Pasewalk. Visitations-Abschied von 1535.
517
Bücher: eine deutsche bibel, zwei kirchen-
ordnungen und agenden, opera Lutheri deutsch
zu Wittenberg . . . (12 stück) Kirchenpostille.
Wochenpredigt: Auch sollen die gottes
leute jährlich dem pfarrherren geben vor die
catechismuspredigt am sonntag nachmittage, des-
gleichen in der wochenpredigt zu Lindo am freitag
und zue Zarnow am mittwoch ausser der Saatzeit
und augst halten, hierfür hat der pastor 6 gulden
aus der kirchen entvangen.
Einkünfte: Vierzeitenpfennig. Von jeder
person über 12 jahr alle quartal ein viertken.
Dagegen sol er mit vleis die kinder im catechismo
unterrichten, examiniren und konfirmiren, das sie
in gottes gerechtigkeit auferzogen werden.
Proven.
Aus jedem hause auf weihnachten dem pfarr-
herrn eine wurst.
Primitiae.
Nach dem angst von dem ersten baxsells aus
jedem hause von dem neuen einen fladen. Da-
gegen soll der pfarrherr die litanei halten, inhalts
kirchenordnung.
Witteltag
Aus jedem katen auf ostern vier eier; bau-
leute geben mehr, was ein jeder will.
Opfer.
Vom jährlichen gange giebt die kindesbetterin
zwei schilling sundes, die ander frauen zwei
pfennig. Im brautlach gehet braut und bräutigam
mit ihren gesten zum altar und geben ihr opfer
nach alter gewohnheit.
Von begrebnissen. Da opfert ein jeder einen
pfennig, wie er wil.
Accidentia.
Beichtpfennig ist frei, nach eines jeden willen-
Doch soll der pastor darmit niemanden bedrengen
Von kindtaufgehen dem pfarrer ein schilling sun,
disch, dem kuster einen witten. Von abkundigung
und vertrauen dem pfarrherrn 4 groschen. Von
krankenbesuchen, wie ein jeder christ aus christ-
lichem gemüth selber wil. Vor singen zu begreb-
nuss geben sie den pfarrherrn vom kind 4 groschen,
von einer alten person 8 groschen, und soll der
pastor, wenn alte leute sterben, vor solche 8 groschen,
so es begeret wird, einen kurzen sermon thuen.
Pasewalk.
Litteratur: Barthold IV, 2, S. 214, 247; Bahlow, a. a. O. S. 32; Hückstädt,
Gesch, der Stadt Pasewalk. Pasewalk 1883; Reuter, Beitr. zur Pasewalker Schulgeschichte
Progymnasial-Programm 1901).
Der Visitations-Abschied vom 19. Juni 1535 ist abgedruckt bei v. Medem, a. a. O.
S. 269—272; in hochdeutscher Übertragung bei Hückstädt, a. a. O. S. 127 ff.; vgl. weiter
oben S. 307. Die zweite Visitation von 1557 enthält für uns nichts. Vgl. auch Wehrmann,
a. a. O. S. 41. Der Abschied wurde 1557 aufgenommen, aber erst 1562 zu Wolgast aus-
gefertigt und mit einem Begleitschreiben vom 16. November 1562 an den Rath zu Pasewalk
gesandt. Das Begleitschreiben ist bei Hückstädt, S. 131 hochdeutsch abgedruckt, ebenda
S. 132 ein Bruchstück aus dem Rezess. (Auch bei Medem ist ein Stück abgedruckt.) Über
diesen Rezess machte der Rath durch Eingabe an den Fürsten 1563 seine Bedenken geltend
(Hückstädt, S. 140).
91. Abschied der ersten evangelischen Kirchenvisitation. Sonnabends nach Viti (19. Juni) 1535.
[Nach Medem, Gesch, der Einführung der evang. Lehre in Pommern. S. 269—272.]
De erste visitation recess. Anno 1535.
To witten, dat wi Johannes Bugenhagen, in
der hilgen schrift doctor, Jost von Dewitz, hovet-
man to Wolgast, und Niclaus Brun, canzeler, ut
bevehlich des dorchluchtigen hochgebornen fursten
und hern Philips, hertogen to Stetin Pamern,
unseres gnedigen herrn in der visitation, so jüngst
uff dem geholden landtage to Treptow up Rege
gewilliget und gepoten, mit dem ersamen rade und
verordenten von der gemeinheit to Pasewalk eine
ordening darsulbest von wegen der predicanten,
kerkendener, scolen und der armen, so vele idt
sich to diser zeit heft sicken und liden willen,
gemakt und upgericht, in nageschrevener wise und
also: dat ein ersam rat alle der priester inkament,
517
Bücher: eine deutsche bibel, zwei kirchen-
ordnungen und agenden, opera Lutheri deutsch
zu Wittenberg . . . (12 stück) Kirchenpostille.
Wochenpredigt: Auch sollen die gottes
leute jährlich dem pfarrherren geben vor die
catechismuspredigt am sonntag nachmittage, des-
gleichen in der wochenpredigt zu Lindo am freitag
und zue Zarnow am mittwoch ausser der Saatzeit
und augst halten, hierfür hat der pastor 6 gulden
aus der kirchen entvangen.
Einkünfte: Vierzeitenpfennig. Von jeder
person über 12 jahr alle quartal ein viertken.
Dagegen sol er mit vleis die kinder im catechismo
unterrichten, examiniren und konfirmiren, das sie
in gottes gerechtigkeit auferzogen werden.
Proven.
Aus jedem hause auf weihnachten dem pfarr-
herrn eine wurst.
Primitiae.
Nach dem angst von dem ersten baxsells aus
jedem hause von dem neuen einen fladen. Da-
gegen soll der pfarrherr die litanei halten, inhalts
kirchenordnung.
Witteltag
Aus jedem katen auf ostern vier eier; bau-
leute geben mehr, was ein jeder will.
Opfer.
Vom jährlichen gange giebt die kindesbetterin
zwei schilling sundes, die ander frauen zwei
pfennig. Im brautlach gehet braut und bräutigam
mit ihren gesten zum altar und geben ihr opfer
nach alter gewohnheit.
Von begrebnissen. Da opfert ein jeder einen
pfennig, wie er wil.
Accidentia.
Beichtpfennig ist frei, nach eines jeden willen-
Doch soll der pastor darmit niemanden bedrengen
Von kindtaufgehen dem pfarrer ein schilling sun,
disch, dem kuster einen witten. Von abkundigung
und vertrauen dem pfarrherrn 4 groschen. Von
krankenbesuchen, wie ein jeder christ aus christ-
lichem gemüth selber wil. Vor singen zu begreb-
nuss geben sie den pfarrherrn vom kind 4 groschen,
von einer alten person 8 groschen, und soll der
pastor, wenn alte leute sterben, vor solche 8 groschen,
so es begeret wird, einen kurzen sermon thuen.
Pasewalk.
Litteratur: Barthold IV, 2, S. 214, 247; Bahlow, a. a. O. S. 32; Hückstädt,
Gesch, der Stadt Pasewalk. Pasewalk 1883; Reuter, Beitr. zur Pasewalker Schulgeschichte
Progymnasial-Programm 1901).
Der Visitations-Abschied vom 19. Juni 1535 ist abgedruckt bei v. Medem, a. a. O.
S. 269—272; in hochdeutscher Übertragung bei Hückstädt, a. a. O. S. 127 ff.; vgl. weiter
oben S. 307. Die zweite Visitation von 1557 enthält für uns nichts. Vgl. auch Wehrmann,
a. a. O. S. 41. Der Abschied wurde 1557 aufgenommen, aber erst 1562 zu Wolgast aus-
gefertigt und mit einem Begleitschreiben vom 16. November 1562 an den Rath zu Pasewalk
gesandt. Das Begleitschreiben ist bei Hückstädt, S. 131 hochdeutsch abgedruckt, ebenda
S. 132 ein Bruchstück aus dem Rezess. (Auch bei Medem ist ein Stück abgedruckt.) Über
diesen Rezess machte der Rath durch Eingabe an den Fürsten 1563 seine Bedenken geltend
(Hückstädt, S. 140).
91. Abschied der ersten evangelischen Kirchenvisitation. Sonnabends nach Viti (19. Juni) 1535.
[Nach Medem, Gesch, der Einführung der evang. Lehre in Pommern. S. 269—272.]
De erste visitation recess. Anno 1535.
To witten, dat wi Johannes Bugenhagen, in
der hilgen schrift doctor, Jost von Dewitz, hovet-
man to Wolgast, und Niclaus Brun, canzeler, ut
bevehlich des dorchluchtigen hochgebornen fursten
und hern Philips, hertogen to Stetin Pamern,
unseres gnedigen herrn in der visitation, so jüngst
uff dem geholden landtage to Treptow up Rege
gewilliget und gepoten, mit dem ersamen rade und
verordenten von der gemeinheit to Pasewalk eine
ordening darsulbest von wegen der predicanten,
kerkendener, scolen und der armen, so vele idt
sich to diser zeit heft sicken und liden willen,
gemakt und upgericht, in nageschrevener wise und
also: dat ein ersam rat alle der priester inkament,