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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0161
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7. Kirchenordnung 1542

sen schal. Den worumme wolde wy Gade, unserm
Heren, tho uneeren de Hilligen schrifft stan la-
ten500 und Fabulen nafolgen?
Hyr benevenst schollen ock de Mönnicke weten, dat
wy dorch desse Ordeninge van syngende unde lesen-
de, De se nu annemen uth der hilligen Schrifft, enen
nicht willen vorschriven nye gesette edder ock eine
nye MÖnnekerye anrichten, dardorch ere Conscien-
tien wedderumme mögen beschwert werden. Son-
dern wy gedencken allene hyrdorch den lüden radt
tho gevende, de eres olders edder Kranckheit halven
so vorschwecket, Dat se sick yn keinen andern
standt wol begeven können, Dat dennoch de- |V 3r [
sulvigen mit singende unde lesende eine Övinge vor
sick hebben mögen In der hilligen Schrifft unde wor-
de Gades, also ock alle sanck und Lection van an-
beginne dartho angesettet sint gewesen, wo uth den
worden des Pawestes Gelasiiy wol thovormercken-
de501.
Welcker averst de gave der küscheit nicht hebben,
Darvan Christus unde Paulus gespraken002, sint ock
mer bequeme yn ander wege, andern lüden tho de-
nende. Desulvigen können mit guder Conscientien
ynn den Klöstern nicht bliven, veelweiniger herna-
mals andere lüde tho holdinge erer Secten und Su-
perstition reitzen.
Datsulvige, wo vorhen geschreven, seggen wy ock
van den Domheren503, de nu der Kercken Christi
nicht nütte sint. De mögen ock also sittende bliven,
so verne alse se tho andern Ampten nicht geschi-
cket, unde yn övinge der Schrifft mit singende ere
tidt thobringen.
y A: Gillasi, B: Gelasii.
500 Aufgeben, beiseite lassen.
501 Gelasius I. (Papst ab 492, f496), CIC D 15, c. 3 Sancta
Romana ecclesia (= CIC, ed. Friedberg 1, Sp. 36).
502 Mt 19,10-11; IKor 7,9.
503 Zu diesen s. oben S. 121-123.
504 Matutin (Ordinatio ecclesiastica, Bl. X 2v: Pro matuti-
nis).
505 Zu den drei Psalmen mit Antiphon und den drei Lesun-
gen mit ihren Responsorien vgl. Leiturgia 3, S. 236 (de
tempore - das den Festzeiten jeweils Eigentümliche).
506 Der Lektor erbittet mit „Jube, domne, benedicere“ den

Unde mach de gesanck mit den Lectien up folgende
wise geordenet werden (So verne alse dat vor gudt
angeseen wert), Na dem talle der tide, also beth her-
tho gewöntlick gewesen:
Vor de Metten504
Erstlick schal men lesen den Geloven unde beden
ein Vader unser. Darna mach de Can- j V 3v| tor an-
heven eine Antiphona, unde na dem Tone dersulvi-
gen so volgen alse bald dre Psalmen. Wenner de uthe
syn, so wert de Antiphona vulendet. Darna schal
men lesen dre Lectien unde singen dre Responsoria
de Tempore edder ock wat süs uth der Schrifft mach
genamen syn, So dat na einer ytliken Lection als
bald volge ein sonderlick Responsorium500. De Lec-
tion averst scholen allene uth der Biblien, Dat ys,
uth dem Olden edder Nyen Testamente, genamen
syn, Darna, alse dat vor dat beste angeseen wert,
ock nicht lang, sonder korth syn, Ane Jube, Domi-
ne506 unde ane Tu autem507 etc. Doch moth hyrup
acht gegeven werden, Dat men se wol dütlick lese
mit einem Tone, alse men plecht de Prophetien tho
lesende. De ende van der Lection wert beschlaten
geliker wise vorhen yn den Prophetien gescheen ys:
Sol, Sol, sol. La, sol, fa, fa508.
Na dem drüdden Responsorio, dat men singet mit
Gloria Patri etc.509, volget na Te Deum Lauda-
mus510. Darna hevet de Cantor an eine Antiphona,
und na dem Tone dersulvigen wert gesungen ein
Psalm van den, de men Cantica nömet, Alse des
Sondages: Benedicite Omnia etc.511, Des Mandages:
Confitebor tibi Domine, Quoniam Iratus etc.512, Am

Segen des Priersters bei der Lesung. Vgl. Bieritz, Li-
turgik, S. 399; Rheinfelder, Kultsprache, S. 185.
507 Mit dem „Tu autem“ wird der Abschluß der Lesung an-
gezeigt. Vgl. Rheinfelder, Kultsprache, S. 372.
508 Hierbei handelt es sich um den Lektionston für die Pro-
phetenlesung, s. MGG2 5, Sp. 1095 f. (s.v. Lektionston ).
509 Die kleine Doxologie: Ehre sei dem Vater.
510 Zum „Te Deum laudamus“ s. oben Anm. 78.
511 „Benedicite omnia opera Domini“ (Canticum trium
puerorum), s. Dan 3,57-88 (Vulgata).
512 „Confitebor tibi, Domine, quoniam iratus es mihi“
(Canticum Isaiae) , s. Jes 12,1-6.

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