Moers
aller anfechtungh behüeten, die blödigkheit213 unn-
sers fleisches sterckhenn mit der krafft deines heili-
gen geistes und im wahren, bestenndigen vertrawen
auf deine barmhertzigkheit, die du unns in Christo
Jesu erzeiget hast, in rechter ahnruffungh deines
nahmens und friedt unsers hertzens, unsern geist in
deine hendt nemmen, auf daß wir dich in dem ewi-
gen leben mit allenn deinen engelen und außerwehl-
ten preisen durch unnsern herrn Jesum Christum,
welcher uns allso hatt gelehrt bettenn: Unser vatter,
etc.
Wollest unns auch standthafftigkheit verleihen und
trewlich zunehmenn geben in den alten, wahren
unnd ungezweifelten christlichenn glauben: Ich
glaub in Gott vatter, etc.l
Dieweil offtermahls durch nachlessigkheit der hauß-
vatter oder sonst andere die krancken allso ver-
seumbt werden, daß sie bißweilen ohn allen trost
dahin sterben und zu vilen personen dan erst die
kirchendiener beruffen werden, sie zu tröstenn, wen
sie in todtsnötten oder mit kranckheit also be-
schweret seindt, daß sie kheinen trost, bericht unnd
vermahnungh zur gedult mehr einnehmmen oder
kheinen bescheidt von sich gebenn khonnen, so ist es
hoch vonnötten, darzu dann auch die kirchendiener
in ihren predigen daß volckh vermahnen sollen, daß
man kheinen krancken ohn trost langh liegen lasse
unnd daß man bey gutter zeit oder im anfangh der
kranckheit, ehe die uberhandt nimbt, dem kirchen-
diener davon meldungh thue, auf daß die kranckhen
nach notturfft unnderricht und getröst mogen wer-
den.|39r|
nVon besuchung der gefangenen
Es sollenn die kirchendiener sich auch mit allem
fleiß der gefangenen, dieweil die [der] vermahnungh
unnd deß trosts nit weniger bedurffen dan die
kranckhen, ahnnehmen unnd sie offt nach gestalt
der sachenn besuchen. Dieweil aber dieselbige leuth
mehrertheils unverstendigh und wenigh oder gar
nichts von dem grundt der sehligkheit wissen, sollen
die kirchendiener anfenglich dahin arbeitenn, daß
sie die gefangene durch erclerungh der zehen ge-
bott214 unnd der gerechtigkheit Gottes wider die
sundt zu der erkhantnus ihrer sünden unnd mißtah-
ten fuhren unnd darnach dennselben, wen sie dahin
gebracht, die gnadt Gottes in Christo Jesu zur ver-
gebungh der sünden furhalttenn. Da aber sonst ein
gefangener seiner ubelthat halbenn sehr kleinmütigh
wehre, sollen die kirchendiener nach gelegenheit der
sachen mit ime handlen, auf daß er nit anfangh zu-
verzagen ahn der barmherzigkheit Gottes und lezt-
lich kheinen trost mehr ahnnehmen.
Von der begrebnus
Dieweil ein alter unnd löblicher brauch ist gewest,
die todten ehrlich zubegrabenn, so soll derselbigh
brauch doch mit dem unnderschiedt gehaltten wer-
denn, daß in begrebnus derenn, die in offentlicher
verachtungh der gemein Christi und ohn befurde-
rungh eines kirchendieners sterben, khein kirchen-
diener gegenwürtigh sein noch mit der leich gehen
darff. Welcher aber in der gemeinschafft Christi
unnd der kirchen verscheiden und diese gemein-
schafft auch ahn irem endt bekhennen, die soll man
n-n Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 405.
o-o Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 406.
213 Schwachheit.
ehrlich zum begrebnus in aller stille, ohn alles ge-
sangh auf der gassenn tragen unnd zur erden ohn
alle päb[s]tische unnd abergleubische ceremo-
nien215 ahn |39v| den platzenn, darzu verordnet, be-
statten.
oDamit aber der abgestorbenen begrebnus unns
nutzlich gehalten werde, mach man erstlich mit ei-
ner glockhenn leuthen, daß hiemit die leuth, so die
leich zur begrebnus vergleiten216 wollen, ein zeichen
der zeit ihrer versamblungh haben mögen. Unnd sol-
214 Siehe oben, Anm. 9.
215 Katholische Begräbnisriten.
216 Begleiten, geleiten.
214
aller anfechtungh behüeten, die blödigkheit213 unn-
sers fleisches sterckhenn mit der krafft deines heili-
gen geistes und im wahren, bestenndigen vertrawen
auf deine barmhertzigkheit, die du unns in Christo
Jesu erzeiget hast, in rechter ahnruffungh deines
nahmens und friedt unsers hertzens, unsern geist in
deine hendt nemmen, auf daß wir dich in dem ewi-
gen leben mit allenn deinen engelen und außerwehl-
ten preisen durch unnsern herrn Jesum Christum,
welcher uns allso hatt gelehrt bettenn: Unser vatter,
etc.
