Die Ordnungen des königlichen Anteils
Der König war gleichzeitig das Haupt der dänischen Reichskirche und Summus episcopus der Kirche
seines Anteils in den Herzogtümern. Am Hof in Kopenhagen gab es einen deutschen Hofprediger13. Mit der
Universität Kopenhagen verfügte der dänische König über eine eigene theologische Fakultät14 als Beraterin
in Fragen der Lehre und des Bekenntnisses15. Darüber hinaus unterhielt Christian III. aber auch enge
Kontakte zur Universität Wittenberg und ihren Theologen16. Christian trat 1538 dem Schmalkaldischen
Bund bei, beteiligte sich nach dem Ausbruch des Krieges gegen den Kaiser 1546 aber nicht mit eigenen
Truppen an den Kämpfen, sondern unterstützte die evangelische Seite lediglich durch die Zahlung von
Hilfsgeldern11.
Sein Sohn Friedrich II. folgte auf kirchlichem Gebiet weitgehend den Spuren des Vaters: „Es soll alles so
bleiben wie zu König Christians Zeiten“18. Im Unterschied zu Christian III., der sich in theologischen
Fragen, wie etwa dem Streit um den Bremer Domprediger Albert Hardenberg („zwinglianischer Ketzer“),
persönlich engagiert hatte19, versuchte Friedrich II. theologische Auseinandersetzungen möglichst rasch
einzudämmen oder zu unterdrücken. Weil er durch Einwanderer eine Gefahr für die Einheit von Lehre und
Bekenntnis sah, ließ Friedrich II. im September 1569 eine Sammlung von 25 Artikeln veröffentlichen, mit
deren Hilfe die Superintendenten und Pfarrer alle Personen überprüfen sollten (examineret og overhoret), die
sich im Königreich niederlassen wollten20.
Nach der Kirchenordnung von 1542 war für das Herzogtum Schleswig der Bischop tho Schlesewig zu-
ständig, für das Herzogtum Holstein der Praioeste ym Holster lande21. Das Amt Gottorf und damit auch die
Stadt Schleswig fielen bei der Teilung im Jahr 1544 aber an Herzog Adolf I. König Christian III. hielt
jedoch an seinem ursprünglichen Plan einer kirchlichen Gliederung auf der Grundlage der beiden Herzog-
tümer fest: Fortan gab es die Flensburger Propstei für den schleswigschen und die Münsterdorfer Propstei
für den holsteinischen Landesteil22. Nach der Eroberung Dithmarschens kam 1559 noch eine dritte Propstei
für das dem König zugefallene südliche Dithmarschen hinzu. Mit der Übernahme von Gebieten aus dem
Hadersiebener Erbe Johanns d.Ä. im Jahr 1581 erhöhte sich dann die Zahl der Propsteien.
Erster Propst der Flensburger Propstei wurde mit Gerd Slewart einer der vier Superintendenten, die
Christian III. nach der Gottorfer Synode für das Herzogtum Schleswig ernannt hatte (Nr. 5). Slewart hatte
das Amt des Flensburger Propstes bis zu seinem Tode im Jahr 1570 inne. Seine Nachfolger waren Johannes
Meier (1570-1584), Sebastian Schräder (1585-1593) und Thomas Schattenberg (1593-1604). Erst im
17. Jh. erreichte mit Friedrich Dame (1604-1635), der auch als theologischer Schriftsteller hervorgetreten
ist, wieder ein Propst eine ähnlich lange Amtszeit wie Slewart23. Im Gebiet der Flensburger Propstei er-
scheinen um die Wende vom 16. zum 17. Jh. verschiedentlich auch Hardespröpste, wie sie aus der Regie-
rungszeit Christians III. in Hadersleben und aus dem Königreich Dänemark bekannt sind24.
