334
Die Mark Brandenburg.
Er befindet sich im Kirchenarchiv zu Tangermünde, auch im St.-A. Magdeburg, Cultus-Archiv,
Nr. 90, wird aber nicht abgedruckt.
Im Jahre 1603 wurden unter Inspektor Dr. Georgius Gigas die Kirchengebräuche, wie
sie in Tangermünde schon lange üblich waren, aufgezeichnet. Da sie den wirklichen Stand der
Dinge am Ende des 16. Jahrhunderts wiedergeben, werden sie nach Küster, S. 73—76, ab-
gedruckt. (Nr. 62.)
Eine Willkür der Stadt Tangermünde, die uns leider nur in der Fassung von 1639
erhalten ist, aber offenbar aus weit früherer Zeit stammt (die kurfürstliche Bestätigung der
„Willkür“ von 1576 ist erhalten), enthält einen interessanten Absatz über das Verhalten der
Communicanten am Tage der erhaltenen Communion, sowie über den Vierzeitenpfennig. Vgl.
Zahn, in Jahresber. des Altmärk. Vereins 23, Heft 1, S. 106 ff.
Uber Armen- und Krankenwesen vgl. Zahn, in Jahresber. des Altmärk. Vereins 31,
Heft 1 (1903), S. 87 ff.
60. Kurfürstliche Ordnung für Kirchen , Schule und Hospitäler zu Tangermünde. Vom 5. November 1540.
[Nach Riedel I, 16, S. 168—172, und Müller-Parisius, 1, S. 1 ff.]
Nach deme die pfarre zu Tangermünde
vor alters der probstei des stifts ufm schlosse da-
selbs eingeleibt und durch den probst und capitel
bestelt worden, haben sich die visitatores mit ge-
dachtem capitel vorgleicht, das hinfüro, jedoch
eins jeden probsts, prelaten und herligkeit un-
schedlich, ein guter prediger anzunehmen, der
eines pfarrers stadt halten und zwene caplan
neben ime haben soll, der soll gemelter pfarr-
kirche mit predigen, sacramentreichung, kirchen-
ceremonien und andern kirchendinste nottürftig-
lichen vorstehen, wie den die visitatores itzo einen
solchen prediger angenohmen und dis alles wie
hernach gesatzt bestelt, und diesen prediger soll
der rath und gemeine zu Tangermünde an
stadt eins pfarrers gebürlich vorhalten und soll
seine jerliche besoldung sein 100 gulden, der
opfer alhie zu Tangermünde, 3 wispel korns
und freie beheusung, das soll ime stedte von deme,
so hernach gesetzt, volgen und gegeben werden.
Doch soll er dabei samt seinen caplanen auch
das pfarramt des dorfs Milter t mit predigen,
sacramentreichen und deme, so ein pfarrer thun
soll, bestellen, auch soll des itzigen predigers Be-
stellung uf Michaelis nechst vorschienen angehen
und wan hinfüro durch abgang oder resignation
eines predigers dis amt eines predigers an stadt
eines pfarrers vorledigt, sollen sich das capitel
und rath zu Tangermünde um einen andern
gelarten man zum predigen bewerben, denselben
hochgedachten unsern gnedigsten herrn angeben,
damit er gebürlich examiniert und wan er s. k. f.
g. gefellig, moge ferrer instituirt werden, und ein
solcher prediger an stadt eines pfarrers soll alle
wege die zwene caplan annehmen, die sollen sich
seiner gebürlich vorhalten, und soll eins jeden
caplans jerliche besoldung sein 50 gulden samt
freier behausung und 1 wispel rocken, die sollen
von dem vorrathe, davon folget, genommen und
bezalt werden. Daneben sollen die caplan auch
haben die gewonlichen accidents von begrebnissen,
singen, teufen und einleitungen, wie sich nach
gelegenheit der zeit schicken will, und sollen sich
der prediger samt seinen caplenen im predigen,
sacramentreichung, kirchenceremonien, begreb-
nissen, einleitungen und andern irem amte gehorig
hochgedachts unsers gnedigsten herrn ausgegangen
kirchenordnung vorhalten und fiernemlich das ge-
meine volk in cathecismo woll unterrichten, sich
auch vergleichen und der prediger sonderliche
ordnung machen, wan und zu welcher zeit im
cathecismo, sonderlich jedes viertel jars uf etliche
tage zu predigen und das volk vormanen, das sie
und ir gesinde darein gehen. Also sollen sie
auch die kranken in den hospitaln und in der
stadt mit fleisse besuchen, die trosten, unterrichten
und wan es not, das hochwürdige sacrament
reichen, auch bisweilen in den kirchen bei den
hospitaln predigen. Auch sollen die priester, so
geistliche vicarien oder lehen in dieser pfarrkirchen
haben, fleissig zur predig gehen, der schul helfen
singen und bei vorlust irer geistlichen lehen keine
unzüchtige oder verdächtige weibspersonen bei
ine haben. Nachdeme dan dem prediger an stadt
des pfarrers der opfer, wie obgesatzt, zukommen
soll, soll jedes mensche, so alhie zu sacrament
gehet, jerlich dem pfarrer zu den gewonlichen
vier gezeiten den opferpfenniug reichen, und ob
das opfern in der kirchen alhie in unbrauch
kommen, soll der rath alle vertel jars in die
heuser umschicken, das opfergeld einbringen und
dem pfarrer zustellen lassen. Ob sich dan jemands
Die Mark Brandenburg.
