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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0129
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Visitations-Rezess für die Kirche zu Nerfft von 1584.

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Folget, was bei dieser visitation ver-
ordnet und von denen herrn visitatorn
abgeredet worden.
Erstlich der gestühle halber.
Das jus patronatus hat sr. gestrengigkeit herr
Wilhelm von Effern, burgraff, auf welches grund
und boden die kirche stehet zusamt den darzu
gehörigen bauren, und sein gestühle vor sich und
seiner gestrengen geliebten hausfrauen ihr ge-
stühle seines gefallens setzen zu laszen vor-
behalten. Nechst des herrn burgraffen gestühle
ist von den herrn visitatorn zu sezen verordnet:
Willhelmvon Kerszenbruch. Nach diesem:
Willhelm von Witten gestühle; Christoff von der
Roppe gestühle ; Wilhelm Heycke gestühle; Hein-
rich Stichhorst gestühle; Seeliegen Heinrichs Roggen
gestühle; des herrn burgraffen amtleute gestühle;
ein gestühle vor sr. gestr. andere diener; Jürgen
Berniegaw des herrn burgraffen unterthan ge-
stühle; Carsten Creütz des herrn burgraffen
unterthan. Uff der andern seiten mit der frauen
gestühlten wird es ebener maszen wie auf dieser
seiten gehalten; dat weilen die alte Wittsche bisz-
hero über der Kerszbruckschn gestanden, soll sie
zu ihren tagen die stelle also behalten; wann sie
aber mit tode abgangen und sich die von Witten
befreien würden, sollen ihre frauen in dem nechsten
stuhl hinter die Kerszenbrucksche zurücke treten
und daselbst ihren stand haben.
Heute, den 20. septembris, haben sich im
anwesen ihr woledlen gestrengigkeiten des herrn
burgrafen Wilhelm von Effern auf Stallberg und
Nerfften als kirchen patrons, herrn Reinholdt
Tiesenhusen zu Vethell, Wilhelm von Witten, Seel-
burgischen mannrichters, Christoffer von Kerszen-
bruchs, herrn Christian Furecceri, pastorn, Hein-
rich Stichhorst wittiebe mit Wilhelm Heycke
wegen des zwiestigen gestühltes in der kirchen
uff besage wolgemelte herrn burgaffs und Rein-
holdt Tiesenhusen vergliechen und gühtlich ver-
tragen, dieser gestalt, dasz Wilhelm Heycke samt
den seiniegen das gestühlte, welches sein seelieger
vater, durch die herrn visitatorn ihm angewiesen,
hat sezen laszen, der Stiechorstschen und den
ihriegen hiermit will abgetreten und gänzlich will
überlaszen haben, die begräbnüsze aber bleiben,
wie es von anfang damit verordnet, ungeändert.
Haben dieses also hinfort zu halten mit zusammen
geschlagenen bänden bekräftiget, und [Heycke]
will dagegen das gestühle hinter diesen, welches
der seel. Stiechhorst dahin sezen laszen, wieder
annehmen und bekleiden laszen. Zu verfertigung
der gestühle haben die kirspelsverwandten ge-
lobet, eichene bretter und holz, ein jeder zu
seinem gestühle, diesen winter nothdürftig zu ver-
Sehling, Kirchenordnungen. V.

schaffen, und sollen die gestühle eines munsters
bedienget und gemacht werden, hernacher dem
meister alles gebühr bezahlet werden.
Mit den fenstern soll es folgender ge-
stalt gehalten werden.
Der herr burgraf behelt vor sich, seine
seel. in gott verstorbene und sowol auch sr. ge-
strengigkeit jeziege hausfrau den chor mit fenstern
zu bekleiden. In der kirchen: auf der rechten
seiten die erste stelle nechst dem chore Wilhelm
von Kerstenbruch. Nechst diesem Wilhelm Heycke;
und den folget Heinrich Stichhorst. Auf der
linken seiten die erste stelle der seel. Wilhelm
von Witten bekleidet; nechst dem Chriestoffer
von der Roppe und dann die dritte luft Gott-
schalck von Witten beglaszen laszen. Oben auf
dem gange über der thüre auf der rechten seiten
die luft bekleidet Michael Orgowsky, amtmann
zu Nerfften. Und auf der linken seiten Peter
Cörbach, amtmann zu Sallwen.
Folgen die begräbnüszen.
Erstlich ist des herrn burgrafen Wilhelm
von Effern als patronen der kirchen begräbnüsz
in einem verfaszenen gewölbe untern chore. Von
dem chore zur linken in der kirchen eine ge-
wölbte begräbnüsz, Wilhelm von Kerszenbruch.
Nechst diesem der von Witten begrebnüsz, in einem
gewölbe verfaszet. Vor dem chore in der kirchen
der pastoren begabnüsz. Nechst diesem nach
thorm werts zur rechten der Roppen begabnüsz.
Zur linken hand, bei oder an, Heyckens begrab-
nüsz. Hinter Heycken zur rechten wieder Roppen
begabnüsz. Und zur linken hinter Heycken der
Stichorsten begräbnüsz. Mehr hinter Roppen zur
rechten Roggens begräbnüsz. Noch am ende der
kirchen, nechst der thür zur rechten, Jürgen
Berniegawen begabnüsz. Zur linken seiten Carsten
Creutzen begräbnüsz. Dieser Berniegaw und
Creutz hat jeglicher sein begräbnüsz von der
kirchen erkauft vor 30 mark. Würde künftig ein
fremder in der kirchen begraben, soll davor zahlen
30 mark riegisch.
Folget was bei wiedmen nohtwendig-
keit zu bauen verordnet ist.
Was des pastoren gebäude anlanget, ist be-
liebet worden, dasz der herr burgraf jezieger zeit
mit vollbringung des kirchengebeues und sonder-
lich des thurms viel zu schaffen hat, weilen noch
allerlei darzu gehöret, auch niemand vorschub
darzu gethan, als hat er sich auch erkläret, des
pastoren wonhaus, eine neue herberge, eine bat-
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