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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0483
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4. Ordnung für das Kloster St. Walburgis 1543

4. Ordnung für das Kloster St. Walburgisa
1543
Ordnunge vor dat frye sticht S. Walpurg
anno M.D.xliii

Johannes xiiii [6], Jhesus dicit: Ego sum via, veritas
et vita. Nemo venit ad patrem nisi per me.
Math. xi [28]: Venite ad me omnes, qui laboratis
et onerati estis, et ego reficiam vos. | lv leer, 2r |
Godes gnade und frede dorch sinen eingebaren son
Jesum Christum, unseren herrenn und heilant, tho-
vorns, erbaren, andechtigen, ieven junffern.
Nachdem de almechtige Godt uth lutter gnade
und barmherticheit sin hilliges wort“ uns tho der sa-
licheit nach velen chur und forsten, stenden und ste-
den dutsscher nacion, auch mit anderen koningen
und potentaten unser lever stadt Sost gnedichlich
verlenet hefft, darvor wi Got prisen unde dancken
siner gnade, dat wi kommen sintb dorch dat salig-
makende wort tho der herliken erkentnisse sines le-
ven sonnes, unsers heren Jesu Christi. Up dat wi
dan Gade nicht undanckbar erfunden worden vor
solche woldat, uns ertoget, hebbe wie alse de gehor-
samenn gotliger majestat und denerinne Gadesß den
misbruck, welchen Godt 12v | in sinem h. worde straf-
fet, und de vermeinte geistlicheit in unser stat Sost
unde gebeide, Gade dem almechtigen tho erenn, uns
und den unseren thor salicheit, so velle bess anher
mogelich, affgebracht und wederume de rechten re-
ligion und waren gadesdenst predigen und anrichten
laten.
Dewile dan yw closter in unser stat gelegen,
hefft uns als der verordenter overicheit van Gade
thogestan, yw, unsen verwanten, eyne ordnunge,
der h. schrifft gemeß, stellen und thofogen latenn,
uch dartho richten, averst nicht der meinunge, dat

“ Verbum Dei est via unicuique perveniendi ad Deum.
ß Roma. 13 [4],
Y Math. xxiiii.
0 Matth. xv [9]: Vergeves denen se mi, dewile dat se leren
solke lere, de nichtes andes dan menschenbade sint.

wi darmede yuwe con[s]ciencien verstricken wollen
odder eyne nye nunnerie anrichten tun, alse de h.
Paulus leret, 1. Cor. xiiii [33.40]: Godt ys gein Gott
der unordnunge, sunder des fredes; alse in allen ge-
menen der hiligen. Derhalven spricket he: |3r| Latet
yt althomal erlichen und ordentlichen thogan tho
der beteringe. Demnha sette wy, ein erber, ersam
radt, dusse navolgende gotfru[ch]tige und recht
christlige, ock der olden h. kercken gelickmetige
ordnunge vor dat closter S. Walpurg.
Dewile de clostergeloffte stracks wedder den hovet-
artickel van der erlosinge Jesu Christi striden, so
sollen se slichts aff syn. Dan se synt, darvan Chri-
stus secht, Matth. xxiiii [5]:y Ego sum Christus.
Wante we dar lavet eyn closter levent, de gelovet,
dat he ein better leven vore den de gemenen chri-
stenmenschen und wyl nicht allene dorch syne
wercke sich sulvest, sunder ock anderen thom hem-
mell helpen. Dat het Christum verlochenen und ys
eine gotslestrunge. Derhalven sall me nu henvardt
13v| nicht mer yemande van den junferen mit ungot-
ligen eden und mit unvermogeliken lofften verplich-
ten edder tho ungeborlichen papistischen gehorsam
beladen, sunder solches sal gantz und gar ave syn
und nemandes gewetten verwerren edder verstric-
ken5.
Ock dat me de junfferen an geine sunderlikec spi-
se, dage, tyde, kleyder, alse nodich tho der salicheit,
verbynde, sunder veranderinge der spise, kleder etc.
soke und bruke allene tho des lives nottrofft.

a Textvorlage (Handschrift): LAV NRW W, Mscr.
VII/6111a, fol. lr-15v. Abdruck: Löer, Stadt und
Frauenkloster, S. 45-52.
b In der Handschrift: sit.
c In der Handschrift: suderlike.

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