374
Das Herzogthum Pommern.
72. Verordnung des Herzogs Barnim.
[Aus dem St.-A. Stettin, Wolg. Arch. Tit.
Von gotts gnaden wir Barnim, zu Stettin,
Pomern, der kassuben und wenden herzog, furst
zu Rugen und graf zu Gutzkow, entpieten allen
und jeden unsern caspelsverwanten in unseren
herzogthumen und landen wonhaftich, unsern grus
und alles gut mit anzeigunge,
Das an uns allerlei misbrauch, auch ungehor-
sam und andere beschwerliche wandel, dardurch
ihr in der loblichen kirchenzucht und darzu ge-
burenden pflichten freventlich wiederstreben sollet,
gelanget,
Welchs wir ungerne gehoret und solichs alles
abzuwenden und euch zur besserung zu befordern,
seint wir nachfolgend gebot und satzung zu pub-
liciren, die wir auch hiemit verkundigen, ver-
ursacht.
Und nachdem die heilige feir oder sabbat,
alle weltliche sorgfeltigkeit auch leichtfertigkeit
zu verlassen und die zeit der feir zu der got-
lichen erkentnuss, lob und ehr anzuwenden ver-
ordnet,
Gepieten wir auch hiemit samt und sonderlich,
Das ihr vor euch, euer hauswirtinnen, kinder
und gesinde, zu zeit auf die sontagen und feier-
tagen, so nach der ordenunge verkundet werden,
euch von aller leichtfertigkeit, auch ungepurliche
sorgfeltigkeit der weltlichkeit abwendet, zu rechter
zeit in die kirche oder christliche versamlung euch
verfuget, die verkundigung des gotlichen worts
horet, des gemeinen gotlichen lobes durch bete
und gesange abwartet und zu seiner zeit des
tisches des hern und heiligen communion mit ge-
niesset, zur zeit der predige oder furachtung des
testaments in und um den kirchhof zu spaziren
und dergleichen leichtfertige verachtung der christ-
lichen versamlung und gemeinen gebets euch ent-
schlahet, nachmittage euer gesinde, den catechis-
mum oder heilige senge zu lernen, abschicken
und zur kirchenzucht fleissiglich anhaltet.
Den tisch des hern, wie obstehet, nicht ver-
achtet, auch alleine des osterfestes nicht erwartet,
sondern sonst zu wol gelegener zeit euer bicht
und bekentnuss eurem pfarhern thuet und des
tisches des hern zu geniessen euch befleissigt, von
allen unglauben, zaubereien, wie die zu nennen,
genzlich ablasset, und vor der kraudtweigung und
ander afterglaubens euch enthaltet, euern pfarhern
als gotlichen verordenten diener rechtschaffen ehret
und in ehren vor augen habet und haltet.
Nachdem auch in diesem heiligen aufgehenden
lichte des heilwertigen evangelii durch den satan
allerlei unkraut eingemischet und eingeworfen wirt,
sonderlich dass auch die alte eusserliche ehr-
Vom tage Egidii (1. September) 1557.
1, Nr. 20, Bl. 104 ff: Vgl. oben S. 322.]
bietunge und kirchenzucht gegen die pfarhern ihre
unterhaltung und vorsehung in den wind ge-
schlagen und vorechtlich gehalten wird,
Wollen und gepieten wir, das die kirchen und
kirchhöve bei ihrer alten unvorbrechlichen frei-
heit, geleite und sicherunge pleiben, in ihren
mauren, gliedern und zeunen erhalten mit worten,
werken, thaten unverbrochen pleiben sollen.
Desgleichen das dieselben kirchen und kirch-
höve in ihrem gebew erhalten und darzu alle
verorden ziense, scharwerk und anders, wie von
alters her komen durch die vorstender angewendet
und durch die caspelverwanten unweigerlich getan
und geleistet, das auch die vorstender mit be-
furderung des pfarnhers von allen ligenden und
andern guetern zur kirchen gehorich fleissige
register fassen und rechenschaft thuen sollen.
