7. Kirchenordnung 1542
anderer yrrigen spr6ke der Veder vaken missbrucket
Unde so schon stricke der Conscientien gemaket.
Hyr süstu, wo fry Cyprianus ordeln darff, uth dem
spröke Pauli: Ydt ys beter, Eelick tho werden, alse
tho bernen483. Unde gyfft na den Eestandt ock den
Junckfrouwen, De sick dorch ein gelöffte vorplich-
tet hedden, nicht Eelick tho werden. |T4v| Unde
deit dat hyrumme, dat he nicht wil byfallen den le-
ren der Düvele, welckere vorbeden, Eelick tho wer-
den.
Averst de Nunnen unde Junckfrouwen yn den Klö-
stern gehören nicht yn den tall der Junckfrouwen,
Den Paulus synen Raedt mededeelet, dat ys apen-
bar, Sondern se gehören under de Düvelschen leren,
darvan Paulus vorhen vorkündiget hefft. Unde sint
gemaket na dem Exempel der Heydenschen Junck-
frouwen, welcker van den olden Vestales sint genö-
met worden484. Unde ys van einer dersulvigen de
Stadt Roma entspraten, darvan Livius schrift485.
Unde darumme, alse de486, welckere noch kume van
dem Blöde der hilligen Marteier gesadiget ys487, So
vordedinget se ock billick mit erem Pawestdome der
Nunnen und andere valschen Gadesdenst unde wil
nicht gefunden werden, dat se erer Moder, alse
Vesta edder Nunnen, darvan se entspraten, un-
danckbar sy.
So segge nu de dulle Lögenden schriver, uth wat
gründe edder warheit dar he vorgeven, Dat syne
Hypogenia mer dan aver twe hundert Junckfrouwen
Gade gehilliget hebbe bevel gehat, Unde dat se alle
apentlick van Sünte Mattheus in der Kercken be-
nediget edder gewiget syn worden488. Solcke wun-
derlike und seltzame wordt unde dinge van unsen
tiden darff de unnütte Minsche thometen den tiden
der Apos-1V lr | tel. Unde unse Narrischen Bisschop-
u A: avereden, B: averreden.
483 IKor 7,9.
484 Als Vestalinnen wurden sechs Jungfrauen (virgines) be-
zeichnet, die den Kult der römischen Göttin Vesta im
Tempel am Rande des Forum Romanum besorgten und
dort das staatliche Feuer hüteten. Die Frauen wohnten
zusammen im sogenannten „Atrium Vestae“. Ein Ver-
pe bestedigen solcke apenbare lögen, hebben ock
noch hüdiges dages yn erem Pastoral489 ein gebedt,
dat se legen unde seggen, Ydt sy ein gebedt Matthei
Apostoli gewesen. Unde lesen datsulvige aver eren
Nunnen mit gantz ungeschickeden worden, gerade
alse wüste de hillige Kercke nicht uth der Schrifft
unde Geschichten der Apostel, wat de Aposteln
Christi gelert hebben, Edder ock, efft wy nicht
wüsten de Historien van den tiden, edder ock, dat
de Aposteln mit klaren worden solcke stricke der
Conscientien vordömeden, Welcker de lögener so
hoch lavet unde römet.
Inn Sonderheit averst so ys dat seer lecherlick, dat
he secht, de hillige Evangelista Mattheus hebbe vor
dem Altar Misse geholden, darmit he de eintfoldigen
unde schlichten lüde averreden11 wil, dat de Pa-
pistischen Misse (daryn se uth dem Sacramente des
hilligen Avendtmal Lyves unde Blödes Christi eine
Offerhandelinge vor de levendigen unde Doden ge-
maket hebben) alle tidt yn der Kercken gewesen sy,
gerade alse were nicht genochsam tho erfarende uth
der Episteln an de Corinther geschreven490, wat de
hilligen Apostel vam Sacramente uth Ansettinge des
Heren Christi gelert edder ock, wat de Christlike
Kercken van enen angenamen unde geholden heb-
ben. | V lv |
So hefft ock desulvige bedreger unde Fabulen Pre-
diger nicht allene frömde lögen vor eine warhafftige
Historien uns vorköpen willen (alse he van allen
Aposteln lange Historien maket, darvan doch Eu-
sebius, einer van den flitigesten schrivern, de wy yn
Kercken geschichten hebben mögen, nicht anders
nagelaten hefft, den so vele alse yn der hilligen
Schrifft unde Nyen Testamente vorfatet ys491), Son-
dern ock, wat he gefunden by andern schribenten,
stoß gegen das Gebot der Jungfräulichkeit wurde mit
dem Tode bedroht. Vgl. DNP 12,2, Sp. 130-133.
485 Liv. I, 3-4 (die Vestalin Rea Silvia).
486 Gemeint ist die Stadt Rom.
487 Vgl. Off 17,6.
488 Vgl. oben S. 137 mit Anm. 464.
489. Gemeint ist das Schleswiger Breviar.
490 IKor 11,17-34.
491 Vgl. Eus. h. e. III 24 (= PG 20, Sp. 266).
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anderer yrrigen spr6ke der Veder vaken missbrucket
Unde so schon stricke der Conscientien gemaket.
