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Das Herzogthum Preussen.
Von den bettagen.
Von der mess und heiligem abendmahl.
Von der mittagpredig am sonntage.
Von ubung des catechismi.
Von festen.
Von den tolcken.
Von der taufe.
Von der nothtaufe.
Von den altfrauen oder wehemüttern.
Trost fur die schwangern und in kindes-
nöten.
Von trauung der eheleut.
Vom bann und offentlicher buss.
Wie man kranke leute berichten und
trösten soll.
Vom begrebniss.
Von der vesper, sonnabend und
feierabend.
In stedten, die lateinische schulen haben,
und sonderlichen zu Königsberg, solle es also ge-
halten werden, dass der anfang von einem diakono
mit dem Deus in adjutorium meum intende. Wenn
darauf gewöhnlicher weise vom ganzen chor re-
spondiret ist, so intoniren zwen knaben mit der
antiphona de tempore, und singet der ganze chor
einen psalm oder zwene, abgewechselt einen vers
um den andern, wie gebreuchlich. Und weil
solche exercitia darum fürgenommen, damit die
knaben in den lateinischen schulen dermassen
geübt, so sollen auch die psalmen latine gesungen
werden.
Nach den psalmen soll man das responsorium
und den hymnum singen de tempore, so fern sie
rein sind und der heiligen schrift gemess.
Auf den hymnum folget eine kurze predigt,
welche darum soll gehalten werden, dass die com-
munikanten, so denselbigen abend zur beichte
kommen, kurz erinnert werden der vornehmsten
hauptstücke christlicher lehre; darum sollen die
capelan ordelichen, sonderlich diese stücke nachein-
ander fein einfeltig und kurz handeln, nemlich:
Von der buss, wie und warum gott die-
selbige haben will, und was dieselbige sei.
Von den vornehmsten zweien stücken der
buss, als:
1. von der wahren reu, die sich von der
sünde wendet, derselbigen feind ist von
grund des herzen und darvon abstehet;
2. von rechtem glauben und vertrauen zu gott
durch Christum, welcher nicht verzweifeln
lest, sintemal die gnade in Christo un-
messlich und überschwenglich viel reicher
und grösser ist, denn die sünde aller welt,
vielmehr eines jeden menschen.
Von den ordelichen mitteln, darinnen gott
solche gnad nach empfangener taufe uns noch
teglich fürtreget, als in der heiligen absolution
und gewalt der schlüssel.
Was denn sonderlichen die privata absolutio sei
und wie sie Christus selbst geübt an dem gicht-
brüchigen , Matth. 9, an der armen grossen
Sünderin, Luc. 7, an dem greulichen mörder und
schecher am kreuz etc.
Was für sonderlicher trost und heilsame
erzenei uns auch im heiligen abendmahl an-
geboten, und was dasselbige sei, nemlich der
leib und blut Christi sammt allen erworbenen
gütern, mit demselbigen teuern pfand unserer
erlösung.
Wir wir uns rechtschaffen darzu schicken.
Von rechter christlicher dankbarkeit fur diese
und alle wolthat, und von den früchten der
buss, dass wir nu dem leben, der für alle ge-
storben, 2. Corinth. 5, und ihm dienen, nicht
nach selbst ertichter heiligkeit, die ist ver-
worfen und verdammet, Col. 3, sondern in heilig-
keit und gerechtigkeit, die ihm gefellig ist, da-
rum dass er sie geboten hat, Luc. 1.
Wenn solche stück in etlichen predigen
traktiret und gehandelt worden, sollen die kaplanen
dieselben wiederum anfangen und sie ja fein
kurz fassen, dass die ganze predig über eine
halbe stunde nicht were, so können es einfeltige
herzen fassen und dero gebessert sein.
Wenn feste oder feierabend sind, soll man
etwas nemen de tempore, aber es ja nicht zu
lang machen, damit man zu der beichte raum
habe, und ein jeder hausvater und hausmutter
mit ihrem gesinde, darneben auch andere ihre
heusliche arbeit und sachen vor dem fest ver-
richten mögen.
Nach der predig soll man das magnifikat
singen mit der Antiphona de tempore, darauf die
collekten und Benedicamus Domino.
Vesper auf die sonntag und feiertage.
Soll der anfang von dem caplan gemacht
und nach der intonation mit den psalmis, respon-
soriis und hymnis alles gehalten werden, wie
droben verordnet ist.
Die predig soll dem hymno folgen, und die
verordente epistel de dominica oder festtagen aus-
gelegt werden und ihm kein capelan darinnen
seines eigenen sinnes ein besonderes machen.
Nach der predigt sollen zwen knaben vor
dem chor stehen und ein stück aus dem cate-
chismo Lutheri deütsch recitiren, mit der aus-
legung, auf dass die liebe jugend ire exercitia,
wo die gemeinde beisammen ist, auch habe und
sie damit gewehnet werden, in solchen versamm-
lungen fein mit züchtiger, gebürlicher scham die
fürnemsten artikel christlicher lehre zu bekennen
Das Herzogthum Preussen.
