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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0404
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384

Die Markgrafenthümer Oberlausitz und Niederlausitz.

81. Eheordnung. Vom 6. März 1558.
[Nach Gulde, a. a. O.]

Unsers gnedigen herrn marggraf Johansen
zu Brandenburg verordnete hoferehte im hause
Cüstrin, auch lieben getreuen; nachdem wir be-
finden , das sich in ehesachen allerlei irrungen
zugetragen, und zu dem auch zum ofteren fur-
fellet, das etliche personen, welche sich mit ehe-
geliebden verbunden, das erste gelubd faren lassen
und sich mit andern verehelichen, etliche aber
sich ausserhalb ihres kirchspiels durch andere
priester trauen lassen, dieser und dergleichen
unordnung vorzukommen, ist unser ernstlicher
wille, ob sich dergleichen velle hinfurter mit euch
zutruegen, ihr wollet beneben euerem pfarhern
zwischen den parteien handeln, sie nach billigkeit
zu versuenen oder zu vertragen vleis haben. Da
ihr aber samt eueren pfarhern solche sach in der
guete nicht kundtet beilegen, alsdan sollet ihr die
sachen an unse rethe nach Cüstrin weisen, und
allerseits parteien ernstlich gebieten, das sich
keine eheleute von einander scheiden, auch das

keine person, die sich zuvor mit einem andern
verlobet, und irrungen zwischen inen fuerfielen,
dadurch sie für euch und euerem pfarhern zu
verhör gediehen, sich mit keinem andern verehe-
lichen, auch nicht durch fremde prister ader
pfarnher ausserhalb ires kirchspiel trauen lassen,
sondern zuvor deshalben unserer rethe abschiede
gewarten und sich keinen andern gestalt darinne
verhalten, insonderheit guet aufachtung geben,
das keine in unseren landen geduldet, die zween
menner ader weiber hetten; wurde aber in be-
rurten fellen von jemandsen etwas, das dieser
verordnung zuwieder, furgenummen, das wollet
uns zu jederzeit zu erkennen geben, wollen wir
uns denselbigen mit ernster straf und nach gebuer
zu verhalten wissen. Datum ut in literis.
Den ersamen und weisen bürgermeister und
rathmannen der stadt Cottbus, unsern besunderen
gueten freunden.

Die wendischen Gemeinden in der Lausitz.
Was die Ordnungen der Wenden betrifft, so berichtet Knauth, a. a. O. S. 229 f., darüber
Folgendes: Die Wenden richteten sich ganz nach der kursächsischen Kirche. Zuerst wurde ihnen
Luther’s Schrift: „Eine Weise, christlich Mess oder Gottesdienst zu halten“, übersetzt; sodann
wurde die Kirchenordnung Herzog Heinrich’s sowohl von Deutschen wie Wenden angenommen
und im Wesentlichen ist man dabei geblieben. Knauth berichtet von verschiedenen in
das Wendische übertragenen geschriebenen Agenden, die im Gebrauche gewesen seien. Sie
handelten 1. von der Form zu taufen, 2. von ehelichen Trauungen, 3. von der Beichte und Privat-
communion der Kranken, 4. von Ordnung und Form des Gesanges zum Amte der Communion,
5. von Collekten und Gebeten. Die vom Dekan zu Budissin, Joh. Leisentritt, im Druck heraus-
gegebenen Forma baptizandi von 1568, und Forma copulandi desponsatos et proclamatos hätten
die Agenda Herzog Heinrich’snicht verdrängt.
Die Oberlausitzer Stände trugen dafür Sorge, dass die wendischen Kirchen und Schulen
tüchtige Lehrer erhielten So vgl. den Punkt 1 der Oberlausitzer Landes- und Polizeiordnung
von 1538, erneuert 1551 (Knauth, S. 235). Einen Visitations-Abschied der Visitatoren des
Kurfürsten August für die zur Superintendentur Grossenhain gehörenden wendischen Gemeinden
Senfftenberg und andere von 1555 s. bei Knauth, S. 239. Aus dieser zwischen den Visitatoren,
dem Amtmanne Hans von Dehn, dem Rathe der Stadt Sennftenberg und dem Ausschusse des
ganzen Kirchspiels am 31. Juli 1555 vereinbarten Kirchenordnung druckt G. Müller (Beiträge
zur sächs. Kirchengeschichte 10, S. 113) aus dem Dresdner Staats-Archive, Cop. 263, Bl. 364, Loc.
1987. Visitationsbuch des Meissnischen Kreises Pirna, Dresden, Hayn, Meissen, Oschatz 1556,
Bl. 616 ff., einige Bestimmungen über den wendischen Gottesdienst ab. Diese Kirchenordnung
ist zum ersten Male vollständig in dieser Ausgabe der Kirchenordnungen I, S. 671, abgedruckt.
 
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