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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0355
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Kirchenordnung für Pommern von 1535.

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van mennigerlei schinderie, dar wi hebben möten
geven to missen, vigilien, waslichten, unde den
mönneken brod , beer , korne , kese , licht, gelt,
ganze summen, alse veele dat, wenn wi nu aller
meinst unde upt aller vlitigeste den armen geven,
unde woldet mit dem vörigen reekenen, so isset
kum ein veerken, iegen einen gülden.
Item de predikere schölen ock truwlick vor-
manen de idt vormögen, dat se testament maken tom
rechten gades denste de armen to vörsorgende,
de kerken denste unde scholen to erholden, idt
schal överst frieg sin, den ienen, de dat testament
maken, effte se idt geven willen mit namen to
der armen kasten, eder to der schatkasten, das is
den armen ut to deelende, eder eine rente den armen
dar van to maken, efft dat kerken gut to den be-
soldingen darmede to beterende.
Hir to alles schölen de predekere vlitich vör-
manen, welck se wol dhon könen ane bösen schin,
de wile se keinen heller ut deser kasten krigen.
Item alle almisen, spenden unde mildegaven,
ock gelt vör arme iunkfrouwen in den steden,
vörhen rede gemaket, unde welk noch gemackt
werden möchten, waterlei namen se hebben den
armen to geeigent, schal ock to deser kasten vör-
ordent werden, doch mit willen der patronen unde
vörwesere, welckere sick dat recht ock mögen
vörbeholden, dat se bi der rekenschop sind, unde
seen to, wo solck gelt ut gelecht is, so se överst
nicht wolden, so schölen se deme rade unde dessen
kastenheren der armen vörscreven geven, wat
solck gelt is, unde ehn des iars rekenschop dar
van dhön, wor idt hen kamen is, överst beter
were idt, dat se idt slögen to deser kasten, dar
to könen wol helpen raden de predicanten unde
andere frarne lüde.
De armen, de im registere up gescreven
werden, schölen sin van eineme eerlicken levende,
de gude tüchenisse hebben van eerer nabarschop,
under unde baven 1).
Godtlosen, ledich gengeren unde tobringeren j
schal men nicht geven, wi hebben doch framer armen
meer denn genoch, idt were denne weetlicke noth,
denn wi schölen ock unsen vienden güt dhon.
Wol överst de rechten armen sind, unde
allermeist de husarmen unde elende vorladene lüde
unde kindere, de sulvest sick nicht könen erwarven
eder nicht genoch, wert gemein vörnunft wol
richten könen.
Item idt is ock rat dat der armen diaconen
eder kastenheren mit vörnunft unde bescheide ut-
deelen, dat men stedes ein weinich im vorrade
beholde, so men nicht anderen rat wet vör de
armen, de hastich krank werden in der weke,
eder ok vör de kinderbeddesche frouwen.

1) d. h. unten und oben == nach jeder Richtung hin.
Sehling, Kirchenordnungen. IV.

Wat meer hirinne to bedenkende is, werden
christlike unde vörnunftige vörstendere eder kasten-
heren, wol weten ut to richtende.
Von den diaconen der armenkasten.
To deser kasten der armen unde to solcken
denste, schal me erwelen diacone eder kasten-
heren, twee ut deme rade, unde dree eder veer
börger dar to, wor in einer stad men eine par-
kercke is; wor överst meer parrekercken sind,
unde in einer ieweliken kercke eine sunderlike
kaste (welcke kasten doch altosamen in eine
schölen hören) dar mot men meer diaconen er-
weelen na gelegenheit.
Vor den kasten schölen ligen veer eder vitf
slöte, daröver schölen sick vordregen de kasten-
heren, welcke de slötete schölen sick hebben
etlike manete eder ein ganz iar lank.
Alle iar schal me nie diaconem erwelen, doch
alse dat twee eder meer na gelegenheit van den
olden noch ein iar bliven, sus möchte de kaste
enen schaden liden, wenn idel nie dar to qwemen,
eer se der sake vörstendich würden.
Dese diacone schölen christlicke eerlike unde
redlike lüde, unde eerlicke husholdere sin mit
eeren frouwen unde kinderen , als se Paulus be-
schrift.
Wenn dese diacone vornemen, dat dat volk
trach wert to gevende, so schölen se idt den pre-
dicanten ansegen, dat se vörmanen etc.
De hospitale de rede vorhanden sind, schölen
dese diaconi ock vörsorgen, so se nicht anders
dorch andere christlick könen besorget werden,
unde so se dorch andere versorget werden, schölen
doch de sülven iarlick dem rade, unde desen
kasten heren rekenschop dar van dhon.
Unde dese kastenheren neven deme rade
schölen upsehendt hebben up de hospitale, wo se
neven den armen lüden vorsorget werden.
So kein hospital in der stad were, eder nicht
genoch, so mot me in den steden eder vor den
steden io ein hus hebben vor elende lüde, franzo-
sesch etc., unde solck moste ut der kasten vor-
sorget werden.
Dese kastenheren schölen ein böck hebben,
dar inne apentlick beschreven is all eere inkament,
item ock ein ander böck, dar inne beschreven is
ördentlich alle ut gave unde innahme, dat se des
iares könen redlike rekenschop dhon, wenn nie
diaconi schölen erwelet werden.
De rekenschop schal scheen dem rade unde
schatkasten diaconen ime biwesende veer older-
lüden ut den veer werken unde der parneren ut
allen parrekercken dersulvigen stadt.
De sulvigen dar sulvest to samende schölen
denne nie diacone erwelen, na eerem vorstande,
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