Wollest unns auch standthafftigkheit verleihen und
trewlich zunehmenn geben in den alten, wahren
unnd ungezweifelten christlichenn glauben: Ich
glaub in Gott vatter, etc.l
Dieweil offtermahls durch nachlessigkheit der hauß-
vatter oder sonst andere die krancken allso ver-
seumbt werden, daß sie bißweilen ohn allen trost
dahin sterben und zu vilen personen dan erst die
kirchendiener beruffen werden, sie zu tröstenn, wen
sie in todtsnötten oder mit kranckheit also be-
schweret seindt, daß sie kheinen trost, bericht unnd
vermahnungh zur gedult mehr einnehmmen oder
kheinen bescheidt von sich gebenn khonnen, so ist es
hoch vonnötten, darzu dann auch die kirchendiener
in ihren predigen daß volckh vermahnen sollen, daß
man kheinen krancken ohn trost langh liegen lasse
unnd daß man bey gutter zeit oder im anfangh der
kranckheit, ehe die uberhandt nimbt, dem kirchen-
diener davon meldungh thue, auf daß die kranckhen
nach notturfft unnderricht und getröst mogen wer-
den.|39r|
nVon besuchung der gefangenen
Es sollenn die kirchendiener sich auch mit allem
fleiß der gefangenen, dieweil die [der] vermahnungh
unnd deß trosts nit weniger bedurffen dan die
kranckhen, ahnnehmen unnd sie offt nach gestalt
der sachenn besuchen. Dieweil aber dieselbige leuth
mehrertheils unverstendigh und wenigh oder gar
nichts von dem grundt der sehligkheit wissen, sollen
die kirchendiener anfenglich dahin arbeitenn, daß
sie die gefangene durch erclerungh der zehen ge-
bott214 unnd der gerechtigkheit Gottes wider die
sundt zu der erkhantnus ihrer sünden unnd mißtah-
ten fuhren unnd darnach dennselben, wen sie dahin
gebracht, die gnadt Gottes in Christo Jesu zur ver-
gebungh der sünden furhalttenn. Da aber sonst ein
gefangener seiner ubelthat halbenn sehr kleinmütigh
wehre, sollen die kirchendiener nach gelegenheit der
sachen mit ime handlen, auf daß er nit anfangh zu-
verzagen ahn der barmherzigkheit Gottes und lezt-
lich kheinen trost mehr ahnnehmen.
Von der begrebnus
Dieweil ein alter unnd löblicher brauch ist gewest,
die todten ehrlich zubegrabenn, so soll derselbigh
brauch doch mit dem unnderschiedt gehaltten wer-
denn, daß in begrebnus derenn, die in offentlicher
verachtungh der gemein Christi und ohn befurde-
rungh eines kirchendieners sterben, khein kirchen-
diener gegenwürtigh sein noch mit der leich gehen
darff. Welcher aber in der gemeinschafft Christi
unnd der kirchen verscheiden und diese gemein-
schafft auch ahn irem endt bekhennen, die soll man
n-n Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 405.
o-o Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 406.
213 Schwachheit.
ehrlich zum begrebnus in aller stille, ohn alles ge-
sangh auf der gassenn tragen unnd zur erden ohn
alle päb[s]tische unnd abergleubische ceremo-
nien215 ahn |39v| den platzenn, darzu verordnet, be-
statten.
oDamit aber der abgestorbenen begrebnus unns
nutzlich gehalten werde, mach man erstlich mit ei-
ner glockhenn leuthen, daß hiemit die leuth, so die
leich zur begrebnus vergleiten216 wollen, ein zeichen
der zeit ihrer versamblungh haben mögen. Unnd sol-
214 Siehe oben, Anm. 9.
215 Katholische Begräbnisriten.
216 Begleiten, geleiten.
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