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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0475
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Agenda von 1569.

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vor den unde vor anderen christen, predigeren,
vörstenderen edder etliken andren, de de pastor
na gelegenheit dar bi nemen mach, schal he den
sünder ut gades worde, siner begangenen erger-
nisse erinneren, to warer bekeringe truwlick vor-
manen, also:
Min broder (edder, so idt eine sünderinne is,
Mine christlike leve süster) im herren Jesu, du
bist leider dorch des düvels list unde dine grote
swackheit in apenbare sünde gevallen, heffst diner
döpe vorgeten, dem düvel gevolget, den hiligen
geist bedrövet unde van di gedreven, de gemeine
Christi geergert unde heffst di sülvest dar mit ut
der gemeenschop der hiligen gades entsettet, ut
gades gnade, in gades torne, ut gades rike, in de
gewalt des düvels gebracht. Wente wol sünde
deit, de is vam düvel, unde nicht van gade, 1. Joh.
3. cap. Up dat överst wi elenden minschen ut
sünden mögen bekeret unde Christo gewunnen
werden, hefft godt ingesettet, nicht allene dat
predigamt sines wordes int gemene, sunder ock
de gewalt der slötele tom hemmel, siner christ-
liken kercken up erden gelaten, den boetverdigen
de sünde to lösende, den unboetverdigen de sünde
to bindende, up dat de apenbar sündiget unde noch
baven vermaninge halstarrich is, ut der gemeen-
schop der hiligen gades utgestöt unde in den
bann gedan werde, bet dat he sick bekere, edder
so he na apenbarer sünde unde ergernisse, to er-
kentenisse der sünde kümt, unde ut anröginge
des hiligen geistes sick bekeret, hefft godt alle-
wege de ordeninge in siner kercken geholden, wol
apenbar sündiget, dat he sick ock mit der ganzen
gemeine, de he geergert hefft, vorsöne, up dat se
en wedder in de christlike gemeenschop anneme,
vor em bede, aver siner bote mit den engelen
im hemmel sick fröuwe unde barmherticheit an
em ertöge, alle ergernisse em vorgeve unde
vorgete.
Unde is vor di unde allen bedröveden sündern
keen höger trost, noch gröter schatt up erden,
alse dat du ut gades worde hörst, dat godt dinen
dodt unde vordömenisse nicht begert, dat gades
wille si, dat du di van dinen sünden bekeren
schalt, dat di godt de herre dorch Jesum Christum,
dinen einigen middeler, wil alle dine sünde unde
dise grote ergernisse vorgeven, dat ick di hir in
diser christliken vorsamlinge, up dat in twier edder
drier munde alle wort besta, in der stede unses
herren Jesu Christi, schal to gnaden annemen
unde di van sünden lösen im hemmel, unde dat
du morgen, dorch gades gnade, schalt wedderümme
vor allen hiligen engelen unde uterwelden gades
in de gemeenschop der waren christen angenamen,
mit der christliken kercke, de du geergert unde
bedrövet heffst, vorsönet werden.
Gröter trost, grötere ehre, könde di dit mal
Sehling, Kirchenordnungen. IV.

im hemmel unde up erden nicht weddervaren.
Darümme min broder see de vorbiddinge unde de
vorsöninge mit der christliken kercken vor kenen
schimp noch unehre an, sunder giff gade de ehre,
demödige di under de gnedige hand gades unde
erkenne mit dankbarem herten, dat dit dine
högeste ehre unde trost vor gade unde vor allen
framen godtseligen christen up erden is.
Gelick alse idt di eine grote ehre unde
fröuwde were, wenn du umme diner missedat willen
werest des landes vorjaget, unde de landesförste
neme di wedder to gnaden an, lete im ganzen
lande ankündigen, dat alle ungnade unde strafe
jegen di scholde upgehaven sin unde settede di
wedder in vörige ehre, gut unde gnade, vormanede
alle underdanen, dat se bi siner ungnade, di dinen
vall to nenen dagen vorwiten scholden noch ent-
gelden laten, sunder vorgeten, di in allen ehren,
leff unde wert holden. Der groten gnade des
framen gnedigen herren, würde sick alle werlt
vorwunderen, unde du würdest di mit alle den
dinen, tom högesten daraver fröuwen.
Also deit ock nu bi di godt de hemmelsche
vader, de nimt di nicht allene to gnaden an, alse
den vorlarnen söne, sunder he stellet di vor sine
hilige leve christlike gemeine, slachtet vor di dat
aller hiligeste paschelam, sinen einigen söne,
unsen herren Jesum Christum, unde secht to der
ganzen gemeine: Latet uns eten, drinken, frölick
sin, wente min vorlarne söne, was dot in sünden,
unde is dorch den hiligen geist bekeret, unde wedder
levendich geworden, fröuwet juw alle frame christen
aver siner bote, mit den engelen im hemmel, be-
wiset barmherticheit an em, vorgetet dise sine
sünde unde holdet en alse juwen leven christliken
broder, edder gades leve is nicht in juw.
Darümme min leve broder see dit werk nicht
an, alse de godtlose werlt deit, de idt den grötesten
schimp unde hohn achtet, eren spot dar mede
drifft, unde dorch düvelsche blindheit unde bös-
heit den boetverdigen christen höllisch vörwerpet.
De böse werlt scheinet sick der laster unde der
bösheit nicht, överst dat se van sünden afflaten,
sick mit gade unde mit der christliken gemeine
vorsönen schal, dat hölt se vor schimp unde
schande. De düvel unde de böse werlt, wolde
lever, dat du unboetverdich in sünden stehende
blevest, wenn du dat dedest, so werestu ere gude
geselle. Nu du överst ere geselschop vorlaten
unde di to gade bekeren wilt, nu drifft se eren
schimp mit di. Ut der orkake Iere den satan
unde de werlt vorachten.
Lat di ock nicht bewegen, din egene fleesch,
det gerne in sünden vor den lüden, alse Saul,
wolde geehret sin unde let sick dünken, idt si
schimplick vor der gemeine genömet edder öffent-
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