14. Polizeiordnung für den Norderdrittenteil [um 1579]
VI. Titt.
Von kirchen und kirchhoffen
Dieweil die kirchen und gottes heuser, darinne das
selighmachende, godtlige wordt geprediget und die
heilige sacramenta der Christligen tauff und des lei-
bes und bluts unsers hern Jhesu Christi gehandlet,
auch andechtige gesenge und gebedt gehalten wer-
den, 113v| pilligh zu ehren und in großer acht zuhal-
ten, wollen und befehlen wir, das die kirchen in
unseren fDitmarschen norderdrittenthei^ in bauli-
chem wesen, an tachen, fenstern und woh es sonst
nottig, durch die kirchgeschworne und gemeine cas-
pelleute auf gemeine darlage22 gehalten, auch, wen
nicht gesungen und geprediget wirt, durch den ku-
ster zugeschloßen werden sollen, denne der reve-
rentz solcher stette zuwieder, das dieselbige stedte
durch unvernunfftige thiere, so aus- und einlauffen,
beunsaubert, auch sonst andere zenckische, haderi-
sche Sachen mit ungestueme und Unbescheidenheit
deren, so mit einander zuthunde haben, daßelbst
sollen gehandlet werden. Wir wollen auch und be-
fehlen bei Vermeidung unserer wilkohrligen straff
und Ungnade, das eine jede baurschafft den kirch-
hoff ihrer carspelkirchen auf gemeine darlage der-
gestaldt befriedigen, |14r| das die Schweine darauf
nicht lauffen konen, denne ehermals befunden wor-
den, das die Schweine auf den kirchhoffen die todten
greber aufgewhuelet und die begrabene corper und
gebeinde von einander heraus gezogen, welches ab-
scheulich und durch unfleißige befriedigung23 der
kirchhoffe pilligh hinforthan nicht zuverhengen,
weill solche stedten und platze, do der christgleubi-
gen leichnambe rhuen und der kunfftigen auferste-
hung gewarten, loca religiosa genennet und pilligh
dermaßen verunehrunge entfreiet sein sollen.
Wir kommen auch in erfahrunge, das aus leicht-
fertigheit etzliche ohne rock, mantel oder mutzen
und leibröcke, alleine in hosen und wambes in die
kirchen gehen, die predigtenn hören und die auß-
theilung des hochwirdigen sacramentes des altars
anschawen, welches eine große leichtfertigheit ist,
die sich nicht gepueret und einen schein der verächt-
licheit gepuerliger reverentz der predigten godtliges
wordtes und christliger ceremonien auf sich treget.
Demnach gepieten und befehlen wir, das hinforter
keiner in ploßen hosen und wambes, 114v| ohne man-
tel oder kurtzen oder langen rock in die predigten
gehen soll, sonder soll zu ehren dem godtligen wordt
und den heiligen sacramenten, so in den kirchen dis-
pensirt werden, wo nicht eine mantel oder rock,
doch aufs weinigste eine mutzen oder leibrock an-
nehaben bei Vermeidung unserer wilkorligen straffe.
Und soll hiemit den carspelvogtenn befohlen sein,
darauf achtung zugeben, ob einer dis unser gebodt
ubertretten wurde, denselben vor straffe zu warnen.
Wurde ehr sich aber an solche verwahrnung nicht
kehren wollenn, sol es dem landvogte8, darauf wei-
teren befehligh zuthunde, werden angetzeiget.
VII. titt.
Von dem gemeinen almußen, haußarmen und den inlendischen und außlendischen bettlern
Es bezeuget die heilige schrifft, das Godt ein ange-
nehmb und gefellig werck sei, dem armen, dorffti-
gen, insonderheit, die mit leibs gebrechen und
kranckheit beladen, mit seinen almußen zudienen
und zuhelffen, denne solches seind fruchte unsers
glaubens, die gleich wie ein guter bäum, als Christus
spricht24, gute fruchte tregen, 115r | aus einem wahren
f -f PO Eiderstedt: drien Eiderstedtischen landen.
