Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0248
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
230

Polen. Die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen.

sein kindlein one vorzug zur heiligen tauf in die
kirchen fordern, und ja nicht um prachtwillen,
mit ewiger und unwiderbringlicher gefar der
seelen lange ungetaufet liegen lassen, auch
eigner person selber die tauf mit vormeldung der
gefattern ehe er sie bittet (deren aber drei nicht
sein sollen) bei dem seelsorger suchen, eine stunde
oder drei zuvor, also das die taufe vormittag ge-
wöhnlich um neune oder nachmittag um drei
geschehe, ausgenommen den nothfall, und da
sich eine nothtaufe in hause begibt soll sie dem
seelsorger angezeiget werden, damit nicht eine
widertaufe geschehe.
Im fall do ein hausvater durch krankheit
abwesent oder sonst unvermeidliche not und ehe-
hafte ursache verhindert, selbs nicht erscheinen
konte, soll ers doch durch einen andern ehr-
lichen man bei dem seelsorger an seine stad vor-
tragen und aufrichten lassen.
[Am Rande von anderer Hand: Substituten
der gefattern].
Nicht wöniger sollen sich die erbetene ge-
fattern befleissigen so vil immer möglich eigner
person selber der tauf bei zuwonen, und nicht
leichtlich substituten viel wöniger leichtfertige
personen an irer stad schicken und ordnen. Den
weil die gefattern, legaten und gesandten sind
die das kindlein in der tauf der heiligen drei-
faltigkeit zutrageu, für das kindlein bitten und
sein wort furen müssen.
[Am Rande: welche nit gefattern zusehen
sollen. ]
In stiftung des gnadenbunds, so kennens
nicht gottes frembde sein, beflecket mit offent-
lichen irtumen oder suuden wider das gewissen,
sondern gottselige leute, beide der lere und lebens
halben untadelich. Sonst kann sie weder der
hausvater mit gutem gewissen bitten, noch der
seelsorger zulassen. Ob sich auch zutrage, das
ein teufling unehlich geboren wurde, soll die
mutter vor geschehener tauf durch erbetene ge-
fattern dem seelsorger den theter offenbaren und
angeloben nach ausgang der wochen offentliche
busse zuthun, und der obrigkeit weitern ver-
ordnung uber sich zuerwarten.
Die taufe soll gehalten werden, wen es in
der kirchen stille ist, nicht unterm gesang oder
orgeln, mit aller andacht und ererbietung, und
nicht mit unnützen geschwetz der beistehenden,
damit sie sich an tag geben, das sie von der
heiligen tauf wenig halten, und die gegenwertige
handlung der heilichen dreifaltigkeit gar nicht
gleuben noch scheuen.
Die weil auch viel papisten alhier unser
ganz predigamt sonst lestern und meiden, alleine
die tauf bisweilen fur ire kinder begeren, aus
geiz, das sie unsers theils gefattern zur reichen

einlegung mögen haben, hernach aber die ge-
taufte kinder von uns, oelen und schmieren lassen
bei ires theils pfaffen, so soll inen die taufe nicht
gereichet werden, sie sagen den zu in allen
stucken unsers predigamts zugebrauchen, und die
papistische abgotterei zuvorlassen, damit wir inen
nicht mit der heiligen tauf zu ihrem geiz dienen
und sonst das predigamt von inen lestern lassen,
zuwider S. Pauli vormahnung, 2. Corinther, ziehet
nicht am fremden joch.
Der vierde artikel vom heiligen
abendmahl samt der beichte.
Die weil das heiliche abentmal samt der
absolution nechst der taufe folget als ein him-
lischer tisch, den getauften christen zum sonder-
lichen labsal und geistlichen confortation wider
den fall und anfechtung angerichtet, und der
ewige son gottes durch S. Paulum, 1. Corinth 11.,
mit den worten (so oft ihr davon esset und
trinket) so ernstlich dazu vermanet, und will es
nicht freiwilkürlich ding sein lassen zugebrauchen
oder nicht [am Rande: welche zur heiligen tauf
nicht zuzulassen], so kennen und sollen die
kirchendiener niemand für einen christen halten
noch zur tauf oder einigem christlichen werk zu-
lassen , der entweder aus sacramentirischen und
schwenkfeldischer oder sonst ruchloser meinung
vom heilichen abentmal sich lange enthält [am
Rand: Lutheri wort] wie Dr. Luther in der vor-
rede uber den kleinen catechismum ausdrücklich
saget, wer das sacrament nicht suchet noch be-
gehret zum wenigsten einmal oder viere des jars
da ist zu besorgen, das er das sacrament verachte
und kein christ sei, das ist das er von den
gnadenbund in der taufe mit der heiligen drei-
faltigkeit gemacht, verlassen, zum teufel wider
getreten, geistlich an der seelen gestorben und
sich des ewigen lebens vorziehen habe, den un-
möglich were es wo er noch im gnadenbund
were, und als lebendiges glied der kirchen wider
den teufel uber dem ewigen leben stritte, das er
nicht sollte oft des aller teuersten labsals im
hochwirdigen sacrament für seine matte seele
begeren und gebrauchen.
[Am Rande: Verachter des sacraments nicht
auf dem kirchhof zu begraben.]
Der wegen alle die jenigen, die in verstockter
und beharlicher verachtung dieses gnadenreichen
schatzes sterben, sollen als des teufels ass auf
dem kirchhof unter andern christen nicht begraben
werden, viel wöniger mit gewönlichem geleut,
procession der schueler und beleitung ehrlicher
leute geehret werden. Im fall auch da etliche
solche vorechter in ihrem todbette des heilichen
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften