7. Kirchenordnung 1542
De Bisschop schal Resideren ym Bisschophave by
syner Kercken tho Schlesewick345, Predigen alle We-
ken ein mal, so he nicht mer wil lesen unde exponi-
ren ym Lectorio uth der hilligen Schrifft alle weken
twe mal. He schal truweliken upt Consistorium
seen346, dat dar recht Gerichtet werde, helpen raden
Unde yn groten nodtsaken ock tho tiden sulvest
darby syn. Wente dat he alle tid darby scholde syn,
ys nicht van nöden, Idt were eme beschwerlick
umme synes arbeides willen, welcken he hefft mit
Gades Worde. De Bisschop edder ein ander vam Ca-
pitel schal ock tho tiden apenbar Declariren Arbo-
rem Consanguinitatis et Affinitatis umme der Ee-
saken willen347. Ein Fram, gelert [ 0 lr | Bisschop wert
wol vlitich unde vorstendich mit der hilligen Schrifft
weten ummethoghan.
Wenn de Personen affghan, de nu ym Capitel sint,
Denne darna Ewichlick schal nen angenamen wer-
den, de nicht sick uth der hilligen Schrifft vorsten-
dich bewisen kan, Also, dat he ock ein mal tho tiden
Predigen kan, wen eme dat hett de Bisschop, edder
thom weinigesten exponiren kan uth der Schrifft ym
Lectorio348, went eme geheten wert. Se scholen ock
wat weten vam Keyser Rechte, besondergen yn In-
stitutionibus und Arborem Consanguinitatis et
Affinitatis, Darumme, dat men se moth thom Con-
sistorio vorordenen. So vele, alse se dartho bedar-
ven, leren se yo balde, so se anders wat geschickt
syn. De Canonici scholen gedencken, dat se den na-
men hebben: A Canonica scriptura, Dat ys er ort-
sprunck349. Unde Capitel ys ein ander dinck gewe-
sen, den als men nu darvan maket. Ock scholen se
345 Der Bischofshof in Schleswig an der Nordendomstraße
war von Bischof Nikolaus Wulf (1429-1474) errichtet
worden. Er benutzte ihn als Quartier, wenn er aufgrund
von Amtsgeschäften von seinem Schloß in Schwabstedt
nach Schleswig kommen mußte. Längere Zeit stand das
Haus leer, das dem evangelischen Bischof als Residenz
dienen sollte. Ab 1562 wurde es dann von dem Superin-
tendenten Paul von Eitzen bewohnt. Vgl. Kunstdenk-
mäler des Landes Schleswig-Holstein 2, S. 659-667.
346 Zum Konsistorium vgl. unten S. 121 f.
347 Gemeint ist die Darstellung der erlaubten und verbote-
nen Grade der Verwandtschaft und Schwägerschaft. Vgl.
dazu die Schrift „De arbore consanguinitatis et affini-
yo solcke Menner syn, dar men namals yo kan Bis-
schoppe unde Pastorn van maken.
By solcken eerliken Christliken Lerern, dem Bis-
schoppe unde Capitel, schal nicht befunden edder
gestadet werden Horerye edder ander untucht, sün-
dich vor Gade unde schendtlick vor den lüden, Son-
der se mögen alle Eelick werden mit allen eeren, alse
ydt Godt geschapen unde vorordent hefft, alse ock
Paulus van den 10 1 v | Bisschoppen, Prestern unde
Diaken secht350. Darmit aver dat de güder des Stiff-
tes umme des Eestandes willen nicht Vortagen wer-
den, ys einem yeweliken syn bestemmede ynkament
bestemmet; daran scholen se sick benögen laten.
Unde dat de Capitels Heren deste beth tho kamen,
ys nu er tall ringer gemaket unde er ynkament vor-
meret. Doch schal men thoseen, dat deme werde
mer tho geegent, de geschickeder, mer arbeides unde
sorge moth dregen.
Ein Canonicus schal syn Lector Ordinarius351. De
schal alle weken ym Lectorio twe mal Lectie lesen
uth der hilligen Schrifft. Unde wan de Bisschop yn
der Visitation ysSö2, So schal desse Lector vor den
Bisschop Predigen.
Veer Canonici scholen vam Bisschoppe und Capitel
thom Consistorio vorordent werden, Under welcken
twe scholen so vele rechtes weten, alse tho den Eesa-
ken gehöret, neven etliken Bökern, de by dessen ti-
den uth der hilligen Schrifft unde Gades Worde dar-
van geschreven sint. Desse twe scholen sick der
saken ernstlick vor den andern annemen, alse de
tatis sive de gradibus“ (Wittenberg: Klug 1540, s.
Claus, Melanchthon-Bibliographie 1540.97); diese
Schrift Melanchthons wurde vielfach zusammen mit Lu-
thers „Von Ehesachen“ und Bugenhagens „Vom Ehe-
bruch und weglauffen“ gedruckt (vgl. ebd. das Register
S. 2907).
348 Die Lesungen und Auslegungen der Heiligen Schrift fan-
den im Lektorhaus statt.
349 Ursprung.
350 Vgl. lTim 3,2.4.11-12; Tit 1,6.
351 Zum Amt des Lektors vgl. Harms, Domkapitel,
S.72-76.
