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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0361
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Kirchenordnung für Pommern von 1535.

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lesen upt körteste van den vorstorvenen ut der
hiligen schrift.
Van den festen.
Idt is genoch, dat wi fieren des sondages, de [
wile godt in vortiden sulvest vor genoch geachtet,
einen dach in der weke to vierende, gades wort
to predikende, to hörende, to lerende, to dankende,
to lavende, singende, bedende, tom sacrament
gaen, arme lüde to besökende, unde in unsen
hüsern unse gesinde unde kindere, gades wort to
lerende.
Ja wol vieeret nn also? de düvel hefft idt
alle in einen misbrück gebracht, int erste mit
falschem gades deenste, dar na mit rökelosen
levende unde wesende, dat idt drade gut were,
noch weiniger hilge dage to hebbende, doch dat
wi umme der bösen lüde willen, gude orsake nicht
vorsümen, unde unse volk mit sunderlicken cere-
monien tom leven evangelio holden. Unde de
historien van unserm leven heren Jesu Christo
nicht vorgeten werden, wille wi de festa Christi
alle beholden, als winachten dree dage, osteren
dree dage, pinxsten dree dage, dar negest Circun-
cisionis, Epiphanie, Purificationis, Annunciationis,
Ascensionis, Trinitatis, Johannis Baptiste to pre-
dekende, van siner entfanginge, van siner gebort,
van sinem predekende unde amt, unde van siner
enthovedinge, dat fest hört ock up Christum, unde
de historie is ock in den evangelien geschreven.
Visitationis des geliken.
Item wi willen ock beholden dat fest Michaelis
to predikende van den engeln ut der hiligen
schrift.
An desen festen achten wi idt genoch tor
beteringe der christenen mit der predikie unde
historien, wo gesecht: wes sus de predekere weten
gude unde warhaftige historien van den hilgen im
olden unde nien testament, dat könen se wol mit
invören, in eeren predikien, went se willen, dat
se uns also vorlegen de leven hilgen als exempele
des gelovens unde der leve, dat wi ock Christum
also bekennen mit lere unde levende unde hape-
ninge ock salich to werden, gelick als se allene
dorch Jesum Christum unsen leven heren.
Der lögen legenden unde fabelen schölen sick
de predickere entholden, de wile uns godt de
warheit des evangelii weder gegeven hefft unde wi
nu so rikelick gades wort to lesende hebben.
Van dem fastende.
Fasten is gut unde in der schrift gelavet,
överst uns christenen is neene speise to neener
tidt vorbaden, an alleene werde wi vormant mit
gades wörde, wo Christus secht, dat wi uns hüden
schölen, dat unse herten nicht besweret werden

mit freeten unde supen, unde mit der sorge der
neringe, dat wi bereit, dat is, nicht ane loven,
werden gefunden, went uns de here fodert, dar-
ümme alle gebaden fasten, de wi bet her gehat
hebben, sind unrecht, pheriseisch unde unchrist-
lick weder den christlicken geloven, nömlick, dat
wi dar mit wolden sunde afflegen, fram werden,
unde den hemmel vordeenen, unde dörften andere
de so nicht vasteden, kettere heten; darümme
kan neen evangelisch predeker neene faste meer
gebeden na der vörigen wise, sunder in sondergen
nöden is vast gut, dat volk tovormanende, to
fasten, dat me godt anreepe in gemeener eder
sunderlicker not, wo de niniviten deden, dat don
wi denne um des gebedes willen, dat unse gebet
ein gebet des gelovens si, welckere gelove vor-
hindert wert, went de herten mit freetende unde
supende beswert sind.
Unde ut der orsake hebben de hilgen vedere
ock dat fastend eereme volke bevalen dar ut hir
na mals de misbruck des fastendes gekamen is,
wo idt alle wege geschüt.
Dat fastend in der hilgen schrift is anders
nicht denn nüchterne sin, unde lange mit deme
ledigen buke gaen, dar na metich eten unde
drinken, unangesehen wat me et eder drinkt vleesch
eder vische.
Solk fastend schal unse here nicht sin, wente
wi hebben dar vane neen gebot gades, sündern
wi schölen dar mit maken, wo idt uns denet, ick
sus, ein ander so, ick hüden, ein ander up eine
ander tidt, dat ick mach geschicket sin to gades
wörde, tom gebede, to minem bevalen amte unde
schall min liff dar mit nicht vorderven, dat ick
sus to gades deenste bruken schal. Bin ick swack
eder wil sus nicht fasten, so hefft dat fastend mit
miner conscientien nicht to doende, ja ick kan
wol sundigen, went ick dorch misgeloven gades
arstedie, dat is etent unde drinkent in miner
swacheit vorachte, summa de fastene is gut, se
schal överst min knecht- sin unde nicht min here.
Dat is överst fin unde gehört dem werltliken
regiment to, dat me vorordene, up welcke dage
me schal vele hebben vleesch eder visch, darmede
de ordeninge des markedes geholden werde, unde
nicht alles mit eins vorheret, dar mit sind de
conscientien nicht vörstrickt.
Beschlut.
De wile denne nu in deser ordinantia van
waren christliken leren unde rechten brucke der
sacramenten unde ock christliken ceremonien, alse
guden utwendigen ordeningen unde tucht der
kercken, vorhandelt, schölen hir mit vorbaden
unde affgedaen werden, alle falsche, unchristlike,
godtlose, vorvöresche leren dar anders geleret
 
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