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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0206
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188

Polen. Die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen.

84. Die Kirchenordinanz von 1570.
[Aus St.-A. Danzig, Hdschr. Fol. Pp. 59. Vgl. oben S. 169.]

Gnad und fried von gott unserm vater durch
Jesum Christum unsern einigen heiland sampt
unserm christlichem gehete und schuldigen diensten.
Sundern erbare ehrnveste, hochweise herrn und
gunstige patroni. E. e. e. begehr und bevehlich
nach haben wir eine kurze verzeichnisse, wie es
unsers erachtens alhie in allen pfarkirchen mocht
hinfuro christlich und ordenlich in der lehre,
gesengen, ceremonien und disciplin gehalten werden,
aufgesetzet, auch mit dem heiligen ministerio
davon conferiren und besprechen. Bitten e. e. e. w.
wollen sie inen gefallen lassen, dieselbige ins
werk setzen und fest drob halten. Auch die nechst
übergebene beschweringe und unordnung, so alhie-
im schwang, corrigiren und so viel möglich abr
schaffen, auf das uns gott gnedig sei, seinen ge-
rechten zorn und wolverdiente strafe von uns wenden.
Von der lehre.
Erstlich das die empter der kirchen mit ge-
larten gottfurchtigen und fleissigen personen, nach
unterschied der conditionen versehen, welche der
gemeine Christi mit rechter, gesunder, unvorfelscheter
lehre, rechten brauch der hochwürdigen sacramenten
dienen und guten exempeln fleissig vorgehen,
1. Timo. 3. 4. Philipper 4. Ad Titum cap. 1.,
dieselbigen auch legitime und ordentlicher weise
von rat berufen und versorget werden.
Zum anderen, das von allen lehrern, gottes
wort lauter und nach dem verstand der augs-
purgischen confession und irer apologiam erkleret
und ausgeleget werde, die corruptelen mit wahrheit
und gutem grunde referieret gestrafet, conferiret
und zur erbauung dieser kirchen widerleget werden.
Von gesengen und ceremoniis.
An den heiligen tagen und ganzen feier-
tagen soll die ordnung in gesengen gehalten
werden wie in der alten ordnung verzeichnet.
De tribus matutinis diebus dominicis et festis,
primo minister usitato more inchoabit, domine labia
mea aperies. Chorus respondebit, mox invitatorium
et hymnos venite; sequitur antiphona et psalmi
unus aut duo. Sequitur responsorium de tempore
aut festo. Tandem Benedictus deutsch oder Tedeum
laudamus deutsch; concluditur collecta et bene-
dicamus.
Die predige an den feiertagen zur metten
kan alhie aus ursachen nicht gehalten werden.
Sonderlich weil sonsten alle feste mit dreien
predigten gehalten werden und der diener in
vielen kirchen zu wenig.
Was die messen und vesper belanget, werden
gehalten, wie in der alten ordenung, und bis

daher üblich gewesen. Ausgenommen, das in den
schlechten sontagen und feiertagen die letania
deutsch in grosser versammlung zwischen der
episteln und evangelio gesungen werde, welches
keine übrige zeit wird hinweg nemen, so man
das orgeln und andere lateinische gesenge die
zeit unterlesst.
Zum anderen, das in allen pfarkirchen an
den tagen, so nicht daselbst geprediget wird, eine
kurze messmen und vesper von den schülern und
iren preceptoribus gesungen werde, wie in der
alten ordenung verzeichnet, ausgenommen den
sonnabend frue.
Zum dritten einerlei form und weise zu
teufen, das abendmal des herrn zureichen, auf-
zubieten und zutrauen soll in allen pfarrkirchen
gehalten werden. Desgleichen in kirchenkleidung,
lichten auf dem altar, und anderen adiaphoris, auf
das die ungleichheit nicht allerlei nachdencken
oder spaltung gebehre.
Zum vierden. Es sollen zwo gewisse stunden
statuiret und gehalten werden, wen die eltern
ire kinderlein zur heiligen taufe schicken sollen,
als frue umb 10, nach essens umb 3 uhr. Es
weren den erhebliche ursachen verhanden, dadurch
sie verhindert, solche zeit zu halten.
Zum fünften. Die breute sollen fur 10 schlegen
(wie es zuvor geordnet und gehalten) in die kirchen
kommen, sonst sollen sie nicht getrauet werden.
Zum sechsten. Es were sehr bequeme das
alle funera und leichen auf den schlag 2 uhr
zum begräbnis gebracht wurden. Den wen be-
grebnis gehalten werden, drauf man kein vesper
singen, das die schuler nicht zuviel vom studieren
verseumnet.
Das singen vor den predigten an werktagen soll
auch derhalben über eine halbe stunde nicht wehren.
Zum siebenden. Eine repetition des heiligen
catechismi konnte auch durch einen kirchendiener
auf einen gewissen tag in ider kirchen mit den
jugendlichen vorgenommen werden, anstadt der
vesper. Dazu müssen aber furnemiglich die
deutschen schulmeister und ire knaben und
meidlein kommen, dan in den lateinischen schulen
werden die knaben in ihrem catechismo ohne das
von iren preceptoribus underrichtet und examiniert,
doch konnte ide woche ein classis dazu verordent
werden. Das die andere jugend von inen eine
anleitung bequeme.
Zum achten. Die heiligen und trostlichen
feste als Circumcisionis Domini, Trium Regum,
Purificationis Mariae, Annunciationis, oder der
menschwerdung des sohnes gottes, himmelfahrt
Christi, Michaelis oder der heiligen engel, solten
 
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