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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0301
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Kön 7. Bestimmungen zur Eheschließung 1565

Personen eren ungedwungenen, fryen willen apent-
lick betügen.
5. De oelderen schölen ere kinder ane vorwetent
edder vollen ungedwungenen willen nicht verlaven.
Und schölen solcke gelöfte, de nicht mit der kinder
consens bewilliget, nichtig unde krafftloß syn12.
6. Und darmit alle schade und bedrog vermiedet,
schal de jenige, so den andern mit bedreglicken tho-
seggen upgeholden13, tho schaden edder schänden
gebracht, alse en vorachter des ehestandes und ein
beleidiger mit behörlicker14 strafe gestrafet werden
und den beleidigten part den schaden beieg-
gen15.
7. Wenn ock twee thosamen, also wo vorgemeldet,
sich mit einander verlawet und alle solennitäten
vollentagen, schölen se nich de ene den andern tho
vorlaten macht hebben. Und so idt jemand j 22 j wür-
de vornemen, schal de darvor (jedoch de thosage
unverbraken) vor den altar bohte dohn und van der
overicheit in strafe genommen werden.
8. Idt schölen ock vor der apentlicken thosamen ge-
vinge in der kircken brüht und brüdigam nich tho-
samen by einander in einem huse wahnen, sondern
beth up de insegeninge sich van einander ontholden,
by vermiedung der kercken und avericheit strafe.

j Fehlt in B.
12 Zu den erzwungenen Ehen vgl. Dieterich, Eherecht,
S. 66 f., 101 f., 129 f. und 209.
13 Hier: jemand an sich gebunden, s. FWb 2, Sp. 459 f.

9. Idt schölen ock de insegninge in den h[eiligen]j
ehestand tho mehrer reverentz deßülvigen und um
anropinge göttlichen nahmens willen nich in den hü-
sern, sondern in der kercken, 8 dage na der procla-
mation und afkündiginge, geschehen.
10. Und so twen, so in apentlicken horen-levende
mit einander liggen, sich thosamen ehelick begeh-
ren, schölen se thovoren ein vehrendehl jahr van
einander scheden, ehre bekehringe apentlick betü-
gen, darna apentlicke bohte dohn und in ehestand
gegeven werden.
11. De averst thosamen in ehebrock mit einander
gelegen und up des enen ehegadings16 stervent ge-
pachtet, schölen mit nichten thosamen gegeven
werden, dewile se im harten sich nich bekehret unde
vor Gade ehebreker syn, sondern schölen uht dem
1231 lande verwieset werden.
12. Ock schölen de, so bedersiets uhtheimisch und
fremd syn, nich thosamen gegeven werden, idt sy
denn, dat se een half jahr roock und schmoock17 ge-
holden und den lofwürdige tugniße bringen van bee-
den syden, dat se fry und mit nenen andern ehe-
plichten verbunden syn. Da averst de ene fremd, de
ander inheimisch, so schal de fremde bewyß bringen,
und also mit einander thosamen gegeven werden.
Actum in Münsterdorp anno 1565.

14 Gebührender, s. Grimm, DWb 1, Sp. 1342.
15 Zurückerstatten, entschädigen, s. DRW 1, Sp. 1520.
16 Ehegatte, Ehegattin.
17 Einen eigenen Haushalt, s. DRW 11, Sp. 161-164.

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