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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0484
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Soest

Wol wer yt fyn, so men closter eder stichte der
meninge helde, dat men yunge lude darynne lerde
Gades wordt, de h. schryfft und christliche tucht,
dardorch fyne und christly[che] lude ertogen wor-
den; averst eynen wech der salicheit dar tho soken,
dat ys ungelove und duvels lere, 1. Timoth. iiii
[1-2].e 14r | Derhalven sall de papisterye gantz aff syn
und dusser unser christligenn reformacion ordnunge
nachkommen werden.
Erstlich sall S. Walpurgs closter vor eyn fry stifft
und christliche schole verordent syn und geholden
werden by aller vorriger gerechticheyt, darinne er-
bare und fromme kinder, wy susslange gewontlich
(doch ane pracht, ungotliche loffte und beschwerun-
ge), ingenommen, mit h. schrifft, dartho erbarheit
und tucht upgetogen, so lange se syck sulvest und
anderen gotliken konnen regeren unde vorstan und
tho der husshaldunge bequeme und nuthlich wer-
den, den dat, nemlich eelich tho werden, nodich ys
unde gevelt.
Derhalven en ock ere vederlike erve und kindes-
dell fry bliven sall, dat en Godt und dat h. recht
gifft und 14v | thoegent gelick den, de in erre oldernn
husen upgetagen werden, und dyt, so verne se sych
erlich und gotlich mitt rade erer frontscap bestaden
und elich werden. De averst, so im kloster blyven
wyllen, sollen van des klosters gude, als byllich ys,
underholden werdenn. Unde de, so nicht uthgan
wylt, sall der selvigen erfflike andell an ere su-
sterd, broder oder rechte erven vallen unde blivenn.
Solange averst se in solkem styffte oder christ-
licher schole bliven willen, sollen se mit erlicher klei-
dunge, als en geboren wyl, nu swartt oder gra, erlich
bekleydet und underholden werden, doch ane glys-
nerye und hoverdie, uthwendich smuck van stick-
wercke, perlen und goltwercke, item syden edder
damasten kleder, welx ydelheyt ys und tom aver-
mode gedragen werdt gemeinlich etc., sal nicht |5r|
vergunt noch gestadet werden, sunde, idelheyt und
lichtverdicheit tho vermiden, kragen und mowen
E 1. Timot. iiii.
^ 1. Pet. 3 [3; 1,7]: Unverdorven, dat. se rein und recht-
schapen sint im gloven.
11 Obedientia.
0 Privatio praebendae.

van kamlot1, siden, sammeth mogen erlich und
slicht gedragen werden. Dan et ys werlich umme de
kleder nicht tho donde, sunder um eyn from, gelo-
vich herte und recht christlick levent und wandell.
Iw smuck, secht S. PeteD, sal nicht uthwendich syn
mit harflechtende, sunder de verborgen mensche,
des hertenn unverdorven, mit eynem sachtmodigen
und stillen geiste, dat ys kostlick vor Gade, wente so
hebben sick ock de hilgen gesmucket yn vortyden,
de eren hoppen up Godt setteden.
De hillge ee und eyn elick leven anthonemen,
sall nummende verbadenn werden, sunder en fry ge-
laten werdenn und blyven. Doch dat de, so willen,
sich erlich mit rade und willen erer negesten frunde
bestaden. Deselbigen frunde solt |5v| auch hyrinne
christlich und billich gefunden, und de, so sich mit
erer frontschafft verwilgunge in de h. ee begeven,
sollen er ingebrachte gelt unde thobehoringe gudt
mit sych wedder henuth nemen, und dit alle ane
schaden des stifftes guder, dan deselbigen sall men
byenander holden unde waren etc.
De averst im stiffte bliven wyllen, solange se
darynne synt, sollen se in aller byllicheit eren over-
sten gehorsam syn, nicht uthtehen oder -varenn ane
des probstes und domina verwilgunge’1. Unde so ye-
mant sus asturich unde motwyllich hentoge, sal der
stedde sich selvest entsat hebben, dan yt wil sich
nicht geboren, dat men i yar, ver oder v henuth thee
na sinem egen wyllen |6r| und wollgevalle, als nu
dorch etliche geschenn, und dan synes egen geval-
lens wedderkommen etc. Darum, we solches dot off
gedan hefft, sal der stedde berovet syn, wente solche
mothwyllicheit sal und mach nicht gestadet wer-
den9, item, we de stedde dorch schande unde uneere
verwerpet, sal sich selvest entsatt hebben unde des
stifftes priverdt synn.
Den junffernn sal ock etlyke mall eyn erlick uth-
ganck vergunet werdenn, in sunderheit, wan se vann
eren olderenn, magen und fruntschap oder suss van
erlichen luden begerdt werden. Doch up dat allet
ordentlich thoga, sall solx geschen mit verwilgung
d In der Handschrift: suter.
1 Kleiderstoff aus Kamel- oder Ziegenwolle, Grimm,
DWb 11, Sp. 96.

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