7. Kirchenordnung 1542
Lere, dat se gewisslick weten, Dat allene de Here
Christus vor Gade, dem Vader, ere Gerechticheit sy
Unde dat Ewige levent405. Averst dat Murrent der
tide, dat men nömet Horas Canonicas, unde andere
lange unde erdichtede gebede sint nicht anders den
schweckinge der lyve unde plage der Conscientien.
Darna so scholen se ock apentliken nicht singen ed-
der lesen, Ydt sy den uth der hilligen Schrifft ge-
namen, Dat ys geredet, uth dem Olden unde Nyen
Testamente, Darmit se nicht under dem schyne des
namen Gades densulvigen namen lästern gegen dat
ander Gebodt: Du schalt den Namen Gades nicht
vorgeves vören. Dan de dat deit, wert nicht unge-
straffet bliven406. Darmit wy nicht van Gade ge-
straffet werden dorch eine gruwlike blindtheit des
synnes, alse thovoren.
Darumme, so möthen se sick entholden van gesange
unde Collecten, welcker up anropinge der hilligen
unde Minschliker Gerechticheit gestehet syn, gelick
alse scholde wy dorch werck vordenen Vorgevinge
der Sünde unde dat ewige levent, welcker ys eine
lasteringe | R 2v | unde vorlöchinge der Barmher-
ticheit Gades, des Vaders, und des Blödes unses
Heren Jhesu Christi, ein Honspottinge yn dat Evan-
gelion der Eere Gades unde eine schendlike unwe-
tenheit unser eigen Düpe.
Wy berömen uns, dat wy gelüvige lüde sint unde
kein Türcke. Averst wor ys unse gelove? Den sick
vortruwen up unse eigen gerechticheit, Dat heth
nicht vortruwen sick allene up de güdicheit Gades
yn Christo. Sonder datsulve ys eigentlick frümde
Güdder hebben, gegen dat erste Gebodt, also dat wy
lica et consentiens veteri Ecclesiae ordinatio Caeremo-
niarumn pro Canonicis et monasteriis“ (Bl. R 3v - Bb
2r). Aus dieser Textfassung wurde die „Pia ordinatio“
für die Schleswig-Holsteinische Kirchenordnung von
1542 ins Niederdeutsche übersetzt.
405 Vgl. IKor 1,30.
406 2Mos 20,7; 5Mos 5,11.
407 Vgl. Eph 2,12.
408 Vgl. Eph 5,32.
409 IKor 15,14; Gal 2,21.
Godtlose lüde sint, ane Godt yn desser werlt407. Alle
dinck vorsüken wy, als wolden wy Gade darmede
denen, ane Gades wort, ane bevehl, ane geloven
unde vortruwen yn Godt. Mit körte geredet: Wy
hebben ock gantz unde gar keinen Godt. Scholde
hyr nicht billick de hillige Kercke, eine Brudt Chri-
sti408, mit Paulo uns under ogen stan unde seggen:
Ys den Christus vorgeves gestorven?409 Unde aver-
mals, etlike sint mit der unwetenheit Gades umme-
gegeven410.
Item, de Jüden holden hart aver erer gerechticheit;
derhalven sint se der gerechticheit Gades nicht un-
derworpen411. Averst dat wort der gerechticheit Ga-
des schal hyr also vorstan und gedüdet werden, alse
de gerechticheit, dardorch wy werden gerechtferdi-
get van Gade, dat ys, dorch den geloven yn dat
blodt Christi412. |R3r| Denn wol wolde nu hyrna-
mals, dewile de warheit nu geapenbaret, liden edder
vordragen de unde dergeliken Honspottinge yn et-
liken Collecten: Godt, de du uns yn dessen dagen
mit dem Feste Sancti Georgii, Blasi413 etc. erfrö-
west, vorgünne uns gnedichlick, dat wy dorch syn
vordenst und mededeelent van allen sünden absol-
vert werden unde dat ewige levendt bekamen mö-
gen? Heth dat den Vader ym namen Jhesu bidden,
alse he bevalen hefft?414 Ys dat ein gebedt des gelo-
vens415, alse billick ein gebedt uth dem geloven ge-
scheen schal? Unde du wult dennoch seggen, du sist
kein Türcke? So wy doch na solcker Honspottinge
dartho don: Per Dominum nostrum Jhesum Chri-
stum etc.
Wo vele reiner unde hilliger sint de gebede, welcker
wy Collecten nümen, van Godtfrüchtigen Bisschop-
410 Vgl. Eph 4,18.
411 Rom 10,3.
412 Vgl. Röm 1,17; Röm 3,24-25.
413 Zur Anrufung bzw. Verehrung des Hl. Georg (Festtag
23. April) vgl. LThK3 4, Sp. 476-478 und HWDA 3,
Sp. 647-657; zu der des Hl. Blasius (Festtag 3. Februar)
vgl. LThK3 2, Sp. 519 f. und HWDA 1, Sp. 1360-1364.