Hyr süstu, wo fry Cyprianus ordeln darff, uth dem
spröke Pauli: Ydt ys beter, Eelick tho werden, alse
tho bernen483. Unde gyfft na den Eestandt ock den
Junckfrouwen, De sick dorch ein gelöffte vorplich-
tet hedden, nicht Eelick tho werden. |T4v| Unde
deit dat hyrumme, dat he nicht wil byfallen den le-
ren der Düvele, welckere vorbeden, Eelick tho wer-
den.
Averst de Nunnen unde Junckfrouwen yn den Klö-
stern gehören nicht yn den tall der Junckfrouwen,
Den Paulus synen Raedt mededeelet, dat ys apen-
bar, Sondern se gehören under de Düvelschen leren,
darvan Paulus vorhen vorkündiget hefft. Unde sint
gemaket na dem Exempel der Heydenschen Junck-
frouwen, welcker van den olden Vestales sint genö-
met worden484. Unde ys van einer dersulvigen de
Stadt Roma entspraten, darvan Livius schrift485.
Unde darumme, alse de486, welckere noch kume van
dem Blöde der hilligen Marteier gesadiget ys487, So
vordedinget se ock billick mit erem Pawestdome der
Nunnen und andere valschen Gadesdenst unde wil
nicht gefunden werden, dat se erer Moder, alse
Vesta edder Nunnen, darvan se entspraten, un-
danckbar sy.
So segge nu de dulle Lögenden schriver, uth wat
gründe edder warheit dar he vorgeven, Dat syne
Hypogenia mer dan aver twe hundert Junckfrouwen
Gade gehilliget hebbe bevel gehat, Unde dat se alle
apentlick van Sünte Mattheus in der Kercken be-
nediget edder gewiget syn worden488. Solcke wun-
derlike und seltzame wordt unde dinge van unsen
tiden darff de unnütte Minsche thometen den tiden
der Apos-1V lr | tel. Unde unse Narrischen Bisschop-
u A: avereden, B: averreden.
483 IKor 7,9.
484 Als Vestalinnen wurden sechs Jungfrauen (virgines) be-
zeichnet, die den Kult der römischen Göttin Vesta im
Tempel am Rande des Forum Romanum besorgten und
dort das staatliche Feuer hüteten. Die Frauen wohnten
zusammen im sogenannten „Atrium Vestae“. Ein Ver-
pe bestedigen solcke apenbare lögen, hebben ock
noch hüdiges dages yn erem Pastoral489 ein gebedt,
dat se legen unde seggen, Ydt sy ein gebedt Matthei
Apostoli gewesen. Unde lesen datsulvige aver eren
Nunnen mit gantz ungeschickeden worden, gerade
alse wüste de hillige Kercke nicht uth der Schrifft
unde Geschichten der Apostel, wat de Aposteln
Christi gelert hebben, Edder ock, efft wy nicht
wüsten de Historien van den tiden, edder ock, dat
de Aposteln mit klaren worden solcke stricke der
Conscientien vordömeden, Welcker de lögener so
hoch lavet unde römet.
Inn Sonderheit averst so ys dat seer lecherlick, dat
he secht, de hillige Evangelista Mattheus hebbe vor
dem Altar Misse geholden, darmit he de eintfoldigen
unde schlichten lüde averreden11 wil, dat de Pa-
pistischen Misse (daryn se uth dem Sacramente des
hilligen Avendtmal Lyves unde Blödes Christi eine
Offerhandelinge vor de levendigen unde Doden ge-
maket hebben) alle tidt yn der Kercken gewesen sy,
gerade alse were nicht genochsam tho erfarende uth
der Episteln an de Corinther geschreven490, wat de
hilligen Apostel vam Sacramente uth Ansettinge des
Heren Christi gelert edder ock, wat de Christlike
Kercken van enen angenamen unde geholden heb-
ben. | V lv |
So hefft ock desulvige bedreger unde Fabulen Pre-
diger nicht allene frömde lögen vor eine warhafftige
Historien uns vorköpen willen (alse he van allen
Aposteln lange Historien maket, darvan doch Eu-
sebius, einer van den flitigesten schrivern, de wy yn
Kercken geschichten hebben mögen, nicht anders
nagelaten hefft, den so vele alse yn der hilligen
Schrifft unde Nyen Testamente vorfatet ys491), Son-
dern ock, wat he gefunden by andern schribenten,
stoß gegen das Gebot der Jungfräulichkeit wurde mit
dem Tode bedroht. Vgl. DNP 12,2, Sp. 130-133.
485 Liv. I, 3-4 (die Vestalin Rea Silvia).
486 Gemeint ist die Stadt Rom.
487 Vgl. Off 17,6.
488 Vgl. oben S. 137 mit Anm. 464.
489. Gemeint ist das Schleswiger Breviar.
490 IKor 11,17-34.
491 Vgl. Eus. h. e. III 24 (= PG 20, Sp. 266).
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