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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0080
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Das Herzogthum Preussen.

alsoviel unser fürstlich ampt betrieft, durch unsere
underthanen zu verschaffen schuldig erkennen, als
haben wir neben verhör und entrichtung der weld-
lichen hendel, auch der religion und kirchen-
sachen, woe irgents ein mangel befunden, gern
abhelfen wöllen. Derwegen die ehrwirdige unsere
freunde, rethe und liebe getreuen die ver-
ordente herren bischöfe, sampt etlichen vornembsten
theologis und predigern zu sölchem handel, uf das
mit derer rathe und zuthun alles dester richiger
und schleuniger verordent und bestellet möcht
werden, mitgenommen. Do wir dann neben ob-
gemelten herren bischofen, theologis und predigern
an etlichen örten unsers furstenthumbs nicht einer-
lei weis oder ceremonien fanden, unangesehen, das
die vorige kirchenordnung samt den artikeln der
ceremonien uns nichts minder dem verordenten
ausschuss unsers ganzen furstenthumbs auf dem
landtage zu Königsberg im Decembri des funf-
zehen hundersten und fünfundzwanzigisten jares
gehalten, durch beide herren bischofe Sambland
und Pomezan etc. dazumal furgetragen, wie dann
auch dieselbige vorige kirchen ordenung jene zeit
einhelliglich für gut angesehen, bewilligt, be-
schlossen , angenommen und auch gehalten ist
worden. Weil aber die buchlein der oftgemelten
ordenung zum theil sind umbkommen, ist daraus
ervolget, das an etlichen orten unsers fursten-
thumbs durch die pfarherren derselben örter etwas
eigens und sonderlichs, des wir dann kleinen ge-
fallen getragen, ist furgenömen. Haben uns der-
halben mit den herrn prelaten und furnembsten
theologis und predigern unterredet, und von ihnen
gnediglichen begeret ein kirchenordnung wider
im druck ausgehen zu lassen, dardurch die pfarer
in beiden bistumben und durch unser ganzes
furstenthumb in stedten, flecken und dörfern
einerlei weise und ceremonien, sunderlich im ampt
des abendmahls unsers lieben herren Jesu Christi
eintrechtig brauchen und furen möchten, damit
nicht an eim idern orth eine sonderliche und
andere weise gehalten werde. Dann es ist ein
Christus, ein geist, eine taufe, ein gott und vater
unser aller, gleich wie wir auch alle ein wort und
einen glauben haben, und söllen vleissig sein, die
einigkeit im geist, durch das band des friedes
(wie St. Paulus leret) zu halten, dann got ist
nicht ein got der unordenung, sondern des friedes,
wie in allen gemeinen der heiligen ader gleubigen.
Und ob wol solche menschliche ordenungen von
eusserlichen ceremonien frei sind und unserer
seelen seligkeit nichts daran gelegen, so ists doch
ungeschickt, ja auch dem einfeltigen volk erger-
lich, wann man in solchen obgemelten ceremonien
und form, bevorab in einem lande oder fursten-
thumb zwispeltig funden wirt, in bedacht, dass
sölche ritus und kirchenweise von wegen der

jugend und einfeltigen schwachen allermeist ge-
halten söllen werden, das der einfalt damit ge-
dienet, auch idermenniglich dardurch zum worte
gottes und glauben gereizet und geleitet werde,
das also alles nach der lere S. Pauli zur besse-
rung geschehe, nichts minder züchtiglich und
ordentlich zugehe. Demselbigen unserm obgemelten
fürstlichen und christlichen begeren nach, haben
unsere herren prelaten, theologi und predigere
uns diese nachfolgende kirchen ordenung sampt
andern artikeln uberantwort, daneben auch an-
gezeigt, das dieselbige sich mit andern kirchen
der Augspurgischen Confession, sonderlichen aber
mit der zu Wittemberg (do des heiligen evan-
gelions warheit lauter und klar, durch sonder-
liche gottes gnade in diesen letzten zeiten her-
für brochen ist) zum mehrern theil vergleichen
thue etc.
Derhalben wöllen wir von euch allen und
jeden unsern getreuen lieben underthanen hohes
und nidrichs stands ernstlichen begeret, auch hier-
mit bevolen haben, dieselbigen ordnung und artikel
mit aller ehrerbietung (wie an ihme selbs billich
und christlich) anzunemen und nicht zu ver-
achten, sunder derselbigen undertheniglichen in
allen puncten und artikeln wie die mit under-
scheit und nach gelegenheit der örter begriffen,
gemess leben und unverruckt halten. Woe aber
jemands dowider, des wir uns in keinem wege
in anmerkung der schüldigen underthenigkeit, und
das es zuforderst gottes ehre belangt, versehen
wöllen), freuenlich ader mutwillig handeln wird,
gegen denen oder die, so söllichs ubertreten, wöllen
wir uns mit der straf (die wir uns auch allewege
hiermit vorbehalten) der gebür wol zuhalten
wissen.
Hieneben aber wöllen wir in sonderheit von
allen pfarherrn und predigern in beiden bistumben
Samland und Pomezan, desgleichen durch unser
ganzes fürstenthumb ernstlich begeret und ihnen
bevolen haben, das sie dis gegenwertige unser
mandat mit volgender vorrede, den eusserlichen
gottes dienst und ceremonien betreffende (welche
unsere herren, prelaten, theologi und predigere
als fürer des götlichen worts zu underrichtung
des volks gestellet haben) ehe dann die oft ge-
melte kirchen ordnung angefangen und ins werk
genomen werde, aufs wenigst vier sontag zuvor
und nach einander an stat des catechismi von der
canzel vleissig, deutlich, verstentlich und ver-
nemblich ablesen, auch von wort zu wort ab-
kündigen, damit nicht jemand gedenke, man wöll
alle tage andern oder neuen glauben leeren. Dann
je ungezweifelt und gewiss ein gros unterscheid
zwischen des glaubens und menschlicher ordnung
artikeln zu wissen hoch von nöten ist. In dem
allem geschicht uns zu sondern danknemendem
 
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