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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0485
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4. Ordnung für das Kloster St. Walburgis 1543

des prabsts unde domina1, de hirinne sich christlich
und billich holden sollen yegenn ere junffernn, wan
se orloff bidden |6v| oder bydden laten, auch en bil-
ligen orloff nicht wegeren nach der art der leve, de
de hogeste unde groteste doget ys, 1. Cor. xiii
[13]K, dan de junffern sint nu gehorsam uth leve,
nicht uth fruchten. Derhalven, ym valle, dat de
junffern dorch bede und anholdunge erer oldern
oder frunschap nicht so egentlich, nicht so up de
verlovede stunde und tyt wedder inkommen kon-
den, wan se erlich synt, sal unbeswardt6 syn. Doch
sal solx der domina angesacht und darum begrot-
hetf werden.
So averst in kumpstigen tydenn etliche van den
junfferenn, wan se uhte weren, solches tho misbruc-
ken vornemen worden, sal nicht vergunt syn. Der
erberheit averst unde byllicheyt sollen de domina
und de junffernn natrachten, up |7r| dat allet erlich
thoga und bestan konne. Derhalven sal de domina
hirinne bescheden syn, wyslich und rechtt regeren
und er bevollen ampt van Gade truwelich vorwaren;
dar geve Godt synen segen tho, amenn.
Van der domina
De domina sall van den semptlichen junffernn nach
eren olden gerechticheyden, wan solches nodich ys,
yn bywesen eres prabsts und predigers na vorgehol-
den gebede eyndrechtichlich gekoren werden. Er
ampt sal dorch den probest derselvigen angesacht
und vor allen junfferenn flytich bevollen wer-
deng aller dinge, als im jare unsers herenn M.D.xliii
geschen ys. Deselbige domina sall christlich und
tuchftich] den junffernn und stiffte vorstan, 17v | aller
billicheit sich halden yegenn yederman, wy dan sol-
cher christlicher und godtfrochtiger vorsteerschen
und oversten wol thosteyt. Wedderumme sollen sich
alle junfferenn yegen deselbigen domina recht,

1 Obedientia.
K 1. Cor. xiii.
'■ Dat h. evangelion leret, niemande dat sine nemen, sun-
der eynem ydern dat sine geven, Rom. 13 [7], Matth. 22
[21].
e In der Handschrift: unbesardt.

fruntlich und demodich halden. Also kan de leve
und eynn fin, ordentlich wesent erhaldenn werden
dorch Gottes gunst und regerunge.
Van dem praweste
De probst sall ock van den semptlichen junfferenn
myt vorgande gebede, wan solx nodich ys, eyn-
drechtichh gekoren werden1, doch sollen de junffe-
renn flith ankeren, dat se mit der domina des styff-
tes solich eynen fryen kor recht |8r| anstellen,
erwelen und kesen eynen dapperen, fromen und ge-
lerden man, eyns erbaren levendes, de demselven
stiffte rechten vorstant do unde don konne yn allen
bylchen und rechten saken, des velmael nodich ys
unde syn wert. Deselbige sal sich yegen yderman-
nej recht halden, gotfruchtych syn flyth anwenden,
dat Gades h. wort unde denst gelevet unde dat ock
dorch de gnade Gades darna gelevet werde.
Ock sal he eyn upsehent hebbenn, dat allet or-
dentlich ym styffte thoga, und wan sus saken vor-
vallen, dar angelegen ys, sall he, so vele mal solches
nodich und he dartho gevordert wert, by den junf-
fern erschinen, des styffts beste don, allen truwen
flyt ankeren, ja, darby hal- |8v| den und blyven, dat
dat sthichte by allen eren, hoicheyt unde gerechti-
cheyt, dartho by eren rechten, guderen und alles,
wes en thohorych, erhalden werde, als ock recht
unde billich ys und yummer syn wyl\ Und so de
obgenante probst solches myt der frontschafft nicht
allene vermochten erhalden jegen de motwilligers
und frevelers itziger unde thokumstiger tyt, wyll
eyn erb., ersam rat der stat Sost up ansokent der
junfferen mit ernste in solke sake sehen, dat dat
stichte by allem rechte und guderen behalden wer-
de, als billich ys. Wedderumme werden sich de junf-
feren yegen eren probst erlich und redlich tho schic-
ken wetten, wy se dan bys[her] gedan hebbenn. |9r|

f In der Handschrift: begrotht.
g Gestrichen: und dorch eynen erb., ersamen ratt der stadt
Sost confirmirt.
h Gestrichen: yn bywesen eres predigers.
1 Gestrichen: Solchenn kor sal eyn ersam radt bestedigen
etc.
j In der Handschrift: ydemanne.

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