7. Kirchenordnung 1542
Wy möthen uth der Schrifft uns leren laten, wat de
rechtferdicheit des gelovens und gude wercke syn.
Darvan vele schöner BÖke unde Godfürchtiger
Tractat by unsern tiden geschreven, Dat ydt ane
nod ys, hyr solckes alles tho erteilende. Sehe allene
tho, dat du nicht vor Ketterye scheidest, wat du
nicht vorsteist445, Sonder, als Paulus sprickt, so
schölle wy alle dinck vorsöken unde als den, wat
gudt ys, daruth beholden446. Wo könne wy dat don
ane dat wordt Gades unde Christliken geloven?
| S 3v |
Wor averst de Secten angerichtet by unsen tiden,
dar late ick se Vorsorgen. Sünte Pavel tekent se mit
twen mercken unde sprickt: Se vorbeden eerlike
Brudtlachte unde spyse447. Daruth men se erkennet,
Dat se de lüde sint, welcker mit grotem begere vam
Geloven affgefallen Unde den Geisten der ördö-
me448 thogedan sint worden. Desse twe stücke sint
allene by unsern tiden grote hillicheit unde ein Ga-
desdenst der Engele449. De yennigen averst, welcker
vor Christo hyrentgegen leren, de werden geholden
vor Kettere. Averst Sünte Paulus sprickt darsulvest:
Wen du dat lerest, so werstu ein truwer dener syn
ynn dem Heren450. Amen.
Dith alles segge ick darumme, dat wy de reinicheit
unses gelovens, welckere wy erkennen, ock apentlick
thostan mögen. Hyrher gehört nu, alse wy angefan-
gen hebben tho seggende, dat wy van den hilligen
edder ock süst nichts wedder Godt, dat unse Christ-
like gelove unde dat Evangelion der Eere Gades
nicht liden können, ock yn den Kercken nichtes sin-
gen schollen.
Unser vormeinten Geistliken sint övel thofreden,
Dat se van den leyen uth Gades worde vordömet
werden. Averst wy sint Christen und schollen den
445 Siehe im Glossar unter vorstan.
446 IThess 5,21.
447 1 Tim 4,3.
448 lJoh 4,6.
449 Vgl. Kol 2,18.
450 lTim 4,6.
451 Hier wird die dritte Strophe des „Ave Maria, maris stel-
Heren Christum bekennen, ock nicht liden, dat wy
der Honspottinge unde gruwelen des Pawestdomes
deelhafftich werden. Ick rede van Gades worde. Dat
averst dorch | S 4r | twedracht unde upror van velen
lüden yn desser saken gehandelt wert, dat können
wy nicht laven.
Wol averst van gelerden lüden kan hernamals hören
desse Honspöttische anropinge, nicht tho der hilli-
gen Junckfrouwen Marien, sonder gegen se gema-
ket: Löse up de bande der schüldigen; bringe hervör
den blinden ein licht; vordriff unser quad und for-
dere uns alles gud?451 Idt ys wol war, dat alle ge-
siechte der werlt scholen desse Junckfrouwen hillich
nömen, de dar ys eine Moder Gades, entfangen
Hefft vam Hilligen Geiste, unde ys dennoch eine
Junckfrouw gebleven452. Se ys geworden eine Moder
Gades unde des minschen Christi, dorch welckern de
werlt salich gemaket ys.
Averst dith alles ys gescheen nicht uth erem vor-
denste, Sonder uth gnaden, Alse de Engel tho er ge-
spraken hefft: Du heffst gnade gefunden by dem
Heren453. Unde Elisabeth, de den geloven Marie pri-
set, sprickt: Salich bistu, Dat du gelövet heffst,
denn yn dy werden alle dinck vullenbracht werden,
de dy gesecht syn van dem Heren454.
Dith syn de groten gaven, worumme wy desse
Junckfrouw billick salich nömen. Averst de unsin-
nicheit und ungelove der lüde maket uth er einen
Godt. Denn de lüde ropen se an, begeren van ehr
vorgevinge der Sünden, ein erlüchtinge S 4v ] eres
gemötes, de salicheit lives unde der seelen. Unde ys
Wunders genoch, dat wy yn solcke gruwelike blindt-
heit hebben fallen mögen. Averst so moste ydt ge-
scheen, alse wy dat rechte licht Christum455 vorlaren
hadden unde de lüde vam geloven afftreden.
la“ zitiert: Solve vincla reis, profer lumen caecis, Mala
nostra pelle, bona cuncta posce. Wackernagel 1,
Nr. 85, S. 67 f.