8 PO Eiderstedt: staller.
Christligen glauben außsprießen und wachsen, dar-
umb vermahnen wir die jennigen, die es vermuegen,
das ein jeder seinem vermuege nach die armen und
notturfftigen mit seinem Christligen almußen be-
dencken und nach den wordten Christi25 ein werck
der liebe seines negsten erzeigen wollen, worbei ehr
denne hinwiederumb vielfaltiglich den segen des al-
23 Einfriedung, Umzäunung.
24 Mt 7,17.
25 Mt 19,16-26.
22 Kosten.
499
VI. Titt.
Von kirchen und kirchhoffen
Dieweil die kirchen und gottes heuser, darinne das
selighmachende, godtlige wordt geprediget und die
heilige sacramenta der Christligen tauff und des lei-
bes und bluts unsers hern Jhesu Christi gehandlet,
auch andechtige gesenge und gebedt gehalten wer-
den, 113v| pilligh zu ehren und in großer acht zuhal-
ten, wollen und befehlen wir, das die kirchen in
unseren fDitmarschen norderdrittenthei^ in bauli-
chem wesen, an tachen, fenstern und woh es sonst
nottig, durch die kirchgeschworne und gemeine cas-
pelleute auf gemeine darlage22 gehalten, auch, wen
nicht gesungen und geprediget wirt, durch den ku-
ster zugeschloßen werden sollen, denne der reve-
rentz solcher stette zuwieder, das dieselbige stedte
durch unvernunfftige thiere, so aus- und einlauffen,
beunsaubert, auch sonst andere zenckische, haderi-
sche Sachen mit ungestueme und Unbescheidenheit
deren, so mit einander zuthunde haben, daßelbst
sollen gehandlet werden. Wir wollen auch und be-
fehlen bei Vermeidung unserer wilkohrligen straff
und Ungnade, das eine jede baurschafft den kirch-
hoff ihrer carspelkirchen auf gemeine darlage der-
gestaldt befriedigen, |14r| das die Schweine darauf
nicht lauffen konen, denne ehermals befunden wor-
den, das die Schweine auf den kirchhoffen die todten
greber aufgewhuelet und die begrabene corper und
gebeinde von einander heraus gezogen, welches ab-
scheulich und durch unfleißige befriedigung23 der
kirchhoffe pilligh hinforthan nicht zuverhengen,
weill solche stedten und platze, do der christgleubi-
gen leichnambe rhuen und der kunfftigen auferste-
hung gewarten, loca religiosa genennet und pilligh
dermaßen verunehrunge entfreiet sein sollen.
Wir kommen auch in erfahrunge, das aus leicht-
fertigheit etzliche ohne rock, mantel oder mutzen
und leibröcke, alleine in hosen und wambes in die
kirchen gehen, die predigtenn hören und die auß-
theilung des hochwirdigen sacramentes des altars
anschawen, welches eine große leichtfertigheit ist,
die sich nicht gepueret und einen schein der verächt-
licheit gepuerliger reverentz der predigten godtliges
wordtes und christliger ceremonien auf sich treget.
Demnach gepieten und befehlen wir, das hinforter
keiner in ploßen hosen und wambes, 114v| ohne man-
tel oder kurtzen oder langen rock in die predigten
gehen soll, sonder soll zu ehren dem godtligen wordt
und den heiligen sacramenten, so in den kirchen dis-
pensirt werden, wo nicht eine mantel oder rock,
doch aufs weinigste eine mutzen oder leibrock an-
nehaben bei Vermeidung unserer wilkorligen straffe.
Und soll hiemit den carspelvogtenn befohlen sein,
darauf achtung zugeben, ob einer dis unser gebodt
ubertretten wurde, denselben vor straffe zu warnen.
Wurde ehr sich aber an solche verwahrnung nicht
kehren wollenn, sol es dem landvogte8, darauf wei-
teren befehligh zuthunde, werden angetzeiget.
VII. titt.
Von dem gemeinen almußen, haußarmen und den inlendischen und außlendischen bettlern
Es bezeuget die heilige schrifft, das Godt ein ange-
nehmb und gefellig werck sei, dem armen, dorffti-
gen, insonderheit, die mit leibs gebrechen und
kranckheit beladen, mit seinen almußen zudienen
und zuhelffen, denne solches seind fruchte unsers
glaubens, die gleich wie ein guter bäum, als Christus
spricht24, gute fruchte tregen, 115r | aus einem wahren
f -f PO Eiderstedt: drien Eiderstedtischen landen.
8 PO Eiderstedt: staller.
Christligen glauben außsprießen und wachsen, dar-
umb vermahnen wir die jennigen, die es vermuegen,
das ein jeder seinem vermuege nach die armen und
notturfftigen mit seinem Christligen almußen be-
dencken und nach den wordten Christi25 ein werck
der liebe seines negsten erzeigen wollen, worbei ehr
denne hinwiederumb vielfaltiglich den segen des al-
23 Einfriedung, Umzäunung.
24 Mt 7,17.
25 Mt 19,16-26.
22 Kosten.
499