Demgleichen wollen wir auch, das den wide-
men oder pfaramt alle alte gebuhrende gerechtig-
keit an kirchenhuefen, wiesen, zinsen, fischereien,
holzungen und befreiungen der huetung, reichung
der opfer, testament und anderen gaben und
christlichen mildigkeit nach, unverbrechlich ge-
halten werden, das auch diejenigen, so die pfar-
huefen haben, davon ihren pfarhern das misskorne
und pacht geben, auch die kotzten ihrem pfarhern
alle virntheil jar ein jeder einen groschen oder,
wen sie arm sein, ein jeder einen sundischen
schilling entrichten.
Damit aber die alten breuche disfals un-
vorruckt pleiben, haben wir der etliche in dieserm
unserm gebotsbrief ausdrucklich vormelden wollen,
nemlich so viel die huefen anlanget, das sie dem
pfarhern frei pleiben, dermassen, das die huefen,
so von alters durch die pfarhern verhuret, die
pfarhern auch hinfur an sich zu nehmen, zu vor-
huren oder selbst zu gebrauchen, oder was sie
mit denjenigen, so ihnen die laufen abheuren, des
diensts, pacht oder ander pflicht halben abreden,
voreinigen und vorgleichen, ihnen den pfarhern
unvorbrechlich zugelassen, gestatet und geleistet
werden solte.
Dazu ihnen, den pfarhern, das opfer nemlich
ein vierten oder zwe pfenning in die kirch alle
quartal und doneben die proven, das ist auf
weinachten ein brod, ein bratworst und vier
pfenning und auf den osterdach von jeder hufe
vier eiger gegeben werden.
Wir haltens auch der christlichen miltigkeit
nit ungemess, das den pfarhern von dem ersten
gebacken ein brod zur erinnerung und bekentnis,
das alle frucht und narung von gott herfleisset,
alle umgehende jar gegeben werde, dafur die
Das Herzogthum Pommern.
72. Verordnung des Herzogs Barnim.
[Aus dem St.-A. Stettin, Wolg. Arch. Tit.
Von gotts gnaden wir Barnim, zu Stettin,
Pomern, der kassuben und wenden herzog, furst
zu Rugen und graf zu Gutzkow, entpieten allen
und jeden unsern caspelsverwanten in unseren
herzogthumen und landen wonhaftich, unsern grus
und alles gut mit anzeigunge,
Das an uns allerlei misbrauch, auch ungehor-
sam und andere beschwerliche wandel, dardurch
ihr in der loblichen kirchenzucht und darzu ge-
burenden pflichten freventlich wiederstreben sollet,
gelanget,
Welchs wir ungerne gehoret und solichs alles
abzuwenden und euch zur besserung zu befordern,
seint wir nachfolgend gebot und satzung zu pub-
liciren, die wir auch hiemit verkundigen, ver-
ursacht.
Und nachdem die heilige feir oder sabbat,
alle weltliche sorgfeltigkeit auch leichtfertigkeit
zu verlassen und die zeit der feir zu der got-
lichen erkentnuss, lob und ehr anzuwenden ver-
ordnet,
Gepieten wir auch hiemit samt und sonderlich,
Das ihr vor euch, euer hauswirtinnen, kinder
und gesinde, zu zeit auf die sontagen und feier-
tagen, so nach der ordenunge verkundet werden,
euch von aller leichtfertigkeit, auch ungepurliche
sorgfeltigkeit der weltlichkeit abwendet, zu rechter
zeit in die kirche oder christliche versamlung euch
verfuget, die verkundigung des gotlichen worts
horet, des gemeinen gotlichen lobes durch bete
und gesange abwartet und zu seiner zeit des
tisches des hern und heiligen communion mit ge-
niesset, zur zeit der predige oder furachtung des
testaments in und um den kirchhof zu spaziren
und dergleichen leichtfertige verachtung der christ-
lichen versamlung und gemeinen gebets euch ent-
schlahet, nachmittage euer gesinde, den catechis-
mum oder heilige senge zu lernen, abschicken
und zur kirchenzucht fleissiglich anhaltet.
