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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0451
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Ausschreiben des Herzogs von Liegnitz, von 1527.

431

verbotene fur den hochsten gottis dinst und ehre,
das gebotene aber ganz vorrechtlich und nach-
lessig gehalten und geacht haben, wie den nu vil
derselben irrung und misbreuche die vorgangene
zeit neben der lehre des glaubens eingeworzelt, so
klar erkand und offenbar worden sind, den auch
schir nimandes, der der sachen nur im ernst will
nochdenken solchs mit warheit vorneinen mochte,
als hette man zuvor gar nie geirret.
Wir haben aber, neben andern in erster neu
und anfenglich obvermeltes evangelium, als ein
neue fremde lehr, der wir nicht gehorchen solden,
angesehen, und sind etlicher mossen auch mit
schimplichen reden und verbieten in gemein da-
wider beweget worden, dieweil wir besorgten, das
in zulossung desselbigen wes wider gott und wider
die heilig christlich kirch mochte gehandelt werden,
wiewol wir in mitler weile uns bei vorstendigen
gelerten, auch denen so von gewissen sein, in
manchfeldigen wegen umb die sache befrageten,
derhalben wir nicht in kleinem bekommernis und
beisorge gestanden, worin wir recht theten und
beider seits fur gotte, auch sonst vor der welt
bestehen mochten.
Bissolang es unserm himmelischen vater aus
lauter gnad und gute also gefallen hat, das wir
auf vilfeltiges bedenken, noch gehaltem etzlichem
underricht und erforschung der schrieft, auch wes
der geweltigen irrung, betrig und zusatzs, damit
wir bisher vom göttlichem worte und recht ge-
schaffenen gotts dienste auf eigen erdochte werk
und weis im gueten schein, und falschen trost uns
abgefuert, erkant haben.
Und also ist die sache, wie den do zur zeit
schon im heiligen romischen reich und anderswo
bei viel fursten, herrn, landt und leuten ein-
gerissen, auch von uns am hochsten noch unserm
vormogen von gots gnaden bewogen worden, die-
weil man sich allweg offentlich erbotten, all das
jenige, so gepredigt, abgetan und aufgericht, mit
heiliger schrift kreftig zuerhalten, wie aber das
gegentheil do wider gehandelt und solchs vorlegt,
ist woll am tage.
Bewegnus der zulassung der predigt
des evangelii.
In deme haben etzliche unserer underthonen
furtragen lossen, wie sie durch die evangelische
warheit befunden, das sie und ire vorwanten
durch ungeschickte prediger, die auch zum teil
eines beruchten bösen lebens wern, und sonst mit
vil aufsetzen zu vorstrickung irer gewissen wider
gottis wort und seinen willen greiflich vorfurt
wurden, mit hochsten ermanen und bietten, sie in
dem selbigen auch christlich und gnediglich zu-
bedenken, inen prediger zuvorgonnen, die eines

fromen erbaren wandels wern, und die das reine
lauter wort gottis, an allen menschlichen zusatz,
ane fremde lere und widerwertige opinion zu
irer seelen heil und seligkeit furtrugen, dadurch
man dises, so dem worte gottis und seiner göt-
lichen ehre entkegen, christlicher und geburlicher
weis konftig abstellen und do gegen den war-
haftigen gottis dienst, so im göttlichen worte. und
biblischer schrift gegrundet, aufrichten mochte.
Als wir aber solchs alles zuherzen genomen,
auch mit unsern prelaten des manchfaldigen mis-
brauchs halben viel underredung gehalten, sein
wir dornoch, durch heilige schrift gelernt und
underweist worden, das wir bei vormeidung göt-
liches zorns in deme, so der seelen heil belangt,
schuldig weren, einsehen zuhaben, ja allen vleis
furzuwenden, auf das unser underthone mit dem
reinen claren wort des heiligen evangelii als mit
der einigen speise unser seelen zur ehre gottis
und vorbrengung seines gottlichen willens gelert,
zum ewigen lehen erhalten, und also christlich
nach dem bevel unsers herrn Jesu Christi, vor-
sorget wurden.
Summa der predigt des evangelii und
worinne do steh unser selikeit
Aus solchen oberzelten christlichen notigen
ursachen und umb keines zeitlichen nutz noch
leichferdikeit willen, haben wir gott zu lobe, uns
und unsern underthonen zu nutz und besserung
das lauter clare wort gottis, dorin das gesetz und
evangelium Jesu Christi verfasset ist, angenomen,
dasselbe nicht anders, den noch deutung und mit
grunde der heiligen schrift und on allen mensch-
lichen zusatz, durch ein offentlich mandat, in
unserm lande zu predigen, und dem gemeinen
manne zur erkenntnis der sunde, vorgebung der-
selben, zur lieb, gehorsam und einigkeit furzu-
tragen, vorordent und bevolen.
Auf das wir dornoch alleine all unser fur-
nehmen, wesen und leben, gott zu gefallen, richten
mochten, und in gottis dienst nimmer theten, was
uns recht gedeuchte, sondern was von gotte dem
herren uns zuthuen bevolen, da von dan niman-
des wider zur rechten nach zur linken abweichen,
sonder an der königlichen strassen, noch anzeigung
der heiligen schrift, bestendiglich bleiben sol, ge-
grund im glauben, vest und unbeweglich, durch
den herren Jesum Christum zu wachsen an dem
innerlichen menschen in göttlichen erkenntnus,
allen güten werken, zu danksagung dorinne zu-
wandeln, fruechte zubrengen und wie sich ge-
ziemet, dem herrn zuleben.
Das ist nu das wort der warheit, und die
kraft gottes zur busse und vorgebung der sunden,
dorin do steht all unser heil und selikeit, so ferr
 
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