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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0115
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Kurländische Kirchenordnung von 1570.

99

Der heiligen taufe zun ehren, sol auch ein
sonderlich, herlich taufstein oder tauffas mit not-
turftigen zweien und tüchern vermacht und auf-
gerichtet sein.
Des sol man billich zwen kelche in einer
jedern pfar, einen für die gesunden, den andern
für die kranken haben.
Glocken, leuchter und was mehr nötig mit
der zeit machen lassen und zu wege bringen, das
es alles ordentlich und zierlich zugehe.
Zum achzehenden, von verkleidung der
priester.
Weiln dar oben vom leben und christlichem
wandel, sowol der predicanten erbarlichen kleidern
gehandelt, demnach sollen die priester nach altem,
löblichen, gebliebenem gebrauch dieser kirchen
für dem altar, wenn sie des sontags oder zu andern
zeiten die communion halten, in einem weissen,
leinen kleide oder chor röcklein verkleidet, dem
altar dienen und sich demütig gesinnen lassen,
das sie die engel des herrn seind, Malachise 2.,
die stets mit weissen, langen kleidern der lehr
und des lebens, Marci 16. in der gemeine gottes
gezieret, leben, wandeln und gott beheglich dienen,
psalm. 132. Sacerdotes tui induantur iustitia,
Esaiae 52. Mundamini qui portatis vasa domini,
ubi de tota poenitentia sacerdotum et christianorum
loquitur.
Wenn man aber auf die obnangezeigten hohen
festen zur verendrung andere seitgewant, caseln,
mesgewand, priesterliche kleidung und dergleichen
wil für dem altar gebrauchen, ist auch niemands
verboten.
Auf der canzel aber sol man keine ver-
kleidung, darum das es in diesen landen nach
der Rijgischen kirchenordnung ungewöntlich, ge-
brauchen.
Zum neunzehenden, vom bann, offent-
licher buss und kirchenstrafe.
Des himelreichs schlüssel, amt und gewalt,
wovon Christus Mat. 16., wird auf zweierlei weise
in der kirchen gottes geübt und gebraucht.
Erstlich, ordentlicher weise, wenn vermüge
des predigamts und heilsamen gebrauche der
heiligen, hochwird igen sacramenten, die sünde auf
erden und im himel, nach Christi bevehl und zu-
sagen, vergeben und erlassen werden, Johan. 20.
Zum andern, gerichtlicher weise, wenn allen
ungleubigen und unbussfertigen nach demselbigen
bevehl und vorgeschrieben proces unsers herrn
Christi die absolutio und erlassung der sünde ge-
weigert, und offentlich, wenn sie albereit de facto
für gott excommunicirt, verdammet und von der
gemeine abgesondert werden.

Dieser bann, disciplina und iurisdictio eccle-
siastica genant, ist eine christliche und offentliche
kirchenstrafe, in gottes wort verfasset, der kirchen
geboten und eingesetzet, durch verordente per-
sonen, offentliche gottes lesterer und seines worts
verechter, desgleichen alle andere unbusfertige,
halsstarrige, mutwillige sünder, die sich nicht
wollen bekeren, nach Christi bevehl und löblichem
gebrauch der ganzen einhelligen, christlich kirchen
offentlich mit ausgedruckten namen, von der ge-
meine zu verbannen und abzusondern, darzu um
ihres ergerlichen, schendlichen wesens willen für
jedermenniglich schamrot zu machen und durch
den heiligen geist im namen des herrn Christi,
dem teufel zum verterbe des fleisches uberantworten,
bis sie bekeret und selig werden.
1. Das der bann sei eine kirchenstrafe in
gottes wort verfasset, der kirchen geboten und ein-
gesetzet potestas clavium genant, zeuget Christus
selbst Matth. 16., 18. Und Paulus 1. Cor. 5.
2. Sonderlichen personen der kirchen be-
vohlen, wird aus dem 9. und 16. Johannis be-
zeuget.
3. Gottes lesterer und verechter zuverbannen,
1. Timot. 1 , Tit. 3., Epist. Johan. 2. Item, den
unbussfertigen die sünde vorzubehalten und aus
der gemeine zustossen, Matth. 16., 18., Johan. 20.,
1. Cor. 5.
4. Nach Christi bevehl, Matth. 18., und der
kirchen exempel, bezeuget Moyses Exodi 32.,
Paulus Roma. 9., 1. Cor. 5. und das exempel
Ambrosii, der auch den keiser Theodosium mit
dem banne nach ausweisung der herlichen und
merklichen historien nicht verschonet hat.
Immedicabile vulnus ense rescindendum est,
ne pars sincera trahatur.
5. Mit ausgedrückten namen schamrot zu
machen, erfürdert der personen unterscheit zwischen
gute und böse anzumerken, Ezechiel. 15., 3.Thes. 3.
und Theodosii exempel bezeuget denselbigen ge-
brauch der kirchen.
6. Das der christliche bann geschicht in der
kraft und im namen des herrn Christi lehret der
apostel 1. Cor. 5.
7. Zu keinem andern ende, als zum verterbe
des fleisches, das ist aller fleischlichen begirenden
lüsten, sündlicher freuden und herligkeit, daselbst
1. Cor. 5.
8. Und um keines andern ausgangs willen,
denn das der geist selig werde am tage des herrn
Jesu Christi, ibidem priore ad Corint. 5.
Diesen bericht vom christlichen banne in
göttlicher schrift gegründet, sollen sich die christen
alzeit treulich für ersten lassen bevohlen sein,
Daraus sie sich auch zuerinnern haben des rechten
unterscheids weltlicher und geistlicher jurisdiction
oder gerichts strafen, wovon Christus Lucae 22.:
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