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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0077
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Befehl zur Gottesfurcht, Kirchengang, Empfahung der heiligen Sakramente u. s. w. Vom 1. Februar 1543. 59

herrschaft, ritterschaft, adel, burger und paur,
ein ietzlicher wölle dem wort gottes zu ehren,
und zu erfüllung desselben gepots, auch seiner
seelen heil, alle hendel, die vom kirchgang
und abhörung göttliches worts abhalten, am son-
tage und hohen festen feieren und ruhen lassen,
sölche auf nachfolgende tage und andere zeit ver-
schieben, domit durch dasselbige die armut vom
worte nicht abgezogen und kein ergernuss daraus
erfolge.
Auf das die armuth in gottes wort dester
bass und fruchtbarer unterwiesen, und ein ieder
das alles, welchs einem christen menschen zu
wissen von nöthen, lernen und leichtlichen fassen
möge, sölle ein ieder pfarrer die Epistolas und
Evangelia de tempore, so auf einen ieden sontag
und hohe festen gefallen und von der kirchen
eingesatzt, von dem altar, erstlichen inhalts des
blossen textes ordentlich und deutlich vorlesen,
und darnach das gemelte evangelium zum lengsten
eine halbe stunde aufs kürzte, einfeldigst, und
ganz summarie, sönderlichen was ein stück zwei
zum nöthigsten darinnen sein mag, wie sölchs D.
Martinus Luther, Urbanus Regius, Anthonius
Corvinus und andere in ihren postillen und son-
tags predigen trefflichen weisen thun, vortragen,
unterweisen und lernen, die andere halbe stunde
solle er mit erzelung der zehen gepot, heiligen
glaubens und vater unsers, desgleichen worten
der sacramenten, der tauf und altars zu bringen,
wann auch was zeit übrig, ein stück nach
dem andern von sontag zu sontag auslegen und
das volk darinnen unterrichten, auch wo er von
zehen gepoten, glauben, gebet und sacramenten
(welches der catechismus genannt wirt) vollendet
hat, sölle er sölchs alls widerumb anfahen und
immer fort und fort on unterlass weiter und
weiter erkleren, treiben und üben.
Damit doch das arme, einfaltige volk dafur
ein jeder pfarrer oder seelsorger vor gott und
der welt; (wie oben berürt) mit treüem fleiss
zu sorgen schüldig, auch vor sie am jüngsten tag
rechenschaft thun müssen bevorab im gebet und
catechismo, als den nothwendigsten und christ-
lichsten stücken unterwiesen und gelernt werde,
sölle der pfarrer ein jede dorfschaft eine wochen
nach der andern, so in seinem kirchspiel be-
griffen, alle quartal, jo wann er es immer ge-
schicken kann, alle fünf oder sechs wochen des
sonntags oder andern gelegenen tagen, was sie
von solchem oben ernentem gelernet, ein ietzliche
person, es sei mann oder weib, insonderheit ver-
hören und examiniren, und wann ihnen was mangelt,
mit treuem und höchsten fleiss, wie ein jeder
pfarrer, seinem ambt und geschicklichkeit nach,
sölchem allem gute mass zu geben und die armen
einfeltigen zu unterweisen und lehren, wohl wird

wissen. Uber das alles sölle der pfarrer unter
andern vermöge seines ambts, mit gröstem und
höchstem fleiss one unterlas in der kirchen, in
seinem haus, wo und wann seine pfarr kinder zu
ihme kommen, auch die heiligen sacramenta zu
empfangen begehren, sie zum gebet, zu fassung
des catechismi mit erzelung, wes ihnen ihrer seelen
heil und seeligkeit halben daran gelegen, aufs
treulichste ermahnen und darzu halten, sie auch,
ehe und zuvorn sie den catechismum oder nötigiste
stück und articel des christlichen glaubens,
sönderlichen aber in steten, nicht können und ver-
stehen, zu dem sacrament des altars gehen, und
nach vielfeltigem ermanen, aber gar keiner besse-
rung, zu gevatterschaften, vermöge voriger aus-
gegangener ordnung, stehen nicht lassen, sönder
sie also lang bis die stücke gelernet und gefasset,
davon abhalten. Doneben aber aller menniglichen
erinnern, sölche nicht zulassung durch niemand
geringschetzig geachtet, dieweil die abhaltung
einem christlichen banne nicht unehnlichen und
absönderung der heiligen sacramenten, dafür sich
billich ein ieder frommer christ zu scheuen.
Zu dem sölle der pfarrer ganz ernstlich und
unaufhörlichen alle seine pfarrkinder erinnern,
bitten, auch dohin mit unterrichtung aus der
heiligen schrift leiten, dass sie das göttliche heil-
same wort gros halten und keinesweges verachten,
viel weniger bei vermeidung des allmechtigen,
heftigen zorns und ihrer seelen seligkeit der
heiligen sacramenten der tauf und des altars zu-
gebrauchen nicht unterlassen, noch davon in colla-
tionibus und sönsten fur sich selbst schimpflichen
und verechtlichen reden, auch andern dasselbig zu
thun nicht gestatten, sönder wo sich iemandts des,
wer der auch were, unterstunde, sölchs der obrig-
keit, ihres gemüts meinung gegen dem verprechenden
weiters darinnen vorzunehmen, anzukündigen, und
doch nichts desteweniger die pfarrkinder fleissig
unterweisen, dieweil unser seligmacher Jesus
Christus zu anzeigung seiner herzlichen liebe auch
trost und erquickung unsers sündigen, plöden ge-
wissens sein heiliges abendmahl eingesetzt, der-
gestalt, so oft wir das theten, seiner dabei zu-
gedenken, das sie wollten, ihme zu ehren und
sterkung ihres glaubens, oftmals im jahr zum
sacrament des altars gehen und sich als fromme,
gehorsame kinder für sölche seine milde güte
dankbar erzeigen. Zu dem die eltern vermanen,
das sie ihre kinder zu gottesforcht, zucht, und
aller erbarkeit ziehen und halten wöllen, des-
gleichen, dass die pfarrkinder alle gottesleste-
rung, es sei mit fluchen, schweren, auch unmessigem
essen und trinken, unschandbaren worten oder un-
züchtigen kleidungen, daraus ehebruch, hurerei
und andere unchristliche ergerliche thaten volgen,
, fliehen, sönderm sich dermassen mit ihrem erbarn
 
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