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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0065
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Kurländische Kirchenreformation von 1570.

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III. Ein besonderes Schicksal hatte ferner im 16. Jahrhundert die Vogtei und
Hauptmannnschaft Grobin, wozu die Stadt Libau gehörte. Vgl. Wegner, Gesch, der Stadt
Libau. Libau 1898; Tetsch, Gesch. der Kirchen zu Libau und Grobin, in Tetsch, Kurl.
Kirchengeschichte. Riga, Leipzig 1767—1769; Jahrbuch für Genealogie u. s. w. 1904, S. 134 ff.
(Mitau 1906); s. Staatsarchiv Königsberg i. Pr.; Stadtarchiv Libau; Kurl. Landesarchiv
in Mitau.
Dieser Südwesten von Kurland war nämlich 1560 an Herzog Albrecht von Preussen
verpfändet worden. Es blieb mit Preussen bis 1609 vereinigt und nahm auch an den
kirchlichen Veränderungen, die sich dort vollzogen, Theil. Bereits 1560 liess Herzog Albrecht
in seinem neuen Landestheile visitiren. Pfarrer Johann Funck von Königsberg-Altstadt unter-
nahm diese Aufgabe vom 19. bis 26. Juli 1560. Das Protokoll der Kirchenvisitation ist aus
dem St.-A. Königsberg wörtlich zum Abdruck gebracht von Stavenhagen, in Sitzungsber.
der kurl. Gesellsch. für Litteratur u. Kunst 1906, S. 39 ff.
Dort sind auch die verschiedenen Anordnungen Funck’s abgedruckt. So bestimmt
Funck u. A. für Libau, dass der neue Pfarrer von Grobin (der alte wurde in den Ruhestand
versetzt) so lange „umzechsweise“ auch die Kirche von Libau versorgen solle, bis ihm ein
Kaplan zugeordnet werde, der alle Sonn- und Feiertage „die Liebau“ zu versehen habe. Ein-
mal im Monate hat der Pfarrer dort selbst den Gottesdienst abzuhalten.
Für das Grobin'sche Gebiet gab Funck einen ausfürlichen Rezess, der bei Staven-
hagen, S. 56—60, auch bei Tetsch, Kurl. Kirchengesch. 2, S. 300—311, abgedruckt ist.
Derselbe wird hier wiedergegeben. (Nr. 20.)
Herzog Albrecht von Preussen gab an den herzoglichen Vogt des preussischen Pfand-
gebiets Grobin einen Erlass hinaus, d. d. Königsberg, 7. December 1561. Derselbe ist ab-
gedruckt aus dem St.-A. Königsberg von Stavenhagen in Sitzungsber. der kurl. Gesellsch.
für Litteratur u. Kunst 1906, S. 61 ff., und wird hier, soweit er kirchliche Dinge betrifft, wieder
abgedruckt. (Nr 21.)
Einen Bericht über das Kirchenwesen in Grobin von 1587 hat Seraphim in den
Sitzungsber. der kurl. Gesellsch. für Litteratur u. Kunst 1896, S. 44 ff., veröffentlicht.
Sonstige Ordnungen sind mir nicht bekannt geworden. Man hielt sich nach der
Kirchenordnung des Herzogthums Preussen. Erst 1638 wurde diese in der grossen Kirchen-
visitation, auf die hier nicht näher einzugehen ist, für Grobin abgeschafft (Tetsch, a. a. O.;
Wegner, a. a. O. S. 32 ff.

14. Kirchenreformation des fürstenthums Churland und Semigallien, in Lieffland. Anno domini 1570.
[Nach dem Drucke: Rostock 1572. Vgl. oben S. 46.]

Von gottes gnaden wir Gothardt in Liefland
zu Churland und Semigallien, herzog etc. ent-
bieten den ehrwirdigen unsern lieben andechtigen,
ern superintendenten, pastorn, pfarherrn, kirchen-
dienern, auch den edlen, ehrnvesten, erbarn, er-
samen und weisen, unsern rethen, lehentragen und
lieben getreuen von der ritterschaft, adel, bürger-
meistern, bürgern und insgemein aller manschaft
und eingesessenen unsers fürstentums Churland
und Semigalln, was standes condition und wesens
die sein geistlichen und weltlichen, unsern grus,
gnade und alles gutes und fügen euch hiermit
zu wissen. Nachdem in diesen ganzen landen
leider hiebevorn so wol als noch heutigs tags bei
Sehling, Kirchen ordnungen. V.

wenigen in diesen geschwinden leuften und gefehr-
lichen letzten zeiten der vergenglichen baufelligen
welt der ware gottesdienst, das heilige predigamt
und administration der hochwirdigen sacramenten
dermassen im rechten schwange und gebrauch,
als sie billich bei solchem hellen liechte der er-
kanten evangelischen warheit gehen und sein
solten gehandhabet worden. Dadurch nicht allein
viel armer seelen und in sonderheit die undeutsche
armut an ihrem heil und seligkeit jemmerlich ver-
seumet, derer unzehlich viel ohne unterricht und
erkentnus des waren allmechtigen, einigen gottes
und seines heiligen willens, ja auch one tauf und
sacrament als das unvernünftige vieh in ihrem
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