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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0113
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Kurländische Kirchenordnung von 1570.

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Das vierzehende theil, der christlichen
ceremonien, von braut und breutigams
ehelicher vertrauung.
In diesem stücke sol der alte, löbliche ge-
brauch der einhelligen, christlichen kirchen mit
abkündigung und ehelicher vertrauung, vermüge
des processes von D. Luthero im kleinen cat-
echismo fürgeschrieben, welcher alhie in den
kirchen alzeit gebreuchlich, bestendig gehalten,
und mit nichten verachtet werden, darnach sich
ein jeder zurichten.
SEQUITER FORMULA COPULATIONIS.
[Folgt Trauordnung Luthers, s. Bd. I dieser
Ausgabe, S. 24, Spalte 1, Zeile 24 bis zum
Schlusse.]
ALIA FORMA COPULANDI SPONSUM ET
SPONSAM.
Ihr geliebten des herrn,
Weiln ihr beide euch nach gottes schickung
gedenket in den heiligen ehestand zubegeben,
welchen gott selbst gestiftet und eingesetzet, das
den christlichen eheleuten ein seliger trost ist,
und ihr albereit das gemeine gebet uber euch
haben ergehen und in dieser gemein, christlichem
gebrauche nach, offentlich abkündigen lassen.
ALLOQUITUR SPONSUM.
So frage ich euch N. zum ersten, nemet ihr
N. zu einem ehelichen gemahl, glück und un-
glück, gut und böse, als es gott uber euch ver-
beugen wird, mit ihr zu dulden und zu leiden?
Dicat. Ja.
AD SPONSAM SIMILITER.
Desgleichen frage ich euch N., nemet ihr N.
zu einem ehelichen gemahl, glück und unglück,
gut und böse mit ihm zu dulden und zuleiden,
als es gott uber euch beiden verbeugen mag?
So saget Ja.
CONVERSUS AD AMBOS.
Weiln ihr denn ein wort sprechet, welchs
eines sinnes und willens zeichen und volbort ist,
so spreche ich euch beide ehelich im fleische, gott
gebe auch einig im geiste, in Christo Jesu, unserm
herrn, amen.
PETUNTUR ANNULI AB UTRISQUE AD
SPONSUM.
Zu einer vesten versicherung, das N. des
vorigen Verbundes zwischen euch geschehen, ge-
denken und alzeit treulich halten wil, gibt sie
euch einen gülden treu ring etc.

AD SPONSAM SIMILITER.
Weiln ihr nun also seid, nach euer bei dei
willen und volbort, auch durch ein euserlich zeichen,
ehelich zusammen verbunden, so bestetige ich euch
auch darinne durch gottes wort, welchs alleine
heilig ist und alle dinge heilig und fruchtbar
machet.
IUNGANTUR MANUS.
Nach euer beiden beger und willen gebe und
spreche ich euch zusammen im namen des vaters
und des sons und des heiligen geistes, amen.
Was gott zusammen gefüget, sol kein mensch
scheiden.
EXHORTATIO ET CONSOLATIO.
Höret nun zu und nemet auf den segen gottes,
des himlischen vaters, uber die frommen eheleute
gesprochen aus dem 128. psalm.
Wol dem, der den herrn fürchtet und auf
seinem wege gehet, du wirst dich nehren deiner
hende arbeit, wol dir, du hast es gut, dein frau
wird sein als ein fruchtbarer weinstock umher in
deinem hause, deine kinder als oliezweig um
deinen tisch.
Sihe, also wird gesegnet der man, so den
herrn fürchtet.
Der herr wird dich segnen aus Sion, das du
sehest das glücke Jerusalem dein lebtage.
Und sehest deiner kinder kinder und freude
uber Israel.
In demselbigen friede gehet ihr auch hin,
wachset und vermehret die welt.
Der barmherzige gott verleihe euch darzu
seine gnade, um Christi des herrn willen, amen.
Des montags in der hochzeit sol man nach
altem löblichem gebrauch, mit gewönlichen, ge-
bürlichen und christlichen ceremonien, lehr und
trost psalmen, gott zum preise, dem ehestande zu
ehren und allen eheleuten zu troste, eine christ-
liche brautpredigt aus gottes worte ins werk ge-
richtet, und also braut und breutigam vermittelst
dem christlichen gebete zum beschlus eingesegnet
werden.
Das funfzehende, von der pauren und
undeutschen ehestande.
Demnach die armen paursleute ohne zweifel
aus unwissenheit, und das sie des göttlichen willens
vom ehelichen leben nicht berichtet, einen bösen,
teuflischen, heidnischen gebrauch bis daher an
vielen örtern gehabt, und noch, das sie die megde
und weibs personen, so ihnen gefellig, mit gewalt
aus der eltern gesinden und heusern, auch vom
velde und von freier strassen aufgegriffen, ent-
führet , beschlafen und bisweiln, wenn sie ihnen

Sehling, Kirchenordnungen. V.

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