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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0482
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462

Schlesien.

XI.
Von ceremonien des ganzen jahres.
Es soll bei den kirchen, der pfar und
closter kirchen fruehe und nach mittags predigt
zu gleicher stuende gehalten werden, allein dass
in der deutschen kirchen diese gelegenheit mit
dem siengen in acht genomen werde, das der
böhemischen kirchen man mit den schuelern auch
zue hülfe komme, und sollen in der zeit dem
böhemischen pfarherrn zwene jüngling, die beider
sprachen kuendig, in der schuel gehalten werden,
welche im in der böhemischen sprachen ant-
worten und siengen helfen.
An den hohen festen und sontagen mag
man den introitum de tempore vel domi-
nica vel de festo, so sie rein sein, halten,
danach das kirie eleison auch de tempore
vel festo. Auf den dörfern aber mag man
sonst einen gesang oder psalmen siengen anstadt
des introits , deutsch oder böhemisch. Das
gloria in excelsis deo mit dem et in
terra mag deutsch oder lateinisch gesungen
werden, darauf lese der priester eine deutsche
collect de festo vel dominica. Darnach
kere er sich wieder mit dem angesicht gegen den
volk und lese oder sienge die epistel deutsch, das
chor sienge darauf einen evangelischen gesang
deutsch oder lateinisch, darnach ker sich der
priester wiederum mit dem angesicht gegen dem
volk und sienge das evangelium deutsch, folget
hierauf das patrem deutsch oder lateinisch, nach-
dem folget die predigt, nach derselben wiederum
ein deutscher oder lateinischer gesang. Auf den
dörfern singe man in deutsch oder böhemisch.
Darnach sienget der priester das vater unser
deutsch oder böhemisch, darnach folgen die wort
des testaments Christi, die sollen laut gesuengen
werden. An hohen festen mag man eine latei-
nische praefation siengen, wie es die zeit
giebet, und darauf die wort des abendmahls Christi
siengen, dem soll volgen eine kurze vermahnung
an die communicanten. Weil das volk com-
municirt, soll man deutsche oder böhemische
gesenge siengen , nach der communion folget
eine gemeine danksagung und die benediction
deutsch mit dem angesicht gegen dem volk ge-
kert.
Der herr segne euch und behuete euch
u. s. w.
Betreffend aber die vesper und metten, die
mögen wie biessanhero gehalten werden, doch
also, das man keine unreine antiphon, re-
sponsoria oder collecten sienge. Auch thuet
es hoch von nöten, dass man zuer metten und
vesper zeit dem jungen volk den catechis-

mum so viel immer möglichen mit vleiss und
wohl einbielde.
An den werktagen, ehe dan man in der
schuele etwas anfehet, das te deum laudamus
singen, im wienter an den kuerzen tagen mag
man desto zeitlicher anfahen und darnach mit dem
gebet und der benediction beschliessen.
An dem andern tage in der woche sienge
man frue, nach deme es die zeit erfordert, die
litaniam, darnach beschliesse man obgesagter
weise.
Es sollen auch sowohl in der pfarr kirche
als in der closter kirchen wochentlichen zwo pre-
digten geschehen, die erste am mittwoch, die
ander am freitage, und soll mit denselben und
den sontags predigten in der closter kirchen nach
volgender gestalt gehalten werden. Nemlich, die-
weil von uns in solcher kirchen zweene deutsche
predicanten gehalten, damit unter ihnen gleich-
heit erfolge und keiner dem andern vorgezogen
werde, so soll einer um den andern am sontage
die frue und vesper predigt thuen. Und dem, so
die vesper predigt oblieget, das ampt halten und die
communion dem andern mietverrichten helfen.
Die hohen fest aber, so auf die sontage ein-
fallen, als Ostern und Pfingsten, soll die fruehe
predigt verrichten derjenige, welchem sonst die
sontags predigt zu verrichten gebuerete, der ander
aber darkegen die vesper predigt und den
volgenden mittag, so beschliesstals dan den dienstag
der, so an hohem fest die fruehe predigt gethan.
Was aber das fest der gebuert des hern
Christi belanget, so oft in der wochen einfeit, da
mag derjenige die fruehe predigt thuen, welchen
die wochen predigt, wie nach volget, zuestehe.
Die andern volgenden predigten aber sollen ver-
richt werden, wie von Ostern und Pfingsten be-
rueret.
Es sollen aber wochentlichen den mittwochen
und freitag, wie ob gemeldt, ebenermassen ge-
halten werden, dass unsere deutsche closter predi-
canten jederzeit, den mittwochen her Andreas
Orttolius und den freitag her Georgius Wolffius
predigen. Und da ohne die ordentliche wochen
predigten ein fest mit einfiele, werden hiengegen
die wochen predigten eingestelt und von den be-
vorstehenden festen geprediget.
XII.
Wie man die begrebnuss verricht und
die funera christlicher weise bestetigen
soll.
Bei den begrebnuessen hat man hie-
bevor seelmessen, requiem und vigilien ge-
 
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