Von den bettagen.
Von der mess und heiligem abendmahl.
Von der mittagpredig am sonntage.
Von ubung des catechismi.
Von festen.
Von den tolcken.
Von der taufe.
Von der nothtaufe.
Von den altfrauen oder wehemüttern.
Trost fur die schwangern und in kindes-
nöten.
Von trauung der eheleut.
Vom bann und offentlicher buss.
Wie man kranke leute berichten und
trösten soll.
Vom begrebniss.
Von der vesper, sonnabend und
feierabend.
In stedten, die lateinische schulen haben,
und sonderlichen zu Königsberg, solle es also ge-
halten werden, dass der anfang von einem diakono
mit dem Deus in adjutorium meum intende. Wenn
darauf gewöhnlicher weise vom ganzen chor re-
spondiret ist, so intoniren zwen knaben mit der
antiphona de tempore, und singet der ganze chor
einen psalm oder zwene, abgewechselt einen vers
um den andern, wie gebreuchlich. Und weil
solche exercitia darum fürgenommen, damit die
knaben in den lateinischen schulen dermassen
geübt, so sollen auch die psalmen latine gesungen
werden.
Nach den psalmen soll man das responsorium
und den hymnum singen de tempore, so fern sie
rein sind und der heiligen schrift gemess.
Auf den hymnum folget eine kurze predigt,
welche darum soll gehalten werden, dass die com-
munikanten, so denselbigen abend zur beichte
kommen, kurz erinnert werden der vornehmsten
hauptstücke christlicher lehre; darum sollen die
capelan ordelichen, sonderlich diese stücke nachein-
ander fein einfeltig und kurz handeln, nemlich:
Von der buss, wie und warum gott die-
selbige haben will, und was dieselbige sei.
Von den vornehmsten zweien stücken der
buss, als:
1. von der wahren reu, die sich von der
sünde wendet, derselbigen feind ist von
grund des herzen und darvon abstehet;
2. von rechtem glauben und vertrauen zu gott
durch Christum, welcher nicht verzweifeln
lest, sintemal die gnade in Christo un-
messlich und überschwenglich viel reicher
und grösser ist, denn die sünde aller welt,
vielmehr eines jeden menschen.
Von den ordelichen mitteln, darinnen gott
solche gnad nach empfangener taufe uns noch
teglich fürtreget, als in der heiligen absolution
und gewalt der schlüssel.
Was denn sonderlichen die privata absolutio sei
und wie sie Christus selbst geübt an dem gicht-
brüchigen , Matth. 9, an der armen grossen
Sünderin, Luc. 7, an dem greulichen mörder und
schecher am kreuz etc.
Was für sonderlicher trost und heilsame
erzenei uns auch im heiligen abendmahl an-
geboten, und was dasselbige sei, nemlich der
leib und blut Christi sammt allen erworbenen
gütern, mit demselbigen teuern pfand unserer
erlösung.
Wir wir uns rechtschaffen darzu schicken.
Von rechter christlicher dankbarkeit fur diese
und alle wolthat, und von den früchten der
buss, dass wir nu dem leben, der für alle ge-
storben, 2. Corinth. 5, und ihm dienen, nicht
nach selbst ertichter heiligkeit, die ist ver-
worfen und verdammet, Col. 3, sondern in heilig-
keit und gerechtigkeit, die ihm gefellig ist, da-
rum dass er sie geboten hat, Luc. 1.
Wenn solche stück in etlichen predigen
traktiret und gehandelt worden, sollen die kaplanen
dieselben wiederum anfangen und sie ja fein
kurz fassen, dass die ganze predig über eine
halbe stunde nicht were, so können es einfeltige
herzen fassen und dero gebessert sein.
Wenn feste oder feierabend sind, soll man
etwas nemen de tempore, aber es ja nicht zu
lang machen, damit man zu der beichte raum
habe, und ein jeder hausvater und hausmutter
mit ihrem gesinde, darneben auch andere ihre
heusliche arbeit und sachen vor dem fest ver-
richten mögen.
Nach der predig soll man das magnifikat
singen mit der Antiphona de tempore, darauf die
collekten und Benedicamus Domino.
Vesper auf die sonntag und feiertage.
Soll der anfang von dem caplan gemacht
und nach der intonation mit den psalmis, respon-
soriis und hymnis alles gehalten werden, wie
droben verordnet ist.
Die predig soll dem hymno folgen, und die
verordente epistel de dominica oder festtagen aus-
gelegt werden und ihm kein capelan darinnen
seines eigenen sinnes ein besonderes machen.
Nach der predigt sollen zwen knaben vor
dem chor stehen und ein stück aus dem cate-
chismo Lutheri deütsch recitiren, mit der aus-
legung, auf dass die liebe jugend ire exercitia,
wo die gemeinde beisammen ist, auch habe und
sie damit gewehnet werden, in solchen versamm-
lungen fein mit züchtiger, gebürlicher scham die
fürnemsten artikel christlicher lehre zu bekennen