Vertreter unter den Statthaltern, das Amt mehr als vier
Jahrzehnte lang inne. Den Abschluß bildet in dem von der
Edition erfaßten Zeitraum Gerd Rantzau, der von 1600
bis 1627 Statthalter war. Unterhalb des Statthalters stan-
den die Amtmänner, die wie in den anderen Teilherzog-
tümern aus dem einheimischen Adel kamen.
13 Vgl. Lausten, Christian d. 3., S. 95-101.
14 Vgl. die beiden von Niels Knud Andersen (Det teologiske
Fakultet 1479-1597) und Jens Glebe-Moller (Det teolo-
giske Fakultet 1597-1732) verfaßten Abschnitte in Ko-
benhavns Universitet 1479-1979, Bd. 5, Kopenhagen
1980, S.1-212.
15 Vgl. Feddersen, Kirchengeschichte 2, S. 131f.
16 Vgl. Lausten, Christian d. 3., S. 102-107.
17 Vgl. Feddersen, Kirchengeschichte 2, S. 129.
18 Ebd., S. 130f.
19 Vgl. Sehling, EKO VII,2,2,2, S. 378-385, besonders
S. 382; Wim Janse, Albert Hardenberg als Theologe.
Profil eines Bucer-Schülers, Leiden u.a. 1994 (=Studies
in the history of Christian thought 57), S. 32-89.
20 Vgl. Feddersen, Lutherische Konkordie, S. 47-49. Ab-
druck der Artikel in Pontoppidan, Annales ecclesiae
Danicae diplomatici 3, S. 416-419 (Articuli viginti quin-
que de quibus interrogabuntur peregrini et hospites, qui a
Regia Maiestate in Regnis Daniae et Norwegiae petunt
hospitia).
21 Nr. 7, S. 120 und 150.
22 Vgl. Hoffmann / Reumann, Herzogtümer, S. 97f.;
Feddersen, Kirchengeschichte 2, S. 132f.
23 Vgl. Arends, Gejstligheden 3, S. 44. Zu Friedrich Dame
s. Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon 4,
S. 52-54.
24 Vgl. Hoffmann, Landesherrliches Kirchenregiment,
S. 77.
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Der König war gleichzeitig das Haupt der dänischen Reichskirche und Summus episcopus der Kirche
seines Anteils in den Herzogtümern. Am Hof in Kopenhagen gab es einen deutschen Hofprediger13. Mit der
Universität Kopenhagen verfügte der dänische König über eine eigene theologische Fakultät14 als Beraterin
in Fragen der Lehre und des Bekenntnisses15. Darüber hinaus unterhielt Christian III. aber auch enge
Kontakte zur Universität Wittenberg und ihren Theologen16. Christian trat 1538 dem Schmalkaldischen
Bund bei, beteiligte sich nach dem Ausbruch des Krieges gegen den Kaiser 1546 aber nicht mit eigenen
Truppen an den Kämpfen, sondern unterstützte die evangelische Seite lediglich durch die Zahlung von
Hilfsgeldern11.
Sein Sohn Friedrich II. folgte auf kirchlichem Gebiet weitgehend den Spuren des Vaters: „Es soll alles so
bleiben wie zu König Christians Zeiten“18. Im Unterschied zu Christian III., der sich in theologischen
Fragen, wie etwa dem Streit um den Bremer Domprediger Albert Hardenberg („zwinglianischer Ketzer“),
persönlich engagiert hatte19, versuchte Friedrich II. theologische Auseinandersetzungen möglichst rasch
einzudämmen oder zu unterdrücken. Weil er durch Einwanderer eine Gefahr für die Einheit von Lehre und
Bekenntnis sah, ließ Friedrich II. im September 1569 eine Sammlung von 25 Artikeln veröffentlichen, mit
deren Hilfe die Superintendenten und Pfarrer alle Personen überprüfen sollten (examineret og overhoret), die
sich im Königreich niederlassen wollten20.
