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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0161
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Kastenordnung für Königsberg-Altstadt von 1524.

143

1537 in Königsberg Von ihm rührt der Entwurf der ersten Pfarr-Emeriten-, Pfarr-Witwen-
und Waisenordnung her. Vgl. Tschackert in Urkundenbuch Nr. 1107; dazu Bd. 1, S. 266 ff.;
und denselben in „Pfarrhaus“ 1891, 3, S. 40.
Über die Visitation, welche 1585 in Königsberg stattfand, ist oben S. 17 ff. ausführlich
berichtet worden, ebenso über die dort überreichten Schulordnungen und erlassenen Visi-
tationsabschiede. Es werden daraus der Abschied für Löbenicht im Auszuge mitgetheilt (aus
St.-A. Königsberg Fol. 1280, Nr. 2) und für Königsberg-Altstadt die Begräbnissordnung (aus
St.-A. Königsberg, Fol. 1280, Nr. 1). (Nr. 20 und Nr. 21.)
Zum Schulwesen vgl. Hol lack und Tromnau, Gesch. des Schulwesens der Königl.
Haupt- und Residenzstadt Königsberg. Königsberg 1899, S. 39 ff.

19. Ordnung eines gemeinen kastens der aldenstadt Königsberg. Anno 24 ufgericht.
[Nach Tschackert, Urkundenbuch Nr. 291.]

Nachdem uns gott der almechtig durch sein
gnadenreich hailsam wort vilfeltig gelernt und er-
mant, nichts furtreglichers und nutzlichers zu unser
seelen seligkeit zu haben, dan ime als einem
gnedigen barmherzigen gott, den wir um Christus
willen haben, aus grund unsers herzens zu glauben,
anhangen und vertrauen etc., desgleichen in und
unserm negsten als uns selber zu lieben, dem-
selben ze raten, ze helfen und alle bruderliche
stucke umbsonst, inmassen wie Christus eim jedern
gethon, zeleisten und zu erzeigen. Domit aber
demselben nicht eusserlich allein und aus zwang,
sonder aus grund des herzens und freiem willen,
wie einem jedern frumen cristen, dem es got gibt,
des geburn will, mit der tat nachgegangen, da-
neben seinen ursprung und anfang, gott zu lob
und den durftigen zu trost, nemen moge, haben
wir, burgermeister und ratmanne der aldenstat
Konigsperg in Preussen, dasselbig aus gottlicher
eingab zu herzen gefurt und nach gehabter rats-
handlung, wissen und willen der hern scheppen
sampt unser gemeinden eintrechtiglichen be-
schlossen,
darauf einen gemeinen kasten, gemeiner stat
und armut zum besten, in unser pfarkirchen setzen
und aufrichten lassen, welcher, wie dem mit hilf
des almechtigen weiter nachgegangen, ist volgen-
der gestalt, wie meniglichen zu ubersehen, cler-
licher angezeigt und begriffen. Nemblichen und
am ersten seind vier von den herrn des
rats und scheppen, desgleichen vier von kauf-
leuten, meltzenbreuer und den werken darzu ge-
korn. Dieselben und alle nachkomend verordente
sollen nach getanem eide uber denselben kasten
ein halb jar mit aller usgab, den armen us ze
tailen, volkomen gewalt haben, domit ein jeder
denselben durftigen dermass fursehe, wie er im
von gott zu geschehen begert und seim aide ge-
mess wie ungezweifelt befunden werde.
Und so ein halb jar verschinen, sollen alweg
vier der eltsten davon genomen und widerumb

ander vier an ir stat gesatzt; daneben soll alle
halbe jare rechenschaft und kore der entsatzten
gehalden werden.
Wo sich aber schwere hendel, feel und ge-
brechen, die inen allein aus zu fechten ze schwer
gefallen, sich begeben wurden, sollen dieselben
acht verordnete sich an den ganzen senat, scheppen
und gemein gemelter stat zu berufen volkomend
gewald haben, dardurch dieselben schweren hendel
mogen mit hilf des almechtigen geurteilt und bei-
gelegt werden.
Darauf soll der kasten, wie ob stet, in die
kirchen oder sacristei, und neben jetzliche kirch-
turn ein stock gesatzt und mit vier schlössern,
von welchen zwee die vier hern des rats und
scheppen, dergleichen zwee die vier von der ge-
meinden bei sich gehaben sollen, nach allem besten
verwart werden.
Fur den andern hauptpunkt, soll als, was
gott einem jedern in sein herz schicken wirt,
lauter umb gotts willen hinein gelegt und widerumb
den elenden zu trost aufgenomen werden. Das-
selb soll keiner, der es hineingelegt oder die
seinen, zu ewigen tagen widerumb herausfordern.
Darzu sollen alle sonabent dieselben, so darzu
verordent, wans inen bequem sein wil, semptlich
geen, dasselbig eingelegt almus mit allem vleis
aus den stoken nemen, und nach verzeichnung
sampt dem register zugleich in kasten gelegt und
verschlossen werden.
Was auch den beiden, so alle sontag mit
den secklein in der kirchen umbgeen, zugereicht
und uberantwort wird, soll desselben tags on mittel
den acht verordneten, domit es in den hauptkasten
gelegt, zugestelt werden.
Darnach soll alles einkomen und renten, so
bei unser pfarkirchen sanct Merten 1, sanct Georgen
und Pockenhaus gefellig und vorhanden, sampt
dem begrebnus in kasten gelegt werden.
9 S. Martin, ein Hospital an der Stadtmauer, am
heutigen Gesecusplatz.
 
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