Er befindet sich im Kirchenarchiv zu Tangermünde, auch im St.-A. Magdeburg, Cultus-Archiv,
Nr. 90, wird aber nicht abgedruckt.
Im Jahre 1603 wurden unter Inspektor Dr. Georgius Gigas die Kirchengebräuche, wie
sie in Tangermünde schon lange üblich waren, aufgezeichnet. Da sie den wirklichen Stand der
Dinge am Ende des 16. Jahrhunderts wiedergeben, werden sie nach Küster, S. 73—76, ab-
gedruckt. (Nr. 62.)
Eine Willkür der Stadt Tangermünde, die uns leider nur in der Fassung von 1639
erhalten ist, aber offenbar aus weit früherer Zeit stammt (die kurfürstliche Bestätigung der
„Willkür“ von 1576 ist erhalten), enthält einen interessanten Absatz über das Verhalten der
Communicanten am Tage der erhaltenen Communion, sowie über den Vierzeitenpfennig. Vgl.
Zahn, in Jahresber. des Altmärk. Vereins 23, Heft 1, S. 106 ff.
Uber Armen- und Krankenwesen vgl. Zahn, in Jahresber. des Altmärk. Vereins 31,
Heft 1 (1903), S. 87 ff.
60. Kurfürstliche Ordnung für Kirchen , Schule und Hospitäler zu Tangermünde. Vom 5. November 1540.
[Nach Riedel I, 16, S. 168—172, und Müller-Parisius, 1, S. 1 ff.]
Nach deme die pfarre zu Tangermünde
vor alters der probstei des stifts ufm schlosse da-
selbs eingeleibt und durch den probst und capitel
bestelt worden, haben sich die visitatores mit ge-
dachtem capitel vorgleicht, das hinfüro, jedoch
eins jeden probsts, prelaten und herligkeit un-
schedlich, ein guter prediger anzunehmen, der
eines pfarrers stadt halten und zwene caplan
neben ime haben soll, der soll gemelter pfarr-
kirche mit predigen, sacramentreichung, kirchen-
ceremonien und andern kirchendinste nottürftig-
lichen vorstehen, wie den die visitatores itzo einen
solchen prediger angenohmen und dis alles wie
hernach gesatzt bestelt, und diesen prediger soll
der rath und gemeine zu Tangermünde an
stadt eins pfarrers gebürlich vorhalten und soll
seine jerliche besoldung sein 100 gulden, der
opfer alhie zu Tangermünde, 3 wispel korns
und freie beheusung, das soll ime stedte von deme,
so hernach gesetzt, volgen und gegeben werden.
Doch soll er dabei samt seinen caplanen auch
das pfarramt des dorfs Milter t mit predigen,
sacramentreichen und deme, so ein pfarrer thun
soll, bestellen, auch soll des itzigen predigers Be-
stellung uf Michaelis nechst vorschienen angehen
und wan hinfüro durch abgang oder resignation
eines predigers dis amt eines predigers an stadt
eines pfarrers vorledigt, sollen sich das capitel
und rath zu Tangermünde um einen andern
gelarten man zum predigen bewerben, denselben
hochgedachten unsern gnedigsten herrn angeben,
damit er gebürlich examiniert und wan er s. k. f.
g. gefellig, moge ferrer instituirt werden, und ein
solcher prediger an stadt eines pfarrers soll alle
wege die zwene caplan annehmen, die sollen sich
seiner gebürlich vorhalten, und soll eins jeden
caplans jerliche besoldung sein 50 gulden samt
freier behausung und 1 wispel rocken, die sollen
von dem vorrathe, davon folget, genommen und
bezalt werden. Daneben sollen die caplan auch
haben die gewonlichen accidents von begrebnissen,
singen, teufen und einleitungen, wie sich nach
gelegenheit der zeit schicken will, und sollen sich
der prediger samt seinen caplenen im predigen,
sacramentreichung, kirchenceremonien, begreb-
nissen, einleitungen und andern irem amte gehorig
hochgedachts unsers gnedigsten herrn ausgegangen
kirchenordnung vorhalten und fiernemlich das ge-
meine volk in cathecismo woll unterrichten, sich
auch vergleichen und der prediger sonderliche
ordnung machen, wan und zu welcher zeit im
cathecismo, sonderlich jedes viertel jars uf etliche
tage zu predigen und das volk vormanen, das sie
und ir gesinde darein gehen. Also sollen sie
auch die kranken in den hospitaln und in der
stadt mit fleisse besuchen, die trosten, unterrichten
und wan es not, das hochwürdige sacrament
reichen, auch bisweilen in den kirchen bei den
hospitaln predigen. Auch sollen die priester, so
geistliche vicarien oder lehen in dieser pfarrkirchen
haben, fleissig zur predig gehen, der schul helfen
singen und bei vorlust irer geistlichen lehen keine
unzüchtige oder verdächtige weibspersonen bei
ine haben. Nachdeme dan dem prediger an stadt
des pfarrers der opfer, wie obgesatzt, zukommen
soll, soll jedes mensche, so alhie zu sacrament
gehet, jerlich dem pfarrer zu den gewonlichen
vier gezeiten den opferpfenniug reichen, und ob
das opfern in der kirchen alhie in unbrauch
kommen, soll der rath alle vertel jars in die
heuser umschicken, das opfergeld einbringen und
dem pfarrer zustellen lassen. Ob sich dan jemands