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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0105
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Kurländische Kirchenordnung von 1570.

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sie alzeit fleissigen gelesen und gebraucht werden,
aber nicht mit verachtunge oder vorseumnis gött-
lichs wortes und des rechten gottesdienstes an den
sontagen und anderen festen, und selig ist, der
gottes wort höret und bewaret, und wir armen
diener des worts bitten und ermanen alle christen,
das sie sontags und werkeltages bedenken mit
fleissiger lehr des gehörten göttlichen worts, was
zu ihrem friede dienen wil, in dieser zeit ihrer
besuchung, und hören, dieweil es hörens zeit ist,
das verleihe einem jedern der barmherzige gott
um Christi willen, amen.
Nach des sermons beschlus und geschehener
danksagung vermanet der prediger widerum con-
sueto more zum gebete für alle anliegende geist-
liche und leibliche not der ganzen christenheit,
so wol als eines jedern sonderliche beschwerligkeit.
Des vormittags an den festen und sontagen
sol man ohne verenderung alle zeit das gewönt-
liche evangelion predigen. Wenn es sich aber
begibt, das infra octavas natalitiorum Christi ein
sontag einbricht, so verhandelt man mit der Rijgi-
schen kirchen den text Matthei 3. de baptismo
Christi, epistola ex 3. cap. prioris Petri de usu
et fructu baptismi, und wenn der 27. trinitatis,
wie dis siebenzigste jar geschicht, dazu kömt,
verkleret man die tröstliche und herliche historia
de trausfiguratione domini ex 17. Matthaei, epi-
stola ex 12. cap. 2. ad Corinth. de visionibus.
Wenn keine communicanten verhanden seind,
sol von der canzel die verachtung der heiligen
sacramente heftigen gestrafet und umstendige ur-
sache davon genommen werden das volk ernstlich
zuvermahnen, das sie ofter zur communion kommen
wollen, aus vielen ursachen, wie dieselbige auf
nachfolgende weise in der Wittenbergischen
kirchenordnung erzelet und angezeigt werden:
Erstlich ist gewisslich wahr, wo das herz kalt
ist in betrachtung der sünden und in der an-
rufung, da ist auch der trost und die communio
weniger geachtet, und aus dieser ursach ist für-
nemlich die erste gewonheit geendert worden.
Denn da das volk faul und kalt worden ist, haben
ihre sünde und den trost nicht geachtet, und
rechte anrufung nicht verstanden, haben sie die
communio auch unterlassen.
Nu sollen wir teglich für und für unsere
sünde betrachten und herlich für gottes zorn er-
schrecken und ernstlich bitten, das uns gott gnedig
sein wolle um seines sohns willen.
Und wo nicht herzliche begir ist zur com-
munio , da ist gewislich keine ernstliche reu und
schrecken für den sünden.
Weiter ist auch das gebet und danksagung
kalt und faul, wo man der communio nicht achtet.
Und dieweil es gemein ist, das etzliche zum
schein nemen, das sie nicht zur communio kommen
Sehling, Kirchenordnungen. V.

wollen, darum das sie in uneinigkeit leben mit
etzlichen personen. Dieses iss noch mehr zu
strafen, und kommen viel grösser sünden auf einen
haufen, nemlich der has wider den nechsten und
die unterlassung der communio, und so die un-
einigkeit die communio verhindert, verhindert sie
auch das gebet und die anrufung. Nun ist ja das
aller eusserst ubel, wenn ein mensch gott nicht
anrufen kan, darum sollen alle menschen in solchen
fellen recht unterrichtet sein, das sie sich nicht
selb von gott abreisen und endlich in verzweife-
lung fallen, sondern gedenken, wie das gewissen
gegen gott und dem nehesten stehen sol. Wer
unrecht hat, sol versünung suchen, wer nicht un-
recht hat, sol viel weniger mit gott zürnen und
sol sein gewissen und herz frieden begeren, und
sol ihm die anrufung nicht selb irre machen und
verhindern, sol auch davon weitern bericht hören
von seinem pastor.
Nach der predigte singet man die litanei oder
einen andern nach der zeit und tractirten materie
gelegenheit, christlichen psalm.
Darauf folget die benedictio, darmit sonst ge-
meinlich die messe und communio beschlossen wird.
Das sechste theil, von der communion
nach der predigte.
Die communio wird angefangen des sontags
sontags mit der gewöntlichen notirten deutschen
praefation, angesehen, das die lateinische messe
abgethan, in der kirchen zu Rijga, so wenig als
zu lande gebreuchlich und in diesem fürstenthum
nicht wider aufgebracht werden sollen. Dar man
aber auf die hohe fest zur verendrung (wie an
dem fürstlichen hofe geschicht) diese nachver-
zeichnete und notirte praefationes für die quotidian

singen wil, sol einem jedern kirchendiener frei
sein als :
Auf Nativitatis. [Mit Noten.)
Der
diener:
Der herre sei mit euch.
Das
chor:
Und mit deinem geist.
Der
diener:
Erhebet eure herzen.
Das
chor:
Wir heben sie zum herren.
Der
diener:
Last uns dank sagen gotte,
unserem herren.
Das
chor:
Es ist billich und gerecht.

Der diener:
Warlich, es ist billich und gerecht,
Da zugleich ganz und heilsam,
Das wir dir alzeit
Und an allen enden dank sagen,
Und sonderlich zu dieser zeit höher preisen,
Dieweil uns ein jungfreulein zart
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