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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0355
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Ordnung für Tangermünde von 1540.

335

solchen opfern zugeben weigern worde, der soll
als balde gepfandt werden.
Von dem küster.
Dem küster soll sein vordinst, wie vor alters
volgen, aus jedem hause 4 pf., desgleichen auch
was er zuvor von den vorstehern der kirchen und
sonst gehabt, also auch seinen gesellen, und ob
wes davon abgangen, soll den küstern wiederum
aus dem gemeinen kasten gesetzt und verordent
werden. Auch soll einem organisten aus ge-
dachtem kasten vorsehung geschehen.
Von der schule.
In dieser stadt soll allewege ein schulmeister
und nach gelegenheit itziger zeit noch ein ge-
selle uf der schule gehalten werden, die sollen
ire wonungen haben uf der schule und soll des
schulmeisters besoldung sein 50 gulden und 1 wispel
rocken, aber des andern gesellen 30 gulden.
Hette auch hievor der rath oder jemands anders
was an holze oder anderrn zur schule geben, soll
noch also bleiben etc. Darüber soll auch der
schulmeister und sein geselle ire accidentalia von
den knaben, so in die schule gehen, auch von
den begrebnissen und dergleichen haben. Damit
dan niemands die schule aus unvermogenheit
scheuen mochte, soll der pfarrer und rath ord-
nung machen, wieviel schulgelds ein jeder schüler
des jars in die schule geben soll, und was davon
gefallet, soll der schulmeister und sein geselle
teilen. Es soll auch der pfarrer allewege uf die
schule acht geben, das es ordentlich darin zugehe,
die jugend mit fleisse vorstehen und jeder knabe
cathecismum wol lerne.
Auch sollen in der schule widerum etliche
classes oder ordines scholasticorum gemacht werden,
also das die, so lesen lernen, an einem sonder-
lichen orthe sitzen, darnach die in grammatica
studirn auch alleine und ferrer auch die so etwas
in grammatica profitirt, den soll man etliche
autores vorlesen, damit sie ad altiora studia
bracht. Aber der schulmeister soll warnehmen,
das die knaben sonderlich in grammatica wol
instituirt, desgleichen sich in scribendo, dicendo
exercirn, wie dan die fleissigen schulmeister und
gesellen werden weise dazu geben, den solchs
alhie nicht alles kan angegeben werden. Ferrer
soll der schulmeister und sein geselle an hohen
festen mit allen schülern am abend die vesper
und am festtage das amt singen: an andern ge-
meinen feier- oder werktagen soll es der gesell
uf der schule thun. Damit auch die jugend desser
zeitlicher zu gottes worte gehalten und der psalter
bekant werden moge, soll man die schule gemein-

lich an feiertagen, auch an werktagen in der
woche, wan gepredigt wirdet, des morgens vor der
predigt lassen etliche psalmen und lectiones deutsch
auch lateinisch nach gelegenheit der zeit in der
kirchen lassen singen und lesen und nach mittage
die vesper. Weil auch die alten etliche lobliche
geistliche gesenge, antiphona und responsoria de
tempore aus der heiligen schrift ausgezogen und
gesungen, sollen die nachmals in die kirchen
bleiben und der cantor oder geselle uf der schule
die selbigen in der schule aufschreiben und den
schülern vorsingen. Auch soll er den schülern
bevelhen, solche gesenge vor den thürn und
anders nicht dan lateinisch zu singen, damit die
schüler vor andern mogen gekant werden. Des-
gleichen soll man in der schule lectionem musices
nicht unterlassen und soll sich die schule mit dem
singen in der kirchen auch hochgedachts unsers
gnedigsten herrn ordnung gemess halten. Was
sonst zu guter bestellung der schul mehr von
nothen, soll in des pfarrers, raths und schulmeisters
bescheidenheit stehen, die ferrer der jugend hierin
zum besten vorsein sollen. Damit dann der pre-
diger, caplan und schul ire besoldungen auch
mochten wovon haben, haben die visitatores et-
liche einkommen, zins und pacht, wie in beivor-
warter schrift zufinden, dozu vorordnet, welche
der rath in gemeinen kasten zugeben oder einen
sonderlichen kasten und einnehm er dazu bestellen
mag, davon hernach gemelte prediger, caplan,
kirchen- und schuldiener sollen besoldet werden.
Und soll der rath oder die, so dazu verordnet,
beschaffen, das die zinse und einkommen von
solchen zugeschlagenen zinsen, pechten und ein-
kommen allewege zu rechter zeit eingemanet,
und nach deme dorunter von etlichen geistlichen
personen, so geistliche lehen halten, jerlich lauts
der vorzeichnung etlich officianten geld soll ab-
gegeben werden, sollen die einnehmen dasselbe
sonderlich erfordern und gute acht geben, das sie
zur zeit, wan die geistlichen, so dieselben lehen
halten, vorfallen, die ganze nutzung und ein-
kommen der lehen forderlich zu vorgemeltem
brauche und besoldungen einnehmen und nichts
zugehorigs an haubtsummen, zinsen oder pechten
entzogen werde. Als dan gemelte lehen auch et-
liche widerkäufliche haubtsummen uff zins aus-
stehend haben, soll hinfüro keine hauptsumma
mehr den patronen oder besitzern der lehen,
sonder alleine den vorordneten einnehmern hiezu
abgelegt werden, die sollen solche summen den
lehen zu gute wiederum anlegen.
Weil sich denn auch die namen der zinsleute
durch erbfallen, absterben oder voränderung der
güter auch vorändern, soll man solchs, ofte die
voränderung geschicht, an die orte, do der itzigen
zinsenleute namen geschrieben, fleissig vorzeichnen
 
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