Nach der Kirchenordnung von 1542 war für das Herzogtum Schleswig der Bischop tho Schlesewig zu-
ständig, für das Herzogtum Holstein der Praioeste ym Holster lande21. Das Amt Gottorf und damit auch die
Stadt Schleswig fielen bei der Teilung im Jahr 1544 aber an Herzog Adolf I. König Christian III. hielt
jedoch an seinem ursprünglichen Plan einer kirchlichen Gliederung auf der Grundlage der beiden Herzog-
tümer fest: Fortan gab es die Flensburger Propstei für den schleswigschen und die Münsterdorfer Propstei
für den holsteinischen Landesteil22. Nach der Eroberung Dithmarschens kam 1559 noch eine dritte Propstei
für das dem König zugefallene südliche Dithmarschen hinzu. Mit der Übernahme von Gebieten aus dem
Hadersiebener Erbe Johanns d.Ä. im Jahr 1581 erhöhte sich dann die Zahl der Propsteien.
Erster Propst der Flensburger Propstei wurde mit Gerd Slewart einer der vier Superintendenten, die
Christian III. nach der Gottorfer Synode für das Herzogtum Schleswig ernannt hatte (Nr. 5). Slewart hatte
das Amt des Flensburger Propstes bis zu seinem Tode im Jahr 1570 inne. Seine Nachfolger waren Johannes
Meier (1570-1584), Sebastian Schräder (1585-1593) und Thomas Schattenberg (1593-1604). Erst im
17. Jh. erreichte mit Friedrich Dame (1604-1635), der auch als theologischer Schriftsteller hervorgetreten
ist, wieder ein Propst eine ähnlich lange Amtszeit wie Slewart23. Im Gebiet der Flensburger Propstei er-
scheinen um die Wende vom 16. zum 17. Jh. verschiedentlich auch Hardespröpste, wie sie aus der Regie-
rungszeit Christians III. in Hadersleben und aus dem Königreich Dänemark bekannt sind24.
Vertreter unter den Statthaltern, das Amt mehr als vier
Jahrzehnte lang inne. Den Abschluß bildet in dem von der
Edition erfaßten Zeitraum Gerd Rantzau, der von 1600
bis 1627 Statthalter war. Unterhalb des Statthalters stan-
den die Amtmänner, die wie in den anderen Teilherzog-
tümern aus dem einheimischen Adel kamen.
13 Vgl. Lausten, Christian d. 3., S. 95-101.
14 Vgl. die beiden von Niels Knud Andersen (Det teologiske
Fakultet 1479-1597) und Jens Glebe-Moller (Det teolo-
giske Fakultet 1597-1732) verfaßten Abschnitte in Ko-
benhavns Universitet 1479-1979, Bd. 5, Kopenhagen
1980, S.1-212.
15 Vgl. Feddersen, Kirchengeschichte 2, S. 131f.
16 Vgl. Lausten, Christian d. 3., S. 102-107.
17 Vgl. Feddersen, Kirchengeschichte 2, S. 129.
18 Ebd., S. 130f.
19 Vgl. Sehling, EKO VII,2,2,2, S. 378-385, besonders
S. 382; Wim Janse, Albert Hardenberg als Theologe.
Profil eines Bucer-Schülers, Leiden u.a. 1994 (=Studies
in the history of Christian thought 57), S. 32-89.
20 Vgl. Feddersen, Lutherische Konkordie, S. 47-49. Ab-
druck der Artikel in Pontoppidan, Annales ecclesiae
Danicae diplomatici 3, S. 416-419 (Articuli viginti quin-
que de quibus interrogabuntur peregrini et hospites, qui a
Regia Maiestate in Regnis Daniae et Norwegiae petunt
hospitia).
21 Nr. 7, S. 120 und 150.
22 Vgl. Hoffmann / Reumann, Herzogtümer, S. 97f.;
Feddersen, Kirchengeschichte 2, S. 132f.
23 Vgl. Arends, Gejstligheden 3, S. 44. Zu Friedrich Dame
s. Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon 4,
S. 52-54.
24 Vgl. Hoffmann, Landesherrliches Kirchenregiment,
S. 77.
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