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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0450

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430

Schlesien.

Die Stadt Wohlau.
Litteratur: Köllner, Wolaviographia oder Beschreibung der Stadt Wohlau. Budissin 1728.
Diese Stadt erhielt vom Fürsten dieselbe Stadtordnung wie Brieg 1551. Vgl. oben unter
Brieg S. 428.

Die Städte Kreuzburg,Pitschen und Constadt.
Die Gegend an der schlesisch-polnischen Grenze, welche durch die drei Städte Kreuz-
burg, Pitschen und Constadt bezeichnet wird, wurde erst 1536 durch die Briegischen Herzoge
aus dem Pfandnexus des Königs Ferdinand I., dem Erben der Herzoge von Oppeln, losgelöst;
die Geistlichen konnten also an der Briegischen Synode von 1534 nicht theilnehmen. Über
die kirchlichen Verhältnisse in diesen drei Städten und Umgegend vgl. Ribbeck, Die kirch-
lichen Verhältnisse des Reformationszeitalters zu Kreuzburg, Pitschen und Constadt, in Ztschr.
des Ver. f. Gesch. und Alterthum Schlesiens 34, S. 33 ff., 407, und die dort citirte, reichhaltige
ältere Litteratur. Vgl. auch Eberlein, Zur Einführung der Reformation im Kreuzburgischen
in Oberschlesien, im Correspondenzbl. 5, S. 59 ff., ferner Eberlein, im Correspondenzbl. 6,
S. 131; Koelling, Geschichte der Stadt Pitschen. Breslau 1892. Die im St.-A. Breslau vor-
handenen Archivalien ergeben für unsere Zwecke nichts.

95. Des erlauchten hochgebornen fursten und herrn hern Friderichs, herzogen in Schlesien, zur Liegnitz,
Brieg etc. Grund, ursach und entschuldung auf etzlicher verunglimpfen, von wegen der prediget des
heiligen evangelii.

Von gotts gnaden wir Friederich, hertzog in
Schlesien, zur Liegnitz, Brieg etc. thun kundt
allermenniglich, so diese unsere schrift sehen, horen
oder lesen. Nach deme uns manchfeldig fur-
kompt, und nu zu mehrmolln glaub wirdig bericht
werden, das etliche menschen, wie voll unverfur-
licher weis, uns an vil ortern, auch bei hohen
und nidern stenden angeben, und mit unpillichen
namen verunglimpfen, als solten wir in unserm
land und stedten, nichtes dan ketzerei, irrung und
verfurung, unchristliche lehr predigen lassen, und
dieselbig zu furdern geneigt sein, davon denn in
sachen, unsern christlichen glauben und religion
betreffend, viel neuerung, zu appruch langwiriger
gewonheit und alten prauchs der christlichen
kirchen eingefuert, die geistlichkeit vorachtet, auf
der veter satzung wenig gegeben, und also alle
gute ordenung, liebe und einigkeit zutrent, ja
alles christliches wesen abgetan wurde.
Ursach dis schreibens.
Seindt wir derhalben vorursacht und fur notig
angesehen, ein offentlichen kurzen underricht,
grund und entschuldigung unsers furnemens an-
zuzeigen ; nicht, das wir ikeinem menschen domit
zuvorletzen oder zunahne zukomen vormeineten,
sondern ob jemands, aus vorgehenden nochreden,
im het eingepildet, sam wir mit frevel und eigenem
willen, wider langst gehalten brauch und etlicher

1527. 10 Bl. 4.
ordenung, hierin zu unserm nutz oder unchrist-
lich ketzerisch handelten, das derselbe von solchem
argwan, durch diese unsere notturftige entschul-
dung, gefreiet wurde, und sich hinfur eines bessern
zu uns vorsehen moge, auf das auch menniglich
wisse und erkenne, wie wir unsers furnehmens
keine scheu tragen, des wir erbotig (wie dan zu-
vor allewege) jederman der solches begert, an ge-
burlichen stellen warhaftigen und grundtlichen
underricht zu geben, nochdeme es auch in allen
dingen und forderlich in sachen des heiligen
christlichen glaubens, als an der hochsten gewis-
schaft sein soll.
Anfang des furnemens der predigt des
evangelii.
So ist nu dis der anfang grund und ursach
unsers furnehmens. Nochdem der allemechtig
gott aus grundloser gute und barmherzigkeit sein
heiliges wort, das evangelium unserer erlosung, in
diesen letzten zeiten widerumb lauter und clar,
an den tag gegeben, und das licht seiner got-
lichen gnaden und warheit gnediglich hat scheinen
lassen, welches zuvor nicht ane merglichen zorn
gottis umb unser sunde willen so lang mit manch-
feldigem zusatz, misbrauch und menschen geboten
ist vorfinstert worden, das wir schier nicht haben
wissen mogen, was vor gotte recht oder unrecht
gewest ist, ja, das wir eben das unrechte und
 
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