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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0079
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Kurländische Kirchenreformation von 1570.

63

severantiae, ein ernsthaftiger und eiveriger aufsatz
der bestendigkeit eines christlichen glaubens und
gottseligen lebens, das die christen unter dem
hellen glanze der angebotenen gnade gottes nicht
sicher und der lehr uberdrüssig werden, auch
nicht gedencken, das es am guten anfang unsers
christenthums gnug sei zur seligkeit des ewigen
lebens. Derhalben Christus spricht Matth. 24:
Wer bis ans ende bestendig bleibt, der sol selig
werden. Darum wil er auch nicht, das das wort
alleine gehöret werde, besonder es ist ihm um
ein gutes ende, das ist um des worts bewarung
zuthun. Wie er redet Luce am 11.: Selig seind,
die das wort gottes hören und bewaren. Und der
heilige geist bezeuget solchs gleichfals Apocal. 2:
Si fueris fidelis usque ad mortem, dabo tibi coronam
vitae. So du treu bleibest bis in den tod, wil ich
dir die krone des lebens geben. Item qui vicerit.
non laedetur a morte secunda, wer da wird uber-
winden , sol nicht vom andern tode, das ist von
der helle und verdamnus, beschedigt werden.
Darum solte ein jeder christ tag und nacht dazu
gedencken, wie er mit gott, das ist in des glaubens
bestendigkeit und mit ehren, das ist in aller gott-
seligkeit eines heiligen wandels und unstreflichen
lebens seinen geist in gottes hende bevehlen und
sein haubt in die grube legen möchte, wie der
heilige Esaias cap. 38 den könig Ezechiam und
alle christen vermanet, dispona domui tuae, in-
quiens, quoniam morieris, also sprechende: Bestelle
dein hauss, denn du wirst sterben. Und Syrach
cap. 7: Was du thust, so bedencke das ende, so
wirstu nümmermehr sündigen.
Diese drei stücke belangen eines jedern gn -
tauften und gleubigen menschen eigeue person in
sonderheit, wie die geschicket und gerüstet sein
sol in der gnaden zeit unser besuchung, frölich
zuerwarten die tröstliche und gnadenreiche zu-
kunft unsers lieben herrn und heilandes Jesu
Christi. Nun folget, wie wir ausserhalb unser
personen gegen dem nechsten und dem gottes-
dienst sollen gesinnet sein. Darum folget:
Zum vierten. Wenn nun ein jeder für sein
privat person durch sonderliche anleitung und
heilsame mitwirckung des wirdigen heiligen geistes
in herzgründlichem glauben, gottseligem leben
und gutem aufsatz der bestendigkeit zugerüstet
worden ist, das denn ein jeder, wes stands und
wesens er sein mag, darzu verdacht sei, sein frau
und kinder, sein ganzes haussgesind, knecht und
megde, samt allen untherthanen, deutsch und un-
deutsch, jung und alt, gross und klein, als ein
getreuer hauss vater zu gottes furcht und lobe zu
rechtem gottesdienst sontages und an werckeltagen
und in aller gottseligkeit eines erbarlichen, un-
streflichen christlichen lebens allezeit ohn unterlas
nach des apostels vermanung zun Ephes. am 6.

erziehe und erhalte, mit ihnen ohn einigerlei ver-
seumnus gottes wort höre, lese, die psalmen singe,
bete, von herzen gott lobe und dancke etc. Darzu
vermanet der heilige Paulus sehr heftigen zu den
Ephes. 5. und Coloss. 3 : Lasset das wort Christi
reichlich unter euch wohnen in aller weissheit,
lehret und vermanet euch selbst mit psalmen und
lobgesengen und geistlichen löblichen liedern etc.
Mit welchen worten der heilige apostel wil zu-
verstehen geben, das wir uns selbst lehren und
vermahnen sollen untereinander. Darnach zeiget
er an, auf wasserlei weise, nemlich mit predigen,
psalmen, lobgesengen und christlichen ceremonien.
Letzlich zeuget er von der nützigkeit, gott den
herrn zu loben, das herze zu ergetzen, den
nechsten zubewegen und zubessern. Worzu denn
auch allen gottseligen haussvetern und hauss-
müttern der kleine catechismus und hausspostilla
Lutheri neben der hausstafeln Spangenbergi dienst-
lich und nützlich gestellet und fürgebildet worden
ist, zu welcher christlicher ubung von den pfar-
herrn die zuhörer fleissig sollen vermanet und
mit gebürlicher disciplin von den hausvetern ge-
halten werden, anfenglich bei der jugent, das sie
abens und morgens für allen dingen gott dancken
und anrufen, sich segenen und ihm bevehlen,
mittags und abens das benedicite und gratias
sprechen und mit einem hymno oder christlichen
lobgesange beschliessen.
Dis ist das vierte theil des christlichen
spiegels und unsers christenthums, wovon Deut. 6:
Dis sind aber die gesetze, gebot und rechte, so
dir der herr euer gott geboten hat, das ihr sie
lernen und thun sollet im lande, dahin ihr ziehet,
dasselbe einzunemen, das du den herrn deinen
gott fürchtest und haltest alle seine rechte und
gebot, die ich dir gebiete, du und deine kinder
und kinds kinder alle euer lebetage. Item diese
wort, die ich dir heute gebiete, soltu zu herzen
nemen und solt sie deinen kindern scherfen und
davon reden, wenn du in deinem hause sitzest
oder auf dem wege gehest, wenn du dich nider
legst oder aufstehest und solt sie binden zum
zeichen auf deine hand und sollen dir ein denck-
mahl für deinen augen sein und solt sie uber
deines hauses pfosten schreiben an die thüre.
Item psalm 44: Gott, wir habens mit unsern
ohren gehöret, unsere veter habens uns erzelet,
was du getan hast zu ihren zeiten. Und psalm 102:
Scribantur haec in generatione altera, das werde
geschrieben auf die nachkommen und das volck,
das geschaffen sol werden, wird den herrn loben.
Denselben ende haben auch die verstendigen
heiden betrachtet. Daher Plato redet: Ideo uten-
dum coniugio, ut deo post nos cultores relinquamus.
Zum fünften. Das den christen gebüren wil,
niemands ichtes wes schüldig zu sein, sonder sich
 
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