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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0457
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Einleitung

2. Die Einführung der Reformation 1532
Obwohl die Regenten sich in der „Litera confederationis Ditmerticorum“ von 1523 noch dezidiert zum alten
Glauben bekannt hatten, manifestierten sich zu dieser Zeit bereits evangelische Strömungen in Dithmar-
schen15. So war Wesselburen ein Zentrum der frühen reformatorischen Bewegung16. Auch in Meldorf wurde
evangelisch gepredigt, und vermutlich stand der Meldorfer Pfarrer Nicolaus Boie (ca. 1490-1542)17, der
1518 bei Martin Luther in Wittenberg studiert hatte, zu dieser Zeit mit seinem Lehrer in Kontakt18. Ende
1524 lud Boie den Bremer Reformator Heinrich von Zütphen19 ein, in Meldorf zu predigen. Als dieser
jedoch die florierende Marienverehrung in Dithmarschen scharf verurteilte, sorgte der radikale Flügel der
Regenten dafür, dass er am 10. Dezember 1524 hingerichtet wurde.
Der Märtyrertod Heinrichs von Zütphen hatte keine nachhaltige Auswirkung auf den Fortgang der
Reformation im Land, und der Meldorfer Pfarrer Nicolaus Boie warb erneut evangelische Prediger an,
darunter Johann Halversdorp20, den er 1527 aus Bremen nach Meldorf holte.
1. Abendmahlsordnung [1532] (Text S. 449)
Nachdem in Hamburg und Lübeck um 1530 die Reformation eingeführt worden war und Johannes Bugen-
hagen 1529 und 1531 für die beiden Hansestädte jeweils eine Kirchenordnung entworfen hatte21, verstärk-
ten sich auch in Dithmarschen die lutherischen Tendenzen. Um 1532 beschlossen die Kirchspielsvertreter,
die Reformation im Lande einzuführen.
Neben den lutherischen Einflüssen waren auch Spiritualisten und Täufer in Schleswig-Holstein aktiv,
darunter Melchior Hoffman. Im lutherischen Dithmarschen suchte man sich nachdrücklich von „Schwär-
mern“ aller Art zu distanzieren, und so fand am 8. April 1529 in Flensburg eine vom späteren dänischen
König Christian III. (1534-1559) einberufene und von Johannes Bugenhagen geleitete Disputation über
Fragen der neuen Lehre und insbesondere über das Abendmahlsverständnis statt22. Auf diesem Konvent, an
dem auch der Wesselburener Pfarrer Nicolaus Boie d.Ä.23 teilnahm, wurde vermutlich der Anstoß für die

15 Die Einführung der Reformation in Dithmarschen ist auf-
grund schlechter Quellenüberlieferung nur ansatzweise
bekannt. Die meisten Akten zur Reformation in Dith-
marschen werden bereits seit Jahrzehnten nicht mehr im
Original, sondern nach Neocorus, Chronik (1827) und
Michelsen, Rechtsquellen (1842) zitiert. In LAS Abt.
400.5 Nr. 782 ist ein „Chronologisches Verzeichnis könig-
licher und fürstlicher Konsistorialverordnungen und Syn-
odalbeschlüsse in Kirchen- und Schulsache 1523-1822“
aus dem 19. Jahrhundert überliefert, in dem ebenfalls
nicht mehr auf die Originalquellen, sondern ausschließlich
auf die beiden Abdrucke verwiesen wird.
16 Koppen, Reformation, S. 268f.; Rolfs, Einführung,
S. 333-336; Missfeldt, Staat und Kirche, S. 72-74.
17 Zu Nicolaus Boie siehe Claus Rolfs, Die beiden Boie,
Lunden 1892; Weng, Melanchthons Ausstrahlung, S. 2f.;
Dohrn, Zur frohen Theilnahme, S. 6 Anm. 5; Rolfs,
Zur dithmarsischen Reformationsgeschichte, S. 16f.,
18-21.
18 Es sind zwei Briefe von 1523 und 1527 überliefert (WA Br
3, S. 225 und WA Br 4, S. 314), die jedoch Fälschungen
sind. Sie stammen von einem der Nachfolger Boies in
Meldorf und sollten dessen Ruhm hervorheben, vgl. Nis-
sen, Ist die Reformation erledigt?, S. 5; Rolfs, Aus
Dithmarschens Kirchengeschichte, S. 23.

19 Zu Heinrich von Zütphen siehe Wolfgang Seegrün,
Heinrich von Zütphen - seine Ideen, sein Feuertod und
Dithmarschens Weg einer Gemeindereform, in: Schriften
des Vereins für katholische Kirchengeschichte in Ham-
burg und Schleswig-Holstein 1991, S. 105-123; Peter
Meinhold, Heinrich von Zütphen und die Anfänge der
Reformation in Dithmarschen, in: SVSHKG II, 30/31
(1974/75), S. 36-55; Johann Friedrich Iken, Hein-
rich von Zütphen (SVRG 12), Halle 1886; Jürgen
Rust / Gotthard E. Koppen, Die Männer der schles-
wig-holsteinischen Reformation, Garding 1982, S. 18-33;
Koppen, Reformation, S. 262-267; ders., Kirche in Dith-
marschen, S. 89f., 105 Anm. 281; Rolfs, Einführung,
S. 329-333; Stoob, Geschichte, S. 194-200; Weng, Me-
lanchthons Ausstrahlung, S. 3-9: Missfeldt, Staat und
Kirche, S. 72f.
20 Arends, Gejstligheden I, S. 308; III, S. 131.
21 Abdrucke in Sehling, EKO V, S. 334-368, 488-540.
22 Koppen, Reformation, S. 268-270; Hein, Spiritualisten,
S.341-343.
23 Nicolaus Boie d.Ä. immatrikulierte sich 1499 in Rostock
und war von 1533 bis zu seinem Tod 1542 Pfarrer und
Superintendent in Wesselburen, Rolfs, Einführung,
S. 335f.; Arends, Gejstligheden I, S. 74.

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