452 Mt 1,18; Lk 1,35.
453 Lk 1,30.
454 Lk 1,45.
455 Vgl. Joh 1,9.
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Wy möthen uth der Schrifft uns leren laten, wat de
rechtferdicheit des gelovens und gude wercke syn.
Darvan vele schöner BÖke unde Godfürchtiger
Tractat by unsern tiden geschreven, Dat ydt ane
nod ys, hyr solckes alles tho erteilende. Sehe allene
tho, dat du nicht vor Ketterye scheidest, wat du
nicht vorsteist445, Sonder, als Paulus sprickt, so
schölle wy alle dinck vorsöken unde als den, wat
gudt ys, daruth beholden446. Wo könne wy dat don
ane dat wordt Gades unde Christliken geloven?
| S 3v |
Wor averst de Secten angerichtet by unsen tiden,
dar late ick se Vorsorgen. Sünte Pavel tekent se mit
twen mercken unde sprickt: Se vorbeden eerlike
Brudtlachte unde spyse447. Daruth men se erkennet,
Dat se de lüde sint, welcker mit grotem begere vam
Geloven affgefallen Unde den Geisten der ördö-
me448 thogedan sint worden. Desse twe stücke sint
allene by unsern tiden grote hillicheit unde ein Ga-
desdenst der Engele449. De yennigen averst, welcker
vor Christo hyrentgegen leren, de werden geholden
vor Kettere. Averst Sünte Paulus sprickt darsulvest:
Wen du dat lerest, so werstu ein truwer dener syn
ynn dem Heren450. Amen.
Dith alles segge ick darumme, dat wy de reinicheit
unses gelovens, welckere wy erkennen, ock apentlick
thostan mögen. Hyrher gehört nu, alse wy angefan-
gen hebben tho seggende, dat wy van den hilligen
edder ock süst nichts wedder Godt, dat unse Christ-
like gelove unde dat Evangelion der Eere Gades
nicht liden können, ock yn den Kercken nichtes sin-
gen schollen.
Unser vormeinten Geistliken sint övel thofreden,
Dat se van den leyen uth Gades worde vordömet
werden. Averst wy sint Christen und schollen den
445 Siehe im Glossar unter vorstan.
446 IThess 5,21.
447 1 Tim 4,3.
448 lJoh 4,6.
449 Vgl. Kol 2,18.
450 lTim 4,6.
451 Hier wird die dritte Strophe des „Ave Maria, maris stel-
Heren Christum bekennen, ock nicht liden, dat wy
der Honspottinge unde gruwelen des Pawestdomes
deelhafftich werden. Ick rede van Gades worde. Dat
averst dorch | S 4r | twedracht unde upror van velen
lüden yn desser saken gehandelt wert, dat können
wy nicht laven.
Wol averst van gelerden lüden kan hernamals hören
desse Honspöttische anropinge, nicht tho der hilli-
gen Junckfrouwen Marien, sonder gegen se gema-
ket: Löse up de bande der schüldigen; bringe hervör
den blinden ein licht; vordriff unser quad und for-
dere uns alles gud?451 Idt ys wol war, dat alle ge-
siechte der werlt scholen desse Junckfrouwen hillich
nömen, de dar ys eine Moder Gades, entfangen
Hefft vam Hilligen Geiste, unde ys dennoch eine
Junckfrouw gebleven452. Se ys geworden eine Moder
Gades unde des minschen Christi, dorch welckern de
werlt salich gemaket ys.
Averst dith alles ys gescheen nicht uth erem vor-
denste, Sonder uth gnaden, Alse de Engel tho er ge-
spraken hefft: Du heffst gnade gefunden by dem
Heren453. Unde Elisabeth, de den geloven Marie pri-
set, sprickt: Salich bistu, Dat du gelövet heffst,
denn yn dy werden alle dinck vullenbracht werden,
de dy gesecht syn van dem Heren454.
Dith syn de groten gaven, worumme wy desse
Junckfrouw billick salich nömen. Averst de unsin-
nicheit und ungelove der lüde maket uth er einen
Godt. Denn de lüde ropen se an, begeren van ehr
vorgevinge der Sünden, ein erlüchtinge S 4v ] eres
gemötes, de salicheit lives unde der seelen. Unde ys
Wunders genoch, dat wy yn solcke gruwelike blindt-
heit hebben fallen mögen. Averst so moste ydt ge-
scheen, alse wy dat rechte licht Christum455 vorlaren
hadden unde de lüde vam geloven afftreden.
la“ zitiert: Solve vincla reis, profer lumen caecis, Mala
nostra pelle, bona cuncta posce. Wackernagel 1,
Nr. 85, S. 67 f.
452 Mt 1,18; Lk 1,35.
453 Lk 1,30.
454 Lk 1,45.
455 Vgl. Joh 1,9.
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