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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0463
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Einleitung

ger. Die vom Kaland getroffenen Beschlüsse besaßen weitreichende Bedeutung für das Kirchenwesen des
Landes55.
Bei der Zusammenkunft, die im Frühjahr 1547 im Haus des Meldorfer Pfarrers stattfand, wurden
verschiedene Maßnahmen beschlossen. Neben Fragen, die die Hochgerichtsbarkeit der Achtundvierziger
betrafen, ging es auch um kirchliche Belange. Zum einen wurde auf das dreimalige Aufgebot der Verlobten
gedrungen, um die Rechtmäßigkeit der Eheschließungen sicherzustellen. Zum anderen ging der Kaland
dagegen vor, Taufen in den Privathäusern vorzunehmen. Künftig sollten die Kinder, wenn kein Notfall
vorläge, ausschließlich in den Kirchen getauft werden. Die Kalandsbeschlüsse wurden durch die Unter-
schriften aller 39 Anwesenden bekräftigt.
10. Bekenntnis der Dithmarscher Kirche zum lutherischen Abendmahl 1556 [nach 23. Juni] (Text S. 473)
Das Dithmarscher Abendmahlsbekenntnis entstand vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung, die Jo-
achim Westphal56 (1510-1574), der Pfarrer an St. Katharinen in Hamburg und spätere Superintendent,
1552 mit Johannes Calvin über das Abendmahl begonnen hatte57. Calvin veröffentlichte 1556 seine „Se-
cunda Defensio piae et orthodoxae de sacramentis fidei contra Joachimi Westphali calumnias“, im Jahr
darauf antwortete Westphal mit seiner Schrift „Confessio fidei de eucharistiae sacramento, in qua ministri
ecclesiarum Saxoniae solidis argumentis sacrarum literarum astruunt corporis et sanguinis Domini nostri
Jesu Christi praesentiam in coena sancta et de libro Joannis Calvini ipsis dedicato respondent“. Darin
führte Westphal aus, daß er sich an die Vorsteher sächsischer und norddeutscher Kirchen gewandt habe, um
deren Urteil über Calvins Schrift und die gesamte Kontroverse zu erfahren. Ferner habe er sie aufgefordert,
ihre Bekenntnisse vom Abendmahl Christi zu übersenden. Nach Eingang der Antworten aus zahlreichen
norddeutschen Städten58 sowie aus Dithmarschen habe sich herausgestellt - so Westphal weiter dass
sämtlichen übersandten Bekenntnissen übereinstimmend das lutherische Abendmahlsverständnis zugrunde
liege59.
Das Abendmahlsbekenntnis aus Dithmarschen ist wie das der übrigen norddeutschen Städte im Anhang
von Westphals „Confessio fidei“ von 1557 überliefert60. Verfasser des Dithmarscher Bekenntnisses ist ver-
mutlich Johannes Grevenbrock, Pfarrer in Barlt, dessen Name die Unterschriftenliste am Schluß des Do-
kuments anführt. Während das Husumer Bekenntnis aus der Feder des Hauptpastors Peter Bokelmann
(1505-1576) „in edlem Latein und auch dogmatisch scharf und korrekt“ niedergeschrieben wurde, ist das
Dithmarscher Abendmahlsbekenntnis „in polterndem Ton und in einem Latein [verfaßt], das keine Melan-
chthonische Eleganz verrät“61.

55 Vgl. den Auszug aus einer Kalandsbeliebung: „Dat wy
denne alle Schwermereye und alle ergerlicke Lehre und
Levent förder mögen myden, wyllen wy mit allen Kerck-
herden offt eren Vollmechtigen, des Jares twe mahl tho-
samen kamen, alse na den Paschen, und na Michaelis, tho
Meldorpe, de twistigen Saken tho schlichten, dar schal de
Upkumpst des Calandes tho gedrucket werden“, Cron-
helm, Corpus Constitutionum, S. 38 und Bolten, Dit-
marsische Geschichte, S. 40. Vgl. Prall, Kaland,
S. 400f.; Rolfs, Zur dithmarsischen Reformationsge-
schichte, S. 12 Anm. 3; ders., Geschichte, S. 420-343;
ders., Kirchliche Verfassung, S. 146f.; ders., Einführung,
S. 343; Koppen, Reformation, S. 272; Bolten, Ge-
schichte 4, S. 35-41, 83-90; Cronhelm, Corpus statu-
torum, S. 37-40.
56 Dingel, Art. Westphal, in: TRE 35 (2003), S. 712-715;
Appold, Art. Westphal, in: RGG 8 (2005), Sp. 1500.

57 Das Folgende nach Feddersen, Schleswig-Holstein und
die lutherische Konkordie, S. 7-11.
58 Aus Magdeburg, Eisleben, Bremen, Hildesheim, Ham-
burg, Lübeck, Lüneburg, Braunschweig, Hannover, Wis-
mar, Schwerin, Husum und Nordhausen.
59 Feddersen, Schleswig-Holstein und die lutherische
Konkordie, S. 9; Bolten, Geschichte 4, S. 91-94. Vgl. die
ausführliche Darstellung bei Carl Mönckeberg, Jo-
achim Westphal und Johannes Calvin (Gallerie hambur-
gischer Theologen 4), Hamburg 1865, bes. S. 91.
60 Ebenso wie die Abendmahlsbekenntnisse der übrigen
genannten Kirchen, siehe http://gateway-bayern.de/
VD16+W+2274 [eingesehen 09.08.2016].
61 Feddersen, Schleswig-Holstein und die lutherische
Konkordie, S. 10. Abdruck des Husumer Bekenntnisses
ebd., S. 201f.

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