352 Vgl. oben S. 120.
121
De Bisschop schal Resideren ym Bisschophave by
syner Kercken tho Schlesewick345, Predigen alle We-
ken ein mal, so he nicht mer wil lesen unde exponi-
ren ym Lectorio uth der hilligen Schrifft alle weken
twe mal. He schal truweliken upt Consistorium
seen346, dat dar recht Gerichtet werde, helpen raden
Unde yn groten nodtsaken ock tho tiden sulvest
darby syn. Wente dat he alle tid darby scholde syn,
ys nicht van nöden, Idt were eme beschwerlick
umme synes arbeides willen, welcken he hefft mit
Gades Worde. De Bisschop edder ein ander vam Ca-
pitel schal ock tho tiden apenbar Declariren Arbo-
rem Consanguinitatis et Affinitatis umme der Ee-
saken willen347. Ein Fram, gelert [ 0 lr | Bisschop wert
wol vlitich unde vorstendich mit der hilligen Schrifft
weten ummethoghan.
Wenn de Personen affghan, de nu ym Capitel sint,
Denne darna Ewichlick schal nen angenamen wer-
den, de nicht sick uth der hilligen Schrifft vorsten-
dich bewisen kan, Also, dat he ock ein mal tho tiden
Predigen kan, wen eme dat hett de Bisschop, edder
thom weinigesten exponiren kan uth der Schrifft ym
Lectorio348, went eme geheten wert. Se scholen ock
wat weten vam Keyser Rechte, besondergen yn In-
stitutionibus und Arborem Consanguinitatis et
Affinitatis, Darumme, dat men se moth thom Con-
sistorio vorordenen. So vele, alse se dartho bedar-
ven, leren se yo balde, so se anders wat geschickt
syn. De Canonici scholen gedencken, dat se den na-
men hebben: A Canonica scriptura, Dat ys er ort-
sprunck349. Unde Capitel ys ein ander dinck gewe-
sen, den als men nu darvan maket. Ock scholen se
345 Der Bischofshof in Schleswig an der Nordendomstraße
war von Bischof Nikolaus Wulf (1429-1474) errichtet
worden. Er benutzte ihn als Quartier, wenn er aufgrund
von Amtsgeschäften von seinem Schloß in Schwabstedt
nach Schleswig kommen mußte. Längere Zeit stand das
Haus leer, das dem evangelischen Bischof als Residenz
dienen sollte. Ab 1562 wurde es dann von dem Superin-
tendenten Paul von Eitzen bewohnt. Vgl. Kunstdenk-
mäler des Landes Schleswig-Holstein 2, S. 659-667.
346 Zum Konsistorium vgl. unten S. 121 f.
347 Gemeint ist die Darstellung der erlaubten und verbote-
nen Grade der Verwandtschaft und Schwägerschaft. Vgl.
dazu die Schrift „De arbore consanguinitatis et affini-
yo solcke Menner syn, dar men namals yo kan Bis-
schoppe unde Pastorn van maken.
By solcken eerliken Christliken Lerern, dem Bis-
schoppe unde Capitel, schal nicht befunden edder
gestadet werden Horerye edder ander untucht, sün-
dich vor Gade unde schendtlick vor den lüden, Son-
der se mögen alle Eelick werden mit allen eeren, alse
ydt Godt geschapen unde vorordent hefft, alse ock
Paulus van den 10 1 v | Bisschoppen, Prestern unde
Diaken secht350. Darmit aver dat de güder des Stiff-
tes umme des Eestandes willen nicht Vortagen wer-
den, ys einem yeweliken syn bestemmede ynkament
bestemmet; daran scholen se sick benögen laten.
Unde dat de Capitels Heren deste beth tho kamen,
ys nu er tall ringer gemaket unde er ynkament vor-
meret. Doch schal men thoseen, dat deme werde
mer tho geegent, de geschickeder, mer arbeides unde
sorge moth dregen.
Ein Canonicus schal syn Lector Ordinarius351. De
schal alle weken ym Lectorio twe mal Lectie lesen
uth der hilligen Schrifft. Unde wan de Bisschop yn
der Visitation ysSö2, So schal desse Lector vor den
Bisschop Predigen.
Veer Canonici scholen vam Bisschoppe und Capitel
thom Consistorio vorordent werden, Under welcken
twe scholen so vele rechtes weten, alse tho den Eesa-
ken gehöret, neven etliken Bökern, de by dessen ti-
den uth der hilligen Schrifft unde Gades Worde dar-
van geschreven sint. Desse twe scholen sick der
saken ernstlick vor den andern annemen, alse de
tatis sive de gradibus“ (Wittenberg: Klug 1540, s.
Claus, Melanchthon-Bibliographie 1540.97); diese
Schrift Melanchthons wurde vielfach zusammen mit Lu-
thers „Von Ehesachen“ und Bugenhagens „Vom Ehe-
bruch und weglauffen“ gedruckt (vgl. ebd. das Register
S. 2907).
348 Die Lesungen und Auslegungen der Heiligen Schrift fan-
den im Lektorhaus statt.
349 Ursprung.
350 Vgl. lTim 3,2.4.11-12; Tit 1,6.
351 Zum Amt des Lektors vgl. Harms, Domkapitel,
S.72-76.
352 Vgl. oben S. 120.
121