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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0054
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Das Herzogthum Preussen.

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kurze wegen in diesen schriften underlassen haben,
angesehen das solche schrift an die unseren ge-
stelt, bei welchen solchs alles ane das mit grunt-
licher underrichtung muss beprediget werden, wie
dann in den furnemsten artikeln bereit fast ist
bestehen. Dieweil wir aber, wie im anfang vor-
melt ist, niemant einiche not nach gezwang aus
dieser ordenung, so vil sie menschlich ist, machen,
wollen wir auch uns selbst und unseren nach-
kommen den weg hiemit nicht gesperret haben,
dieselben unser ordenung, nach enderung der
umbstend, mit der zeit etwan zu enderen, mehren
oder mindern, wie man solchs in gutem rathe
wird finden mögen. Doch kan jederman wol ab-
nemen, das von wegen christlicher einigkeit sich
nicht gebüren wil, nach zu gedulden were, so
iemands seines kopfs und gefallens dise bewilligte
ordenung vorachten wurde und ubertreten, des
wisse sich menniglich zuhalten.
Volgen die formen
und anleitung
in ange-
zeigter
ord-
nung vor-
meldet und
vorheischen.
Die vorrede des vater unsers in der
messe.
Lasset uns herzlichen beten, dann Christus
hat uns geheissen und daruber selbst gelernet zu
beten, auch haben wir gewisse zusagung unsers
gottes, das er aus gnaden und warheit uns, so wir
bitten, erhoren wil.
Vormanung fur dem altar zu den com-
municanten.
Ihr lieben etc. Dieweil euch hungert und
durstet nach der barmherzigkeit gottes und herz-
lichen begeret vergebung euer sunden, so hat
unser heilant Christus seinen leib und blut für
euch gegeben, das euch euere sunden sollen ab-
gewaschen sein, so vil euer seint, die solchs
gleuben, und hat derhalben auch hieher gestellet
zum zeichen sein fleisch und blut, damit ihr ver-
sichert seit, gleich wie es itlicher fur sich ent-
pfehet, das er sich auch also fur sich des evan-
gelion und eins gnedigen voreinigten gotes zu
trosten und anzunemen habe, so richtet nu euere
herzen auf mit starker hoffnung und herzlicher
zuvorsicht, und entpfahet das hochwirdige ge-
heimnus, wie ihr gleubet, so geschieht euch.
Im darreichen nim hin und iss etc. Ut supra.

Form einer kurzen furgehenden under-
richtung und befragung derjenigen, so
communiciren wöllen.
Zum ersten, das man sie underrichte, wie es
nicht genug sei, zu gleuben, das unter dem brot
sei der leib Christi, und unter dem wein sein war-
haftig blut, sonder, das vil ein hoher und grosser
glaube darzu gehore, nemlichen, das du glauben
solt, das dir dein herre Christus im sacrament
durch sein wort trostlich zusagt, das sein leib
und blut dein eigen sei. Ja, das dir alles ge-
schenkt sei, was die wort in sich haben: nemlichen
vorgebung deiner sunden und ein gnediger gott.
Zum andern, das man ihnen die wort fur-
halte, in welchen Christus das sacrament gegeben
hat, nemlichen: Nemet hin und esset. Matth. 26;
Marc. 14; Luc. 22; 1. Cor. 11.
Zum dritten, das man ihnen anzeige, wie in
den selben worten die ganze macht nutz und
frucht ligt, so sie mit dem glauben in das herz
gefasset werden.
Item, wie der glaube an dieselben worte die
rechtschaffene bereitung sei, wen dich dein sunde
trucket und gnade begerest.
Die fragen oder verhore.
Es geburt einem christen, das er rechenschaft
und antwort geben kann, so man ihn fraget, wa-
rumb er das sacrament begere und neme, denn
wo man nicht wüst, wo zu man es begeret, ist
besser, davon zubleiben.
Frag: ob er einen rechtschaffen glauben habe,
und was das sacrament sei.
Antwort: das die wort Christi: Nehmet hin etc.
und der leib und blut Christi unter dem brot und
wein das sacrament sei.
Frage: was er da suche im sacrament und
warzu es gebrauchen wil. Antwort: das er
darinne suche seinen glauben an das wort zu-
sterken und sein gewissen zutrosten.
Frage: ob sie aus gewonheit, altem brauch,
gesetz des babsts, zwang der eltern oder ihrer
herren oder dergleichen darzu verursacht, wollen
zum sacrament gehen, sie dafur zu warnen. Ant-
wort: dass sie durchs evangelion gelernet von ihn
selbst aus hunger und glauben herzu kommen.
Item, ob er einen ernsten vordrys habe uber
sein voriges sunthaftigs leben, und ein herzlich
begierde ein rechtschaffen christlich wesen hin-
furter zufuren, und hierzu stercke suche im wort
und sacrament etc.

1) An dieser Stelle findet sich von einer Hand des
16. Jahrh. folgende Anmerkung geschrieben: „Item zu-
gedenken, wan man diese kirchenordnung wider von
 
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