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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0234
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Moers

6. Kanzelabkündigung zur Kirchenordnunga
12. Juni 1603

Anno 1603, den 12. Junii, von wegen des durch-
leuchtigsten, hochgebornen fürsten und herrn, herrn
Mauritzen1, printzen zu Orangien, grafen zu Nassau
etc. etc. etc., |15r | unsers gnedigen fürsten und herrn,
sollen uns hiebefür dieser ohrt auffgerichteter kir-

chen-2 und policey ordnung3 nachfolgende articul
abermahl publiciret und von [der] cantzel abgelesen
werden, und ihres fürstlichen g[naden] unterthanen
fleissig zu halten bey vermeidung ihrer g. straff und
ungnaden ernstlich hiemit befohlen seyn.

Erstlich auß der kirchen ordnung

Ist zu wißen, daß neben der verkündigung der reiner
lehr des göttlichen worts auch zum wahren gottes-
dienst gehöret einerley gebrauch und rechter ver-
stand der h[eiligen] sacramenten, alß ohne welche sie
wenig oder gar nicht zur seeligkeit helffen. Belan-
gend derhalben erstlich den h. tauff, ist der befehl
und ordnung, daß derselbe allein am sontage und
sonsten auf denen tagen, da man prädigt hält, be-
dienet werden sollen alsobald nach verrichteter pre-
digt, da dan auch die gantze gemeine bey einander
bleiben und nach vollendetem gottesdienst der an-
kündigung des göttlichen seegens abwarten soll, und
dieser punct fleißig unterhalten werden, auß drey-
erley ursachen:
1. Erstlich, weilen die sacramenten seind siegel und
bundszeichen4 der evangelischen verheissung, sollen
sie billig auch nach geschehener predigt verrichtet
werden, auff daß die gläubigen sich dabey erinneren,
wie ihnen der gnadenbund Gottes, daß ist die ver-
heißung von vergebung der sünden, ewigen leben
und seeligkeit umb Christi willen durch die sacra-
ment gleichsam befestiget und versiegelt werden.

a Textvorlage (Handschrift): Kreisarchiv Viersen Bestand
Pelden gen. Cloudt AB (Amtsbuch) 7, fol. 14v-16v. Ab-
drucke: Henrichs, Geschichte, S. 317-321; Müller,
Ist die Moerser Kirchenordnung von 1560 gefunden,
S. 185-187; Deisel, Krefeld, S. 46 (nach Henrichs,
gekürzt). Abbildung bei Daebel, Reformation,
S. 128-130 (unvollständig).

2. Demnach derselbe und jede[r] glaubige sich
erinneren ihrer pflicht und zusage, so sie dem h[errn]
Gott in der tauff gethan, daß sie dem herrn ihrem
neuen gehorsahm in heiligkeit und gerechtigkeit alle
tage ihres lebens dienen, ihme vor seine wohlthat
hertzlich danckbahr seyn wollen.
3. Zum dritten soll der tauff an predigt tagen
und in offentlicher versamblung verrichtet werden,
uff daß im gemein der nahme Gottes über das kind
anruffen und durch daß allgemeine gebeht dem
herrn in seinen gnadenbund befehlen möge.
Es soll in alle wege der vatter des kindes, so er
einheimisch und gesund, oder sonst jemand von sei-
netwegen den kirchendiener ein tag, zwey oder drey
zuvorn umb den tauff ansprechen und ersinnen, da-
mit die prediger sich zuvor mögen erkündigen, waß
vor gevattern seyn werden, auff das er beyzeiten ihn
vermahne, keine leichtfertige leuthe, junge, unver-
ständige leuth oder sonst untüchtige persohnen, |15v |
darzu zu gebrauchen, damit daß sacrament des h.
tauffs nicht verunehret, auch, da die eltern zeitlich
mit todt verfielen, das kind durch allsolche leicht-
fertige leuthe, unachtsahme gevättern (wie leyder
gemeinlich geschigt) an christlicher zucht nicht ver-

1 Moritz von Oranien, Graf von Nassau-Dillenburg
(1567-1625), war Statthalter von Holland und Zeeland
und seit 1589 von Utrecht, Geldern und Overijssel.
2 Kirchenordnung 1581, oben, Nr. 5.
3 Polizeiordnung 1574/1580/1581, oben, Nr. 4.
4 Vgl. Mt 26,28; 1Kor 11,25.

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