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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0076
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Kurland.

dienst fleissig warte, zu rechter zeit seinen dienst
nach der kirchenordnung gewis zu leisten und
treulich zuverwalten, dem pastorn als seinem haupt
und herrn neben der obrigkeit zu willen sei mit
aller demuth, eintracht und gehorsamigkeit, auch
dem ganzen kirchspil nach eines jeden gebür
unter deutschen und undeutschen, in gesundheit
und kranckheit, im leben, sterben und der ge-
grebnus zu wilfehren, dafür sol er auch von uns,
dem pastorn und ganzem kirchspil befreiet, ge-
handhabet und belohnet werden.
Caput XI.
Von zuhörern und pfarleuten ins
gemein.
Wiewol daroben zum teil angezeigt und ver-
melt, wie nicht allein die kirchen reformation
anzurichten, besonder ein jeder, wes standes er
sein mag, sich der gebür billich gegen gott und
den rechten gottesdienst, damit es alles christlich
und ordentlich zuginge, verhalten solte, das es
auch für unnötig erachtet, den gutherzigen und
fromen christen unsers fürstenthums weitleuftigern
bericht davon zuthun lassen, dennoch das es nicht
alleine ganz treulich von uns gemeinet, sonder
auch jedermenniglich die gebür seines christen-
thums der massen angezeigt, gründlich verkündigt
und eigentlich für die augen gebildet, das wir
hernach entschüldigt, andre fleissig verwarnet und
gebessert würden, so haben wir es nicht für un-
billich erkant, den gemeinen pfarleuten unsers
herzogthums volgenden bericht ihres christenthums
zum uberflus und in dieser reformation beschlus
mit zutheilen.
SPECULUM VITAE CHRISTIANAE.
Der getauften und gleubigen christen
schauspiegel und hausstafel.
Das für allen dingen ersten ein getaufter
christ wisse und wol zu herzen füre, woran der
rechte christenthum und desselben ende, welcher
ist unser seligkeit, fürnemlich gelegen sei.
Nicht alleine, das man getauft und den
christlichen namen zum schein füre oder mit
sonderlichen ceremonien von andern völckern,
jüden, türcken, nicolaiten und tartern abgesondert
und unterscheiden werde, in welcher gleichen
argwönigen und uberglaubigen meinung die jüden
auch gewesen und noch heutigs tags leider alle
hypocriten und heuchlische menschen unter dem
babst und sonst stecken. Aber solche falsche
opinion wird genzlich verworfen von dem herrn
Christo selbst Matth. 7, 15, 23 und die schreck-
lichen exempel Eli. 1, Samuel. 4, psalm 78,
Saulis ibidem 15, Achab. 3, Reg. 16, der jüden
Jerem. 7 bezeugen klerlich, das gott der herr mit

nichte an dem auswendigen schein, namen, titel ,
ceremonien und falschen gottesdienste nach vieler
betrieglicher meinung gefallen trage, sondern viel
mehr verwerfe, schrecklichen strafe und sich alleine
der anneme, die den willen seines himelschen
vaters thun, Matthei 7, psalm 145. Voluntatem
timentium se facit.
So ist nun der wille gottes des almechtigen
nicht alleine, wie angezeigt, mit eusserlichen
ceremonien eins vermeinten gottesdiensts umgehen
oder das wort gottes hören, sondern dasselbe auch
bewaren, Luce 8 und Matth. 6: Suchet zum ersten
das reich gottes und seine gerechtigkeit. Des-
gleichen Johannes 6 spricht Christus: Das ist der
wille meines vaters, der mich gesand hat, das,
wer den sohn sihet und gleubet an ihn, habe das
ewige leben, und ich werde ihn erwecken am jüngsten
tage. Und Joh. 8: Wer mein wort wird halten,
der wird den tod nicht sehen oder schmecken
ewiglich. Jacobi am ersten spricht der apostel:
Seid nicht alleine hörer, sonder theter des worts.
Derwegen ein jeder getaufter christ solte für
allen dingen ersten darnach trachten, in dieser
zeit unser gnedigen besuchung, der tag des heils
und das angeneme jar des herrn genant, Esaiae 49,
61, 2, Corint. 6, das er ohne unterlas in der
rechten waren erkentnus göttlichs wesens und
willens geweidet und gottseligen geübet werde,
das er also dem gehörten worte von grund seines
herzen gleuben und tröstlich in aller bestendigen
zuversicht vertrauen könte, welchs denn nicht in
eines jedern menschen wilkürlichem gefallen stehet,
wie es von den sichern, rohen, wilden und un-
busfertigen leuten dafür geachtet wird, das es mit
dem christlichen glauben ein gar gerings und
leichtfertiges thun sei, da es doch das aller hoch-
wichtigste, schwerste und künstreicheste, dazu
alleine gottes gabe ist, Ephe. 2, Hebr. 12. Und wird
alleine den christen, die da emsig um bitten, aus
gnaden gegeben, Lu. 11. Als Prosper auch bezeuget:
Usque adeo donum est, quod credimus, et data
gratis gratia, non merita ditat mercede vocatos.
Der ursachen halben solten billich die
frommen christen sich der mittel befleissigen, quae
vocantur simul et efficientes et conservantes causae
fidei nostrae. Damit der rechte glaube erlangt
und auch bestendig erhalten wird, von welchern
diese vier können erzelet werden.
Zum ersten. Kommen wir zu dem rechten,
seligmachenden, christlichen glauben, vormittelst
der heiligen tauf durch kein ander mittel, denn
durch das gepredigte gehörte wort gottes, Roma. 10.
Darnach zum andern. Durch anregung und
bewegung, sonderlich kraft, hülf, mitwirckung,
heilsamen rath, lebendigen trost und gewaltigen
beistand gottes des wirdigen heiligen geistes, der
uns vermittelst dem götlichen worte und hoch-
 
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