Den tisch des hern, wie obstehet, nicht ver-
achtet, auch alleine des osterfestes nicht erwartet,
sondern sonst zu wol gelegener zeit euer bicht
und bekentnuss eurem pfarhern thuet und des
tisches des hern zu geniessen euch befleissigt, von
allen unglauben, zaubereien, wie die zu nennen,
genzlich ablasset, und vor der kraudtweigung und
ander afterglaubens euch enthaltet, euern pfarhern
als gotlichen verordenten diener rechtschaffen ehret
und in ehren vor augen habet und haltet.
Nachdem auch in diesem heiligen aufgehenden
lichte des heilwertigen evangelii durch den satan
allerlei unkraut eingemischet und eingeworfen wirt,
sonderlich dass auch die alte eusserliche ehr-
Vom tage Egidii (1. September) 1557.
1, Nr. 20, Bl. 104 ff: Vgl. oben S. 322.]
bietunge und kirchenzucht gegen die pfarhern ihre
unterhaltung und vorsehung in den wind ge-
schlagen und vorechtlich gehalten wird,
Wollen und gepieten wir, das die kirchen und
kirchhöve bei ihrer alten unvorbrechlichen frei-
heit, geleite und sicherunge pleiben, in ihren
mauren, gliedern und zeunen erhalten mit worten,
werken, thaten unverbrochen pleiben sollen.
Desgleichen das dieselben kirchen und kirch-
höve in ihrem gebew erhalten und darzu alle
verorden ziense, scharwerk und anders, wie von
alters her komen durch die vorstender angewendet
und durch die caspelverwanten unweigerlich getan
und geleistet, das auch die vorstender mit be-
furderung des pfarnhers von allen ligenden und
andern guetern zur kirchen gehorich fleissige
register fassen und rechenschaft thuen sollen.
Demgleichen wollen wir auch, das den wide-
men oder pfaramt alle alte gebuhrende gerechtig-
keit an kirchenhuefen, wiesen, zinsen, fischereien,
holzungen und befreiungen der huetung, reichung
der opfer, testament und anderen gaben und
christlichen mildigkeit nach, unverbrechlich ge-
halten werden, das auch diejenigen, so die pfar-
huefen haben, davon ihren pfarhern das misskorne
und pacht geben, auch die kotzten ihrem pfarhern
alle virntheil jar ein jeder einen groschen oder,
wen sie arm sein, ein jeder einen sundischen
schilling entrichten.
Damit aber die alten breuche disfals un-
vorruckt pleiben, haben wir der etliche in dieserm
unserm gebotsbrief ausdrucklich vormelden wollen,
nemlich so viel die huefen anlanget, das sie dem
pfarhern frei pleiben, dermassen, das die huefen,
so von alters durch die pfarhern verhuret, die
pfarhern auch hinfur an sich zu nehmen, zu vor-
huren oder selbst zu gebrauchen, oder was sie
mit denjenigen, so ihnen die laufen abheuren, des
diensts, pacht oder ander pflicht halben abreden,
voreinigen und vorgleichen, ihnen den pfarhern
unvorbrechlich zugelassen, gestatet und geleistet
werden solte.
Dazu ihnen, den pfarhern, das opfer nemlich
ein vierten oder zwe pfenning in die kirch alle
quartal und doneben die proven, das ist auf
weinachten ein brod, ein bratworst und vier
pfenning und auf den osterdach von jeder hufe
vier eiger gegeben werden.
Wir haltens auch der christlichen miltigkeit
nit ungemess, das den pfarhern von dem ersten
gebacken ein brod zur erinnerung und bekentnis,
das alle frucht und narung von gott herfleisset,
alle umgehende jar gegeben werde, dafur die