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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0354
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336

Das Herzogthum Pommern.

handelen, dat se solcke leen ock staden tor ge-
meinen kiste ganz eder tom deel na eereme guden
willen, wo se överst nicht willen, so schal doch
ein rat in der stadt mit dem parher unde kisten-
heren beschriven sölcke leen, dat se nicht vör-
kamen, unde de leenheren dar van gefodert reken-
schop dhon, dat solck gelt unde in kamen, ierlick
kame in christliken gebrück.
Van der kercken unde kerckendener
friheit.
Geistlike stede unde scholen schölen in eerer
utwendichen friheit, wo van olders bliven; item
ock de kercken höve befredet werden, dat ieder-
man sehe, dat men de stede eert, dar de de be-
graven ligen, de am jüngsten dage schölen weder
up staen unde mit Christo ewich leven, welcker
beine wi vor hillichdom achten schölen, överst
doch alse, dat wi se in der erde laten rugen bet
to eerer tydt etc.
Item alle personen des geistliken regements,
nömlick: pastorn, prediker, scholemeister unde
scholgesellen, köster, organisten, item de pro-
fessores van der universitet mit der universitet
hüsern, schölen frig sin unde dat vördeel dar to
hebben vor eeren arbeit, van allen börgerlicken
lasten eder besweringen mit eeren waningen to
eerem amt gehörende, hedden se överst ander güder
eder hüser dar van schölen se dhon naberlick.
Idt is ock unbillick, dat dörp parhern schölen
mede hüden, schape, vee eder swin, so de buer
hüden na der zech eder ummeschicht, unde hebben
neenen herden, wenn se överst einen herden
hebben, schölen de parlieren glick den buren dem
herden geven, doch mit etlicken frig sin, wo van
ölders.
Van librien.
Unde sind in den steden in parhen unde
klöstern etlicke librien, dar denne etlicke gude
bökere inne sind, welcke itzunder iemmerlick unde
schmelick vörkamen unde vörbracht werden, dat
men dar över ock bevelen unde vörordenen wille,
dat solcke wol to hope vorsammlet werden, unde
in einer iewelicken stad eine gemeine liberie ge-
hold en werde, vör de parners, predikers, schol-
mesters und scholgesellen etc.
Dat ander deel.
Van den gemeinen kasten.
Twierlei kasten möt men hebben, ene mach
me nömen der armen kaste, de andere de schat-
kaste.

Van der kaste der armen.
In iewelicker parkercke in den steden schal
staen up gelegenem örde eine kaste vör de arme
lüde, unde de prediker schölen dat volk vörmanen,
dat ein ieder na vörmöge unde guden willen vakene
in de kaste steke, de rechten armen to erholden,
als denne christen de eere neringe hebben, ut
christliker leve schüldich sind, solck gelt schal
men des sondages up den namiddach, eder went
sus gelegen is, den armen, de im regester an-
gescreven sind, eder ock anderen de in krankheit
vallen, eder hastige nöth ut deelen.
Wenn överst solcke noth vorville, dat solck
offer vor de armen nicht genoch were, mögen de
kastenheren meer foderen ut der schatkasten, so
in der stad, eder in dem orde de schatkaste, so
rike is, överst de besoldinge unde andere vör-
ordente utrichtinge unde temelicken vorrat.
Item de kastenheren schölen sick vordragen,
dat se ummeschicht eder alle des hilgendages,
wenn dat volk to samende kömpt, mit dem büdel
umme gaen in der kercken.
Unde de prediker schölen dat volk vormanen
to tiden, dat so dar to geven na vormöge, unde
dat men de riken vörmahne, dat se den biidel
nicht van sick wisen mit eim scherve eder pennige,
sunder dat se milde unde rick sin in guden
werken, wo Paulus schrift to Thimot.
Wenn överst de kastenheren dat gelt ge-
sammelt hebben in den büdel, so schalen se to der
armen kaste gaen, unde stekent dar in, de wile
dat volk noch vorhanden is ungetelet.
Item idt were ock gut wor idt de predikere
to wege könen bringen, dat men dat volk vör-
manet, wenn de brut tor kercken geit, dat dat
brut lachtes volk in de kaste offerde, eder men
sette ein becke dar hen, dar men dat inwerpe,
dar na schal men idt in den kasten stecken un-
geteelet, de wile dat volk noch dar is.
Item idt were ock gut, dat na sölcker wise,
ock in dese kaste offerden de den doden na to
grave volgen, solck offer schüt den armen lüden,
unde is neen offer der vorsöninge, als wi leider
tovörn mit mennigerlei offer genarret sind, weder
de vörsöninge de wi hebben in Christo Jesu, unde
wo woll wi hir mit nicht gade offeren, sondern
den nottröftigen lüden, so nimt idt doch godt an,
als eem sulvest gedaen, wo Christus spreckt, Quod
uni ex minimis etc. Unde sundergen de tor brut-
lacht gaen unde willen wol leven, schölen sick io
schuldich kenen den armen Lasarum to bedenken,
de nicht wol levet, sundern let sick wol genögen
an deme, dat vom dischke völt.
Idt were io nu unbillick, dat men solcken
rechten gades deenst nicht wolde helpen vörderen,
den armen to gude, de wile wi nu vorlöset sind
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