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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0050
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Das Herzogthum Preussen.

Von predigen.
Am ende der prediget des sonntags und
feiertags sol dem volk ein gemine christliche
beichte vor gesagt werden, wie dann geschickte
prediger wol zuthun wissen. Aber von der ein-
feltigen wegen auf dem lande, ist ein sonderliche
form gestellt, wie am ende dieser ordnung volgen
wirt.
Auch sol alsdann dem jungen volk das vater
unser, der glaube, und zehen gebot furgesagt
werden. Wo man aber auch nach mittag predigt,
geschicht es alsdann billicher, darzu dann mehr
junges volks und dienstboten zukommen pflegen.
Item es ist von nöten den undeutschen ihre
tolken zu haben, welche so vorhin an etzlichen
orten aus der tafel wochentlich sein bestelt,
jetzund abgehen, dieweil nimand nichts mehr in
die tafel gibt.
Von der messe.
An welchen orten und kirchen des introitus
halben nichts geendert, mag man die gewonlichen
sonnteglichen introit lateinisch behalten, dieweil
es schrift ist, wo aber die introit abgethan sein,
und deütsch psalmen dafur gesungen werden,
lass man es auch dabei bleiben, bis das man
der aufgerichten lateinischen schulen halben den
lateinischen introit oder ganzen lateinischen psalm
an die stadt ordnen wirt.
Von dem kyrieleyson ist fur gut angesehen,
dieweil es dreimal gesungen wirt, das es in dreien
zungen, wie man auch alhier pfleget, krichisch,
lateinisch und deütsch gefangen werde.
Gloria in excelsis, und et in terra, mögen
deutsch oder lateinisch nach bequemigkeit gesungen
werden.
Die collecten oder gebet dar deütsch mit
gewonlichem accent und nach ordenung der zeit.
Darauf zur epistel sol der priester ein halb
oder ganz capitel aus dem neuen testament, in
Paulo anzufahen, durch alle episteln der aposteln,
und acta apostolorum, am sontag und feiertagen,
wo es die menige der zuhörer fordert auf dem
gewonlichen predigstuel, an werktagen aber vor
dem altar, gegen dem volk, wol laute, verstentlich
und deütsch lesen, und pronunciren ane accent,
damit die wort so vil bas vernommen werden von
den umstendern.
Die epistel am feiertage vom predigstuhl zu
lesen wil sich am besten fugen das es ein mit-
helfer thu und nicht der messhaltent, welcher
nicht sonder verzug und stillschweigen zu dem
predigstuhl kommen kund, wo aber die kirch
klein oder sonst des volks wenig, ist nicht von
noten auf den predigstuhl zugeen.
Voget halleluja mit der melodei gereimet auf

den deütschen psalmen so man darauf singen wil,
wie dann alhier bereit in übung.
Aber von sonderlichen festen wirt unden an
seinem ort etwas sonderlichs angezeigt.

Darauf sol der diener oder priester ein ganz
oder halb capitel des evangelions lesen, anzufahen
vom Mattheo bis zum ende Johannis, mit der form


Das credo oder symbolum sol der priester
nicht, wie vor, anfahen, sondern es sol deütsch
vom chor und dem volk gesungen werden.

Volgt die prefation, welche der priester
deütsch singet samt den evangelischen worten der
gebenedeiung oder consecration oder brod und
wein (den offertorium, secret, canon minor und
maior werden notwendig ausgelassen).
Auf die volendeten prefation und consecration
gibt man ein zeichen mit der schellen, darnach
so bald elevirt der priester beideteil des sacra-
ments ane mittel nacheinander.
Unter des und so bald die prefation samt
der evangelischen benediction aus ist, singet der
chor sanctus deütsch oder lateinisch nach gelegen-
heit, mit wenig noten.
Darnach so bald sol sich der priester ob dem
altar umkeren und das volk laut ansprechen mit
solchen worten.
Vorrede zum vater unser.
Lasset uns herzlichen beten, dann Christus
unser herre hat uns geheissen und selbst gelert
zu beten, auch haben wir gewisse zusagung unsers
gottis, das er uns aus gnaden und warheit, so wir
bitten, erhören wil.
Volgt das vater unser, welchs der priester
gegen dem altar deütsch und wol vorstendiglichen
mit der alt gewonlichen noten singen sol, antwort
der chor, sed libera etc. deütsch.
Bald darauf singet der chor das agnus dei,
mit wenig noten deütsch oder lateinisch nach
gelegenheit, doch von kürz wegen allein zweimal,
damit die nachfolgenden christlichen gesenge der
gemeine so vil bas stad haben, und das erste
mahel mit dem miserere nobis, zum andern mit dem
dona nobis pacem zubeschliessen.
Darauf ane mittel wendet sich der priester
zum volk, und gibt ihnen die evangelische ab-
solution oder den fride und singet deütsch pax
domini etc. antwort der chor etc.
Bald tut der priester ein kurze vormanung
zu den communicanten, so sich zuvor angezeigt,
und furhanden sein, wie denn hierzu ein kurze
form gestelt ist, hinden an dieser ordenung ende
gesatzt.
Ane mittel darauf sol der priester erstlich
reichen itzlichem in sonderheit das brot und leib
 
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