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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0091
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Kurländische Kirchenordnung von 1570.

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stad solch hochnötig bischoflich amt nützlich mag
bevohlen werden.
Weil denn dieses fürstenthums visitatores und
reformatores diese jar hero in der visitation fur-
nemlich mit der restauration und renovation der
alten kirchspiln und heuptkirchen und sonderlich
mit der neuen gottes heuser fundation, so wol
der kirchendiener provision und was mehr zu
solcher constitution notwendig, mag erfürdert
werden, umgegangen und zuschaffen gehabt, und,
gott lob, solch heilwertig, gottselig und wolgefellig
werk nun mehr vollenzogen und mit erbauung
vieler neuen kirchen zum guten ende gebracht,
wofür wir dem almechtigen und barmherzigen
gott, nümmer gnugsam danken können, das die
kirchen dieses furstenthums der massen reformirt,
purgiret und visitirt, das hinfuro auch die reine
lehr göttlicher warheit, samt dem heilsamen ge-
brauch der heiligen, hochwirdigen, unverfelscheten
sacramenten, neben den christlichen ceremonien
und rechtem gottesdienste unter allen unterthanen,
bevorab den armen undeutschen, mehr den jemals
in diesem lande zuvor geschehen, gepflanzet, und
nicht ohne sonderliche volge, anleitung und be-
wegung der andern, die sich dieses christlichen
exempels zugebrauchen und nachzufolgen haben,
auf die nachkommen mag gebracht werden, als
denn unser gnedigster herr für ihre fürstliche
person, fürnemlich nach höchstem vermügen, solchs
stetes zubefürdern und auf die liebe junge her-
schaften, ad exemplum imitationis, zubeerben ge-
fliessen, und mit göttlicher hülf dabei, bis in die
grube (worzu ihre fürstlichen gnade, auch ein
seligs stündelein, von dem lieben gott, um seines
sohns, unsers herrn Christi, willen erwarten) be-
stendiglich verharren wollen.
So wil es nun hinfort die notturft erfürdern,
das man ersten nach dieser folgenden ordnung,
den anfang der visitation für die hand neme und
thetig ins werk stelle. Darnach:
Zum andern, nach folgender instruction in
künftigen zeiten von dem superattendenten und
visitatorn diesem ganzen heilwertigen und not-
turftigen handel, der jerlichen, so immer müglich,
oder je particularen visitation ernstlich nachgesetzet
und auf das fürderlichste abgeholfen werde.
Zum dritten, wie man sich nach dem examine
weiter verhalten, und wie die visitation eines
jedern orts zubeschliessen und zu endigen.
Was nun antrifft das erste, nemlich den an-
fang damit die visitation angerichtet, wil die not
erfürdern:
Erstlich, das ein gewisse zeit der gelegenheit
nach bestimmet und ungefehrlich ein monat zu-
vorn die visitatio ausgeschrieben, und haupt und
amtleuten, denen vom adel und der ritterschaft,
den pastorn und gemeinen kirchspils leuten,

deutschen und undeutschen angekündigt, auch von
der canzel zuvorn angezeiget werde.
Darnach sol dem superintendenten einer von
den gelartesten, gottfürchtigsten und erfahrensten
rheten, desgleichen eines jedern schlosses und ge-
bietes haupt und amtman neben zweien benach-
barten pastorn und einem schreiber, welcher
billich publicus notarius consistorii sein solte, oder
ein ander der visitation zugeordnet werden, doch
das die haupt und amtleute nicht weiter als in
ihrer bereitung und amtsverwaltung die prediger
eben so weit als ihre vice inspectio sich erstreckt,
verreisen sollen. Es were denn, das man ihrer
notwendig zuthun.
An dem bestimten orte der visitation sollen
alle und jede, des kirchspils und gebietes ver-
wanten, einwohner und zugehörige, deutsch und
undeutsch gehorsamlich erscheinen, und sich nicht
daran verhindern lassen.
Wenn man denn also an den ort der ernanten
visitation kommen wird, sol ein predigt von dem
pastorn geschehen, darinne jedermenniglich unter-
richtet vom ende und fürnemlichen ursachen der
angestalten visitatio und zusammenkunft.
Nach geschehener predigte und unterrichtung
verfüget man sich an einen bequemen ort oder
bleibet in der kirchen, und fehet an, für allen
dingen das general examen mit den armen un-
deutschen leutlein, klein und gross, junk und alt,
fraues und mans personen, auch unterweiln mit
den verdechtigen deutschen, das sie ansagen, was
sie aus dem catechismo gelernet, von den christ-
lichen gebeten und lobgesengen können offentlich
bekennen. Und zu diesem nötigen nützen und
heilsamen gottesdienste sol der superattendens sich
nicht beschweren, eine gute raume zeit, wenns
auch einen halben tag und lenger wehrete, zu-
nehmen, damit fleissige erforschung geschehe, bei
den unterthanen und zuhörern, auch die andern
anwesenden pfarner und diaconos gebrauchen, das
alle ins gemein und ein jeder in sonderheit ver-
höret und also ein frucht, gehorsam, andacht und
intentio unter das volk gebracht werde. Darauf
volget
Instructio examinis per distributionem et
enumerationem ratione obiectorum, circa quae
visitatio versatur, posteaque singulorum examen
publice absolutum est.
Nach dem aber fünf fürnemliche heuptstücke
seind, die reine lehr göttlichs worts mit allen ge-
bürlichen ceremonien und kirchendiensten, unter
dem menschlichen geschlechte, rein und unver-
felschet zu erhalten, und auf die nachkömlinge zu
transferiren. Nemlich:
Ersten, die getreuen pfarherrn, pastorn, pre-
diger und diener des worts und der sacramenten,
welche die fürnemsten personen seind, daran
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