Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0469
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Edition

1. Abendmahlsordnung3
[1532]
Eine Ordeninge effte Anwisinge van dem Aventmale unsers Heren Christi, wo men sick holden schall beide,
in der Uthdelinge unnd Entfanginge, nha Insettinge deß Heren

Unse leve Here Jesus Christus, do he den duren
Schatt sines Aventmalß, dat iß sin wahre Liff unde
Blott, under dem Brode unde Wine gaff, insettede
unde nha sick leth tho einer Spise unde Sterkinge im
Geiste1, hefft he ehn nicht gegeven, ingesettet effte
nha sick gelaten, ane alleine vor sine Jüngere effte
Gelövigen, dewile dejennen, welke sine Jüngere noch
nicht sin, idt nener mate thor Beteringe können ent-
fangen. Hefft in dem Dele sinen Deneren unde Sen-
debaden ein Exempel gegeven unnd nhagelaten, dar
se sick mit allem Vlite unnd Vormoge na richten
unde holden schölen.
Darumme so schall j 167 J ock ein getruwe Dehner eff-
te Selensorger (will he sinem Ambachte recht doen)
nicht wiken van dem Exempel unnd Vorbilde deß
Heren, so vele jummer mögelik unnd dat hoge Sa-
cramente deß Lives unde Blödes Christi nemande
willendß effte wetende geven, ahne den Jüngeren
unde Gelövigen Christi. Unnd dar ein Dehner effte
Selensorger it andersweme gifft effte worde geven,
den he nicht vorhenne mit allen Vlite examineret
unde dorchsocht sinen Geloven mit aller Ummesten-
dicheit deß Levendes tho ervorschen, up dat he dat
Brodt der Kinder Gades den Hunden jo nicht ge-
ve2, de iß nicht ein getruwe Knecht effte Dener Jhe-
su Christi, dewile he nicht deith na dem Exempel
unde Willen unsers leven Heren Jhesu Christi, unnd
gebruket sin Ambacht nicht thor Beteringe der Ge-

a Textvorlage (Abdruck): Rolfs, Urkundenbuch,
S. 166-174. Weiterer Abdruck: Neocorus, Chronik 2,
S. 116-123.
b Im Abdruck bei Rolfs: escheu.

mene, dar itt doch alleine tho ingesettet iß, men
mehr thor Vorargeringe, unnd wert in dem Dele me-
her ein Dener Satans, de Vorargeringe socht, als ein
Dehner Christi, de de schlecht alleine Vorbeteringe
unnde Winninge will hebben. Unnd iß tho besorgen,
dat de Here der Vorargerden Blott van solker Deh-
ner Hende wert eschenb, wen se in solker Sake vor-
sumelik unnd unachtsam sin. It iß averst apenbar,
dat de dar grott inne geärgert werden, de it unwer-
digen entfangen3, dewile se dardorch schuldich wer-
den an dem Live unde Blöde Christi. Vorder entfan-
gen de it jo ahne Twiffel unwerdigen, de noch ehren
Ungeloven dorch ein sundich unnd unbotverdich
Levent sehen laten effte bewisen, went it gar neen
Vorschlach hefft, effte se schone seggen: wi erkennen
Gott! wen se ehn doch mit den Werken unde Leven-
de vorsaken effte vorlochnen.
Dewile sick den de Sake in Warheit so begifft, dat
up beiden Siden grote Varlicheit iß in der unwerdi-
gen Handelinge des hilligen Sacramentes, so moth
men jo up beiden Siden christliken sorchvoldich sin,
it si in der Uthdehlinge effte Entfanginge, dat it
rechtschapen nha den Willen Gades möge gescheen.
Wente de it unwerdigen entfangen, de eten unnd
drinken sick sulvest dat Ordel (alse de Apostel be-
tuget4), unde de it solken unwerdigen Thogengeren
reket unde gifft ahne vlitich Upsehent, de bestediget
de Oveldatt unde wert des vullen mede schuldich.

1 Mt 26,17-30; Mk 14,12-25; Lk 22,7-23; Joh 13,21-26.
2 Vgl. Mt 7,6.
3 Vgl. IKor 11,27.
4 IKor 11,29.

449
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften