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Die Mark Brandenburg.
lassen, damit hochgedachten unserm gnedigsten
herrn oder den visitatorn davon kan geburlich
bescheid geben werden und nichts an hauptsummen
vorkommen. Do auch die visitatores itzo solche
haubtsummen registrirt und doch von allen lehen
nicht sonderliche bescheidene register oder funda-
tiones gesehen, auch befinden, das an eins teils
lehen, zinsen und pechten in der anzall, wie die
fundationes melden, nicht so vill ganghaft, soll
der rath und einnehmer nicht unterlassen, weiter
nachzufragen und sonderlich die alte vorzeichnis|j
der geistlichen an sich zubringen, ob was mehr
dazu gehorig, und als dan dasselbige den lehen,
dazu es gestiftet, zu gute erfordern lassen. Der-
massen sollen auch die, so geistliche lehen halten,
die ablegung oder voränderung der zinse und
haubtsummen woll vorzeichnen, damit hernach
nicht die vorigen zinsleute gemahnet oder wohin
die haubtsummen wider angeleget, forschung be-
dürfe. Es soll auch ferrer kein patron einich
geistlich lehen ane vorwissen oder vorwilligung
hochgedachts unsers gnedigsten herrn vorleihen.
Es sehen auch die visitatores vor nützlich an, das
alhie von solchen einkommen der geistlichen lehen,
sonderlich wan derselben eins teils vorfallen,
einem bürgerssone alhie, der sich des studirns
sonderlich fleissigt, uf fünf jar lang jerlich
20 gulden zu unterhaltung seines studii in der
universität zu Franckfurdt sollen geordent und
gegeben werden, und wenn es einer 5 jarlang also
gehabt, das es hernach einem andern zu vorleihen
und also für und für zu halten. Auch soll der
rath die, so ergerlichs boses wandels, als ehe-
brecher, seufer oder dergleichen sein, alhie nicht
dulden und wo wider jemands vordacht entstehet
oder die that offenbar, wider sie wie recht vorfarn.
Von dem einkommen der kirchen.
Es sehen auch die visitatores vor dinstlich
an, das die zinse, nutzung und pachte der pfar-
und anderer kirchen und capeln alhie in und vor
der stadt hinfüro in gemeinen kasten eingebracht
und die armen davon eins teils versehen, auch
die kirchen in nottürftigen bau erhalten, irer ein-
nahme und ausgabe halb dem rathe jerlich rech-
nung thun mochten.
Von dem gemeinen kasten.
Die vorsteher des gemeinen kastens alhie
sollen jedes freitags in der kirchen mit dem seck-
lein umgehen und dem gemeinen armut zu guthe
bitten und den armen und dürftigen austeiln. Ob
auch wes vorraths an gelde vorhanden sein würde,
sollen sie uf zinse austhun, irer ausgabe und ein-
nahme guthe registration halten und jerlich dem
rathe samt etlichen von der gemeine rechenschaft
thun, hieruber sollen die vorsteher bei dem pfarrer
und caplan mit fleisse anhalten, das sie das volk
in den predigten auch die kranken vormahnen,
zum gemeinen kasten zugeben, auch testament
dorein zumachen.
Von den hospitaln.
Es soll der rath samt den vorstehern des ge-
meinen kastens forderlich die hospital der armen
mit dinstlichen und nützlichen vorstehern der
armut zu guthe vorsehen und damit die armen
durch die caplene desser leichter zubesuchen,
sollen sie darauf bedacht sein, das alle hospital
in eins bracht und die einkommen auch zusammen-
geschlagen. Und sollen die vorsteher der armut
einkommen auch mit fleisse einbringen und unter
den armen also aufteilen, das sonderlich die
krengsten, die nit ausgehen können, gewartet und
nicht noth leiden. Auch sollen sie bevelhen, das
wo die kranken sonderlich schwach, das nach den
caplanen geschickt, die sie trosten und berichten
mochten, und soll dem rathe durch die vorsteher
jerlich rechnung geschehen.
Nach deme dan itzo vil betler, man, weib
und kinder, umgehen und zu den spenden kommen,
die eins teils stark vormogend, eines teils fremd
oder unbekant, soll der rath uf dieselben alle uf
der gassen und vor der kirchen lassen sehen und
den starken oder vermogenden das petteln vor-
pieten und zu arbeiten bevelhen: wo sie das vor-
achten, soll sie der rath aus der stadt weisen.
Und mochte der rath alle petler an einen ort be-
scheiden und die besichtigen lassen, welcher dan
so gebrechlich oder alt, das deme ein merklich
zeichen eins gebrechs gegeben, welches er an dem
hute oder schleier trage und weisen solte, dabei
dan die andern, so do petteln und das zeichen
nicht haben, leichte zuerkennen und aufzuweisen
sein. Actum Tangermünde, Freitags nach
omnium sanctorum im XL ten.
61. Constitutiones seu Decreta inspectoris, Ministrormn et Pastorum paganorum in sede Tangermundensi,
fraternitatis colendae et servandae perpetuo et irrefragabiliter, quae cum manuum suarum subscriptione
ratificaverunt. 1580.
[Aus Küster, Tangermündische Denkwürdigkeiten, S. 66—70.]
1. Principio pie statutum est, ut quovis anno primo, die Martis post Viti; secundo, die Martis
bis fiat congressus fratrum seu Synodus sancta: , post Dionysii diem.
Die Mark Brandenburg.
lassen, damit hochgedachten unserm gnedigsten
herrn oder den visitatorn davon kan geburlich
bescheid geben werden und nichts an hauptsummen
vorkommen. Do auch die visitatores itzo solche
haubtsummen registrirt und doch von allen lehen
nicht sonderliche bescheidene register oder funda-
tiones gesehen, auch befinden, das an eins teils
lehen, zinsen und pechten in der anzall, wie die
fundationes melden, nicht so vill ganghaft, soll
der rath und einnehmer nicht unterlassen, weiter
nachzufragen und sonderlich die alte vorzeichnis|j
der geistlichen an sich zubringen, ob was mehr
dazu gehorig, und als dan dasselbige den lehen,
dazu es gestiftet, zu gute erfordern lassen. Der-
massen sollen auch die, so geistliche lehen halten,
die ablegung oder voränderung der zinse und
haubtsummen woll vorzeichnen, damit hernach
nicht die vorigen zinsleute gemahnet oder wohin
die haubtsummen wider angeleget, forschung be-
dürfe. Es soll auch ferrer kein patron einich
geistlich lehen ane vorwissen oder vorwilligung
hochgedachts unsers gnedigsten herrn vorleihen.
Es sehen auch die visitatores vor nützlich an, das
alhie von solchen einkommen der geistlichen lehen,
sonderlich wan derselben eins teils vorfallen,
einem bürgerssone alhie, der sich des studirns
sonderlich fleissigt, uf fünf jar lang jerlich
20 gulden zu unterhaltung seines studii in der
universität zu Franckfurdt sollen geordent und
gegeben werden, und wenn es einer 5 jarlang also
gehabt, das es hernach einem andern zu vorleihen
und also für und für zu halten. Auch soll der
rath die, so ergerlichs boses wandels, als ehe-
brecher, seufer oder dergleichen sein, alhie nicht
dulden und wo wider jemands vordacht entstehet
oder die that offenbar, wider sie wie recht vorfarn.
Von dem einkommen der kirchen.
Es sehen auch die visitatores vor dinstlich
an, das die zinse, nutzung und pachte der pfar-
und anderer kirchen und capeln alhie in und vor
der stadt hinfüro in gemeinen kasten eingebracht
und die armen davon eins teils versehen, auch
die kirchen in nottürftigen bau erhalten, irer ein-
nahme und ausgabe halb dem rathe jerlich rech-
nung thun mochten.
Von dem gemeinen kasten.
Die vorsteher des gemeinen kastens alhie
sollen jedes freitags in der kirchen mit dem seck-
lein umgehen und dem gemeinen armut zu guthe
bitten und den armen und dürftigen austeiln. Ob
auch wes vorraths an gelde vorhanden sein würde,
sollen sie uf zinse austhun, irer ausgabe und ein-
nahme guthe registration halten und jerlich dem
rathe samt etlichen von der gemeine rechenschaft
thun, hieruber sollen die vorsteher bei dem pfarrer
und caplan mit fleisse anhalten, das sie das volk
in den predigten auch die kranken vormahnen,
zum gemeinen kasten zugeben, auch testament
dorein zumachen.
Von den hospitaln.
Es soll der rath samt den vorstehern des ge-
meinen kastens forderlich die hospital der armen
mit dinstlichen und nützlichen vorstehern der
armut zu guthe vorsehen und damit die armen
durch die caplene desser leichter zubesuchen,
sollen sie darauf bedacht sein, das alle hospital
in eins bracht und die einkommen auch zusammen-
geschlagen. Und sollen die vorsteher der armut
einkommen auch mit fleisse einbringen und unter
den armen also aufteilen, das sonderlich die
krengsten, die nit ausgehen können, gewartet und
nicht noth leiden. Auch sollen sie bevelhen, das
wo die kranken sonderlich schwach, das nach den
caplanen geschickt, die sie trosten und berichten
mochten, und soll dem rathe durch die vorsteher
jerlich rechnung geschehen.
Nach deme dan itzo vil betler, man, weib
und kinder, umgehen und zu den spenden kommen,
die eins teils stark vormogend, eines teils fremd
oder unbekant, soll der rath uf dieselben alle uf
der gassen und vor der kirchen lassen sehen und
den starken oder vermogenden das petteln vor-
pieten und zu arbeiten bevelhen: wo sie das vor-
achten, soll sie der rath aus der stadt weisen.
Und mochte der rath alle petler an einen ort be-
scheiden und die besichtigen lassen, welcher dan
so gebrechlich oder alt, das deme ein merklich
zeichen eins gebrechs gegeben, welches er an dem
hute oder schleier trage und weisen solte, dabei
dan die andern, so do petteln und das zeichen
nicht haben, leichte zuerkennen und aufzuweisen
sein. Actum Tangermünde, Freitags nach
omnium sanctorum im XL ten.
61. Constitutiones seu Decreta inspectoris, Ministrormn et Pastorum paganorum in sede Tangermundensi,
fraternitatis colendae et servandae perpetuo et irrefragabiliter, quae cum manuum suarum subscriptione
ratificaverunt. 1580.
[Aus Küster, Tangermündische Denkwürdigkeiten, S. 66—70.]
1. Principio pie statutum est, ut quovis anno primo, die Martis post Viti; secundo, die Martis
bis fiat congressus fratrum seu Synodus sancta: , post Dionysii diem.