Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0127
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Von Erwehlung der beiden bischoff. 1568.

109

sind, sollen derhalben die bischofe hierinnen veter-
liche sorge tragen, und gut aufsehen haben, da-
mit es bei allen personen dermassen, wie es gott
fordert und haben wil, fleissig und treulich aus-
gerichtet werde, und darauf, wie droben vermeldet,
visitationes halten, zu erkündigen, wo es mangelt,
bei predigern, schuldienern, kirchenvetern und
dem ganzen haufen der zuhörer, sie müssen aber
nicht allein die gebrechen und mengel erkündigen,
sondern auch in besserung stellen, sonst ist mit
der visitation keinem menschen geholfen, und
aller unkosten, so darauf gehet, mit aller mühe
und arbeit verloren.
Darumb sollen auch die bischofe volle macht
haben, solche gebrechen und mengel zu wandeln,
und ihres müglichen fleisses alle sachen zu der
besserung anzustellen, sollen derhalben auch klein
und auch gross, hohes und niedrigs stands sich weisen
lassen, den bischofen hierinnen als vorstehern von
gottes wegen gehorsam sein, und was dieselbige
zur billigkeit verordnen, demselbigen nachkommen,
sonst ist es mehr nicht denn eine marter und qual
der betrübten herzen, bei den bischofen, dass sie
ihre werk thun mit wehemuth und seufzen, welchs
den zuhörern und der kirchen nicht gut ist, Ebr. 13,
dann gott sihet und erhöret solch seufzen und
klagen, schicket anderlei art seine diener und
knechte, die verlieren, verbrennen, würgen und
rauben, bis leib und seel mit hab und gut, alles
im rauch aufgehet, wie Christus zuvor gesagt,
Matthei 22. Und das an seinen juden, ganzem
Asia, Graecia, Italia und aller welt gewaltig be-
wiesen hat, und wir zu unser zeit im teutschen
lande für augen gesehen.
Soll derhalben, wo es bei den bauren mangelte,
von denen von der herrschaft und adel, wo es
aber an denen von der herrschaft, adel oder
bürgern mangelte, von uns, als dem obersten heupt
in weltlicher regierung dieses herzogthumbs, mit
ernst gestraft, und ohne verzug die verschaffung
gethan werden, damit den bischofen der gebür-
liche gehorsam, in ihrer verordnung volgen, und
der brennende zorn gottes von der kirchen, so
wol als weltlichem und hausregiment, abgewendet,
alles aber zur ehren gottes, und unserer aller
zeitlicher und ewiger wolfart, seuberlich und schön
möge angerichtet werden.
Damit aber ingemein die bischofe und mennig-
lichen wisse, worauf sie ire ambt führen, und in
der visitation fleissige nachforschung haben sollen,
so soll es dermassen mit jedern personen für-
genommen und fortan gehalten werden.
Die pfarrherrn belangend.
Dis seind die fürnemsten personen, an denen
alles gelegen, dann weil die ihr ampt recht führen

und ausrichten, so haben und behalten wir gottes
wort, wann es aber bei ihnen fehlet, das sie ihr
ambt nicht recht ausrichten, so haben wir so viel
an gottes wort und reiner lehr, als die elenden
verblenten jüden, die haben die h. bibel auch in
ihrer ersten muttersprach, lesen darinnen teglich,
aber bleiben und seind ungläubige, verdammte,
verstockte leut.
Dann gott gibt sein wort mit lebendiger
stimm, das er es lest in unsere ohren tragen durch
die predig, damit er das herze rüret und ver-
enderet, Rom. 10, wie David von solcher stimm
und ihrer kraft an sehr viel orten, sonderlichen
aber Psalm 29, reichlich handlet. Darumb heist
auch Paulus Ephes. 4 aus dem 68. Psalm prediger
und pfarrherrn herrliche geschenke und gaben
gottes, weil sein wort, das er durch sie gibet,
die höheste gabe gottes auf erden ist, und darumb
gott für seine selhst eigne schmach helt und auf-
nimet, wo seine diener und prediger geschendet
und verachtet werden, Luc. 10. Damit es aber
mit denselben rechtschaffen, ordentlichen und christ-
lichen zugehe, soll es mit ihnen also gehalten
werden.
Vocation.
Das keiner sol ohn ordentlichen beruf zu-
gelassen werden, weil keiner ohn beruf predigen
kan, Rom. 10, und wir den jenigen, der nicht be-
rufen, auch nicht hören sollen, Jere. 23.
Von erwehlung der pfarrherrn.
Von erwehlung der pfarrherren wollen wir,
das es hinfürtan folgender meinung gehalten
soll werden, als nemlich, das sich der leenherr
umb einen tüchtigen, geschickten, des worts er-
fahrnen mann umbsehen soll, und denselben als-
dann den pfarrkindern anzeigen, und ferner den
herrn bischofen, als Sambland und Pomezan, nach
gelegenheit eines jeden bistumbs zufertigen, die
inen alsdann weiter examiniren sollen, und so er
tüchtig und geschickt befunden , dem lehenherrn
mit einer institutionschrift, wie gebreuchlich, an
das ganze kirchspiel neben vormeldung seiner ge-
schicklichkeit wiederumb zusenden, wo er aber
nicht so tüchtig und geschickt wäre, das er dem
volk mit dem wort gottes tüchtig rechtschaffen
und wol vorstehen könt, soll solchs dem lehen-
herrn, sich umb einen andern und tüchtigen umb-
zusehen, angezeigt werden.
Würde aber der lehnherr mit bestellung
eines pfarrherrens nachlessig oder seumig, und
die pfarrkinder damit über sechs wochen ver-
zogen, alsdann sollen die pfarrkinder sich umb
einen geschickten pfarrherrn umbzuthun macht
haben, und denselbigen bei dem lehenherrn an-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften