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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0075
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Befehl zur Gottesfurcht, Kirchengang, Empfahung der heiligen Sakramente u. s. w. Vom 1. Februar 1543. 57

unser heüpt oder amptleute alsdann den oder die
personen, so disfals gebrochen und übertreten, in
einen stock auf den kirchhof beim hals an-
schmieden söllen lassen, die zeit über, bis ge-
sungen und gepredigt worden, damit der oder
dieselben als ein abgöttischer, widerchristlicher
mensch von allen denjenigen, so zur kirchen ein
und ausgehen, gesehen werden, und sich des
offentlichen müssen scheinen, zur straf und buss
ihrer begangenen missthat, und so das nicht
helfen, sönder mehr gescheen würde, einer hertern
leibes oder lebens strafe, noch unserer erkentnus
gewarten. Würden dann etzliche pfarrer, prediger
und kirchen diener (bevorab die jenigen, welche

die schlüssel zu den kirchen haben, und one sie
niemands in die kirchen kommen kan) oder auch
unser heüpt und amptleut (do got fur sei, und
wir uns nicht vorsehen wöllen) sich hierin anderst
und nicht stracks dieses unsers ernsten bevelichs,
mit warnung durch gottes wort vleissiger auf-
sehung und thetlicher straf halten, könten wir
gegen ihnen auch gebürliche straf furzunemen,
mit nicht unterlassen; zu urkund haben wir unser
secret zu end des mandats wissentlich drucken
lassen, das gegeben ist zu Königsberg am vier-
undzwantzigsten tag Novembris im 41. jar der
mindern zal.

10. a) Fürstlicher durchleuchtigkeit zu Preussen bevelch, in welchem das volk zu gottesforcht, kirchen-
gang, empfahung der heiligen sacramenten und anderm vermant wirt. Vom 1. Februar 1543.
[Nach dem Originaldruck. Vgl. oben S. 21.]

Nachdem von gots gnaden, wir Albrecht,
marggraf zu Brandenburg, in Preussen, zu Stettin,
Pommern, der Cassuben und wenden herzog, burg-
graf zu Nürnberg und fürst zu rügen, von unsern
getreuen unterthanen aller stende des Herzog-
thumbs Preussen den umbzug zu abhelfung allerlei
irthumb, irrung, beschwerung und gebrechen, so
sich zwischen ihnen zugetragen und erhalten, vor-
zunehmen, zum oftern mal unterthenigs hohes
fleiss angelanget sein worden.
Dieweil wir dann befunden , das neben den
weltlichen zwispaltigkeiten auch nicht wenig,
sönder allerlei unordnung in der geistlichkeit sein,
wir uns aber, unserm von dem allmechtigen ver-
liehenem fürstlichen ambt nach, fürnehmlich darzu
zu trachten, dadurch der ewige gütige gott nach
seinen göttlichen geboten geehret, desselben allein
seligmachendes wort ausgepreitet, desgleichen
die kirchen ordnung, und wes sölchem allenthalben
anhengig, neben unsern geordenten herren bischöfen,
die wir derwegen mit uns genommen, erpessert,
aufgericht und endlichen nachgegangen, auch die
liebe des nechsten, nichts minder berürter unserer
getreuen unterthanen seelen seeligkeit, gesucht und
gefurdert werden möge, schüldig erkennen. So
sein wir sölchs alles vermittelst gottlicher gnaden,
unsers vermögens und bestes fleisses vorzunehmen
und fortzustellen, den gemeinen umbzug unsers
fürstenthumbs im namen gottes zu thun, geursacht
worden, und haben neben berürten unsern herren
bischöfen vermerkt, dass fast durchaus, sowohl in
steten als uf dem lande, die leute in den
articeln des heiligen christlichen glaubens ganz
wenig berichtet, welches mehrerntheils doher komt,
dass sie gar selten, ja auch eins theils nimmer-
mehr gegen kirchen kommen, das heilige gött-
liche wort hören und mit fleiss behalten, ob
Sehling, Kirchenordnungen. IV.

welchem wir ganz und gar keinen gefallen spüren,
darbei die grosse aller menschen undankbarkeit
gegen gott fur sein theures, werdes wort und
speise der seelen ja auch verachtung desselben,
derwegen wol zu besorgen, wo nicht enderung
hierin geschehen sölte, got unsere wolverdiente
straf über dieses arme land (dafur doch treulichen
zu bitten) auch ergehen möcht lassen.
Auf dass gleichwohl an unserem genedigen er-
manen, erinnern und befehlen, unserm fürst-
lichen ambt nach nicht mangel erspürt, nichts
weniger wir vor gott und aller menniglichen ent-
schüldigt, so auflegen und befehlen wir mit ernst,
allen pfarrherren und kirchendienern, sie nach in-
halt vormals ausgegangener und ihnen allen uber-
antworteter kirchenordnung, das volk zum kirchen-
gehen, abhörung des heiligen worts, mit hohem
treuen fleiss bitten, ermahnen und ursachen söllen
daneben anzuhengen nicht unterlassen, wie grau-
samlich gott die verechter seines worts zu strafen
pflege. Sölche strafe zu entfliegen, wolten sie die
pfarr kinder und andere das tröstliche ewige wort
gottes in kindlichen reinem herzen, mit fleiss und
ohne behinderung abhören, ihr leben darnach
richten und bessern, wie dann ein jetzlicher treuer
seelsorger, seinen pflichten nach, darzu gutte maass
zu finden wird wissen.
Und wiewohl in unserer ausgangener kirchen-
ordnung verfast, die, welche im kirchgang seumig
und dem bewilligten bevehlch nicht nachgangen,
mit beraubung der christlichen gemeinschaft zu
strafen, vermerken und spüren wir doch, bei dem
rohelosen volke sölche straf wenig angesehen,
sönder mehr verechtlich geachtet, demnach wöllen
wir, dass es hinfurter unweigerlichen volgender
gestalt gehalten werde, dass aus einem ieglichen
hause entweder der wirth oder die wirtin mit
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