414 Joh 14,13-14; 15,16; 16,24.
415 Jak 5,15.
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Lere, dat se gewisslick weten, Dat allene de Here
Christus vor Gade, dem Vader, ere Gerechticheit sy
Unde dat Ewige levent405. Averst dat Murrent der
tide, dat men nömet Horas Canonicas, unde andere
lange unde erdichtede gebede sint nicht anders den
schweckinge der lyve unde plage der Conscientien.
Darna so scholen se ock apentliken nicht singen ed-
der lesen, Ydt sy den uth der hilligen Schrifft ge-
namen, Dat ys geredet, uth dem Olden unde Nyen
Testamente, Darmit se nicht under dem schyne des
namen Gades densulvigen namen lästern gegen dat
ander Gebodt: Du schalt den Namen Gades nicht
vorgeves vören. Dan de dat deit, wert nicht unge-
straffet bliven406. Darmit wy nicht van Gade ge-
straffet werden dorch eine gruwlike blindtheit des
synnes, alse thovoren.
Darumme, so möthen se sick entholden van gesange
unde Collecten, welcker up anropinge der hilligen
unde Minschliker Gerechticheit gestehet syn, gelick
alse scholde wy dorch werck vordenen Vorgevinge
der Sünde unde dat ewige levent, welcker ys eine
lasteringe | R 2v | unde vorlöchinge der Barmher-
ticheit Gades, des Vaders, und des Blödes unses
Heren Jhesu Christi, ein Honspottinge yn dat Evan-
gelion der Eere Gades unde eine schendlike unwe-
tenheit unser eigen Düpe.
Wy berömen uns, dat wy gelüvige lüde sint unde
kein Türcke. Averst wor ys unse gelove? Den sick
vortruwen up unse eigen gerechticheit, Dat heth
nicht vortruwen sick allene up de güdicheit Gades
yn Christo. Sonder datsulve ys eigentlick frümde
Güdder hebben, gegen dat erste Gebodt, also dat wy
lica et consentiens veteri Ecclesiae ordinatio Caeremo-
niarumn pro Canonicis et monasteriis“ (Bl. R 3v - Bb
2r). Aus dieser Textfassung wurde die „Pia ordinatio“
für die Schleswig-Holsteinische Kirchenordnung von
1542 ins Niederdeutsche übersetzt.
405 Vgl. IKor 1,30.
406 2Mos 20,7; 5Mos 5,11.
407 Vgl. Eph 2,12.
408 Vgl. Eph 5,32.
409 IKor 15,14; Gal 2,21.
Godtlose lüde sint, ane Godt yn desser werlt407. Alle
dinck vorsüken wy, als wolden wy Gade darmede
denen, ane Gades wort, ane bevehl, ane geloven
unde vortruwen yn Godt. Mit körte geredet: Wy
hebben ock gantz unde gar keinen Godt. Scholde
hyr nicht billick de hillige Kercke, eine Brudt Chri-
sti408, mit Paulo uns under ogen stan unde seggen:
Ys den Christus vorgeves gestorven?409 Unde aver-
mals, etlike sint mit der unwetenheit Gades umme-
gegeven410.
Item, de Jüden holden hart aver erer gerechticheit;
derhalven sint se der gerechticheit Gades nicht un-
derworpen411. Averst dat wort der gerechticheit Ga-
des schal hyr also vorstan und gedüdet werden, alse
de gerechticheit, dardorch wy werden gerechtferdi-
get van Gade, dat ys, dorch den geloven yn dat
blodt Christi412. |R3r| Denn wol wolde nu hyrna-
mals, dewile de warheit nu geapenbaret, liden edder
vordragen de unde dergeliken Honspottinge yn et-
liken Collecten: Godt, de du uns yn dessen dagen
mit dem Feste Sancti Georgii, Blasi413 etc. erfrö-
west, vorgünne uns gnedichlick, dat wy dorch syn
vordenst und mededeelent van allen sünden absol-
vert werden unde dat ewige levendt bekamen mö-
gen? Heth dat den Vader ym namen Jhesu bidden,
alse he bevalen hefft?414 Ys dat ein gebedt des gelo-
vens415, alse billick ein gebedt uth dem geloven ge-
scheen schal? Unde du wult dennoch seggen, du sist
kein Türcke? So wy doch na solcker Honspottinge
dartho don: Per Dominum nostrum Jhesum Chri-
stum etc.
Wo vele reiner unde hilliger sint de gebede, welcker
wy Collecten nümen, van Godtfrüchtigen Bisschop-
410 Vgl. Eph 4,18.
411 Rom 10,3.
412 Vgl. Röm 1,17; Röm 3,24-25.
413 Zur Anrufung bzw. Verehrung des Hl. Georg (Festtag
23. April) vgl. LThK3 4, Sp. 476-478 und HWDA 3,
Sp. 647-657; zu der des Hl. Blasius (Festtag 3. Februar)
vgl. LThK3 2, Sp. 519 f. und HWDA 1, Sp. 1360-1364.
414 Joh 14,13-14; 15,16; 16,24.
415 Jak 5,15.
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