daß du unns nit allein daß
leibliche, zeitliche leben hast gegebenn unnd bißher
erhalten, sonder auch daß geistliche, ewige lebenn in
uns angefangen, nachdem du unns also geliebet, daß
du deinen eingebornen sohn fur uns in den todt ge-
gebenn, auf daß wir alle, die wir in in glaubenn,
nicht verlohren werden, sonder daß ewigh leben het-
p-p Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 407f.
q In der Handschrift: frölicher.
217 Luther, Mitten wir im Leben sind, AWA 4, Nr. 3.

ten219 und uns zu der sehligenn gemeinschafft deines
lieben sohns Jesu Christi, durch dein wort unnd hei-
ligen geist [be]ruffen, auch unns bißher gnediglich
wider allen gewalt unnd list deß bösen feindts darin
erhalten und unsere hertzenn mit gewissen trost
unnd hoffnungh versichert hast, daß unns der zeit-
lich todt ein eingangh in daß himlisch und ewigh
leben sey, wir bitten dich auch, güttiger Gott unnd
vatter, du wollest in unns bestettigen und vollen-
den, daß du in unns angefangen hast. Vergib unns
alle unnsere sünden und erlöse unns von dem ewigen
todt umb deines lieben sohns Jesu Christi willen und
tödte in uns durch die gnadt deines heiligen geistes
je lenger, je mehr unnsere sündtliche art unnd na-
tur, bis du endtlich uns von aller sundt und trübsal
entledigest. Gib, daß wir mit festem glauben uns
trösten der frölichenq auferstehungh unsers fleisch
zur ewigenn herrlicheit. Stehe unns bey unnd rette
uns wider alle versuchungh und anlauff deß bösen
feindts und schwacheit unnsers eigen fleisches, son-
derlich, wen wir auß diesem leben sollen scheidenn.
Hilff, daß wir deinen vetterlichen willen in leben
und in sterben von hertzenn gern gehorsamb sein,
verleuchnen |40v | unns selbst und alles, was unns in
dieser welt gegeben magh, unnd suchen, was droben
ist, daß Christus ist sitzende zu der rechtenn Got-
tes220, unnd alle unser lust und freudt habenn, nit in
wollust dieser weldt, sonder in betrachtungh deines
worts unnd willens allezeit wachenn und bitten, auf
daß wir nit in versuchungh fallen221, sonder in rech-
ter bereitschafft gefunden werdenn, wen dein gne-
diger will ist, uns auß diesem ellenden leben zufor-
dern, auf daß wir durch ein sehliges ende in dir in die
ewige ruhe und sehligkheit khommen und uner-
schrockhen erscheinen fur dem richterstul Christi
Jesu, deines sohns, welches alles, bitten wir dich,
wollest unns gnediglich verleihen durch denselben
unsern herrn Jesum Christum, welcher unns also
hatt gelehret betten: Unser vatter, etc.p
Finis
218 Num 6,24-26.
219 Joh 3,16.
220 Kol 3,1.
221 Mt 26,41; Mk 14,38.

215
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften